Wanyonyi besiegt Arop in Xiamen
WM-Silbermedaillengewinner Emmanuel Wanyonyi hat im Rahmen des Diamond-League-Meetings in Xiamen den Zieleinlauf des WM-Rennens im 800m-Lauf umgedreht und Weltmeister Marco Arop in einem spannenden Endspurt besiegt. Beide markierten eine neue persönliche Bestleistung.

© Free Photos / Pixabay
Am Ende war es ein Hauch von 0,04 Sekunden, der den Unterschied zwischen Emmanuel Wanyonyi und Marco Arop beim ersten Diamond-League-Meeting auf chinesischem Boden seit 2019 definierte. Der Kenianer blieb in einer Zeit von 1:43,20 Minuten nicht nur 0,07 Sekunden unter seiner persönlichen Bestleistung, die er beim Diamond-League-Meeting in Paris aufgestellt hatte, sondern auch 0,02 Sekunden unter der bisherigen Weltjahresbestleistung des dieses Mal viertplatzierten Wycliffe Kinyamal, Sieger des Diamond-League-Meetings in Monaco. Arop, der in Budapest mit einer bärenstarken Performance überzeugte, erzielte eine Zeit von 1:43,24 Minuten, 0,02 Sekunden unter seinem bisherigen „Hausrekord“. Damit fehlen ihm noch 0,04 Sekunden auf den kanadischen Rekord von Brandon McBride. Er sei in einer starken Verfassung und freue sich bereits auf seine zukünftige Entwicklung mit dem großen Ziel Olympische Spiele von Paris 2024, ließ der Kanadier nach dem Rennen wissen.
Im gut besuchten Egret Stadium mit seiner eigenwilligen, pompösen Konstruktion griff Arop im Gegensatz zum WM-Finale, wo er mit einer Beschleunigung 350 Meter vor dem Ziel die Konkurrenz düpierte, wieder auf seinen Tempolauf von vorne zurück. Beinahe wäre diese Taktik siegreich gewesen, doch in einem hautengen Endspurt die Zielgerade entlang hatte Wanyonyi knapp das bessere Ende für sich. Platz drei ging an den Franzosen Benjamin Robert in einer Zeit von 1:43,88 Minuten, der ausgerechnet im Vorfeld der Weltmeisterschaften von einer Verletzung ausgebremst wurde. Sein junger Landsmann Yanis Meziane lief eine persönliche Bestleistung von 1:44,28 Minuten und wurde Sechster, als einer von drei Franzosen in den Top-Acht. Nur auf Position neun kam WM-Bronzemedaillengewinner Ben Pattison ins Ziel.
Hailu baut Führung aus
Im 1.500m-Lauf der Frauen lief Freweyni Hailu zu ihrem zweiten Saisonsieg in der Diamond League nach jenem in Stockholm und baute ihre Führung im Diamond-League-Qualifikationsrennen weiter aus. Damit ist die Äthiopierin noch vor dem finalen Qualifikationsrennen in Brüssel uneinholbar auf Platz eins, sie war bereits vor dem Rennen in Xiamen für das Finale qualifiziert. Die 22-Jährige, Olympia- und WM-Vierte (2022), garnierte ihren Erfolg in der chinesischen Hafenmetropole auch mit einer Topzeit, in 3:56,56 Minuten verfehlte sie ihren persönlichen Bestwert um nicht einmal drei Zehntelsekunden – ein starkes Zeichen, nachdem sie vom äthiopischen Verband nur über 5.000m für die WM nominiert wurde und nicht für ihre Spezialdisziplin.
Eine persönliche Bestleistung um über eine Sekunde im Vergleich zu ihrem bisher schnellsten Rennen der Karriere bei der WM in Budapest schaffte die zweitplatzierte Kenianerin Nelly Chepchirchir in 3:56,72 Minuten. Dritte wurde Linden Hall in 3:57,92 Minuten, die mit ihrer Leistung ihren enttäuschenden WM-Auftritt mit einem klaren Aus im Halbfinale etwas vergessen machen konnte. Die Australierin verbesserte ihre Ausgangsposition im Kampf um einen Startplatz beim Diamond-League-Finale in Eugene damit entscheidend. Beste Europäerin war Melissa Courtney-Bryant auf Position vier. Die Waliserin erzielte ihr bestes Resultat in der Diamond League seit drei Jahren und ist nun im Rennen um einen Startplatz beim Finale in Oregon. Auch die Irin Sarah Healy schlug sich als Siebte gut, es war der zweite Top-Acht-Platz der Saison für die U23-EM-Silbermedaillengewinnerin.
In ihrem ersten internationalen Wettkampf seit zwei Jahren hatte die chinesische 800m-Spezialistin Wang Chun Yu keine Chance und wurde Letzte. Sie war die einzige chinesische Teilnehmerin in den vier Laufdistanzen beim Diamond-League-Comeback im bevölkerungsreichsten Land der Welt.
Favoritensiege für Chebet und El Bakkali
Im 3.000m-Lauf der Frauen war in Abwesenheit zahlreicher Top-Läuferinnen die WM-Bronzemedaillengewinnerin im 5.000m-Lauf und Führende im Diamond-League-Qualifikationsranking, Beatrice Chebet, die klare Favoritin. Und die 23-jährige Kenianerin wurde ihrer Rolle in einem unerwartet schnellen Rennen gerecht und gewann schlussendlich mit exakt vier Sekunden Vorsprung in einer tollen Zeit von 8:24,05 Minuten. Mit dieser neuen persönlichen Bestleistung blieb sie fast zwei Sekunden unter der bisherigen Weltjahresbestleistung ihrer Landsfrau Lilian Rengeruk aus Oslo. „Ich bin sehr glücklich über diese persönliche Bestleistung und hochmotiviert für das Saisonfinale. Es ist immer schön, vor so vielen Zuschauern zu laufen“, meinte Chebet nach dem Rennen. Hinter ihr glänzte die Mexikanerin Laura Galvan mit einem neuen Landesrekord von 8:28,05 Minuten, fast 13 Sekunden schneller als ihr vorheriger. Damit liegt die 31-Jährige, die bei den Weltmeisterschaften in Budapest im Vorlauf einen mexikanischen 5.000m-Rekord lief und damit ins Finale stürmte, wo sie Zehnte wurde, auf Platz drei der ewigen nord- und mittelamerikanischen Bestenliste hinter US-Legende Mary Slaney und Alicia Monson. Dritte wurde in Xiamen die Kenianerin Margaret Akidor, die in einer neuen persönlichen Bestleistung ebenfalls unter 8:30 Minuten blieb.
Im 3.000m-Hindernislauf der Männer kontrollierte Soufiane El Bakkali in gewohnter Manier das gesamte Rennen und besonders die Schlussrunde, die er aus der führenden Position bestritt, und siegte in einer Zeit von 8:10,31 Minuten locker vor dem 19-jährigen Äthiopier Samuel Firewu (8:11,29) und dem ehemaligen kenianischen Junioren-Weltmeister Amos Serem, heuer nur Vierter bei den Kenya Trials für die WM in Budapest, der sein bestes Diamond-League-Ergebnis der Karriere einfuhr. Damit bleibt die eindrucksvolle Siegesserie des Olympiasiegers und Weltmeisters aufrecht, der nun seit fast zwei Jahren keinen Wettkampf mehr verloren hat und seinen vierten Saisonsieg in der Diamond League einfuhr – es ist der bereits 16. seiner Karriere. „Meine Saison läuft wirklich gut. Ich bin froh, dass ich auch nach den Belastungen der WM hier gewonnen habe. Aber es war sehr heiß heute“, so der 27-Jährige.
WM-Medaillengewinner Abraham Kibiwot musste sich dieses Mal mit dem vierten Platz zufrieden geben. Bester Asiate beim zweiten Diamond-League-Meeting der Saison auf asiatischem Boden nach dem Auftakt in Doha wurde der Inder Avinash Sable auf Platz fünf vor dem japanischen Rekordhalter Ryuji Miura, der hinter dem besten Europäer des Rennens (und der bisherigen Saison), Daniel Arce aus Spanien, Siebter wurde. Alle drei konnten sich mit ihren Resultaten für das Diamond-League-Finale in Eugene qualifzieren. Der Deutsche Karl Bebendorf legte bei seinem Debüt in der höchsten Meetingserie der Leichtathletik ein solides Rennen hin und kam auf Platz 13 in einer Zeit von 8:24,08 Minuten an.
Premiere für Xiamen
Die Diamond League gastierte zum ersten Mal in Xiamen. Seit vielen Jahren hegt World Athletics, und wohl auch der chinesische Hauptsponsor der Meetingserie, den Wunsch eines zweiten Diamond-League-Meetings in China. Nachdem dieses eigentlich in Shenzhen über die Bühne gehen sollte und wegen der Pandemie mehrfach verschoben wurde, wechselte der Standort kurzfristig zu Xiamen. Das bereits etablierte chinesische Diamond-League-Meeting in Shanghai soll im kommenden Jahr sein Comeback geben.
Ergebnisse Diamond-League-Meeting in Xiamen (Laufentscheidungen)
800m-Lauf der Männer
- Emmanuel Wanyonyi (KEN) 1:43,20 Minuten * / ** / ***
- Marco Arop (CAN) 1:43,24 Minuten ***
- Benjamin Robert (FRA) 1:43,88 Minuten
- Wycliffe Kinyamal (KEN) 1:44,04 Minuten
- Daniel Rowden (GBR) 1:44,27 Minuten
- Yanis Meziane (FRA) 1:44,28 Minuten ***
- Saul Ordonez (ESP) 1:44,54 Minuten ****
- Gabriel Tual (FRA) 1:44,65 Minuten
- Ben Pattison (GBR) 1:44,87 Minuten
1.500m-Lauf der Frauen
- Freweyni Hailu (ETH) 3:56,56 Minuten ** / ****
- Nelly Chepchirchir (KEN) 3:56,72 Minuten ***
- Linden Hall (AUS) 3:57,92 Minuten
- Melissa Courtney-Bryant (GBR) 3:58,22 Minuten
- Worknesh Mesele (ETH) 4:00,84 Minuten
- Saron Berhe (ETH) 4:00,86 Minuten ***
- Sarah Healy (IRE) 4:01,48 Minuten
- Danielle Jones (USA) 4:01,66 Minuten ***
3.000m-Lauf der Frauen
- Beatrice Chebet (KEN) 8:24,05 Minuten * / ** ***
- Laura Galvan (MEX) 8:28,05 Minuten *****
- Margaret Akidor (KEN) 8:29,88 Minuten ***
- Aynadis Mebratu (ETH) 8:30,99 Minuten ***
- Caroline Nyaga (KEN) 8:31,98 Minuten ***
- Merkedes Alemeshete (ETH) 8:36,71 Minuten
- Melknat Wudu (ETH) 8:36,81 Minuten ***
- Selah Businei (KEN) 8:36,91 Minuten ***
3.000m-Hindernislauf der Männer
- Soufiane El Bakkali (MAR) 8:10,31 Minuten **
- Samuel Firewu (ETH) 8:11,29 Minuten
- Amos Serem (KEN) 8:14,41 Minuten ****
- Abraham Kibiwot (KEN) 8:15,87 Minuten
- Avinash Sable (IND) 8:16,27 Minuten
- Daniel Arce (ESP) 8:17,68 Minuten
- Ryuji Miura (JPN) 8:18,32 Minuten
- Benjamin Kigen (KEN) 8:20,15 Minuten
…
12. Karl Bebendorf (GER) 8:24,08 Minuten
* neue Weltjahresbestleistung
** neuer Meetingrekord
*** neue persönliche Bestleistung
**** neue Saisonbestleistung
****** neuer mexikanischer Landesrekord
Wanda Diamond-League-Meeting in Xiamen