Gidey verpasst 5.000m-Weltrekord bei ISTAF knapp

© ISTAF / Lukas Schulze

Letztendlich fiel die Entscheidung der Weltrekordjagd in der vorletzten Runde, die Letesenbet Gidey in einer Teilzeit von etwas über 70 Sekunden absolvierte – und damit zweieinhalb bis drei Sekunden langsamer als die Umläufe davor. Sie beschleunigte zwar noch einmal in der Schlussrunde, in 66,42 Sekunden die schnellste ihres Rennens, doch die Marke von Faith Kipyegon war zu diesem Zeitpunkt bereits abgelaufen, was man auch an den motivationslosen letzten Schritten der Äthiopierin erkannte. „Es war ein gutes Rennen und fühlte sich auch gut an. Es war leider ein bisschen windig und so wurde das Rennen zum Ende hin hart. Daher konnte ich keine bessere Zeit erzielten“, kommentierte sie.

Zum dritten Mal unter 14:10 Minuten

Letesenbet Gidey finishte in einer Zeit von 14:08,79 Minuten, es ist die drittschnellste 5.000m-Zeit ihrer Karriere und die viertschnellste der Geschichte dieser Disziplin. Den Berliner Meetingrekord pulverisierte von Olga Yegorova aus dem Jahr 2001 sie um gut 20 Sekunden, ihre eigene persönliche Bestleistung von 14:06,62 Minuten, fast drei Jahre lang der Weltrekord, verfehlte sie um gut zwei Sekunden. Die Sehnsuchtsmarke von Faith Kipyegon, 14:05,20 Minuten, aufgestellt beim diesjährigen Diamond-League-Meeting in Paris, blieb um 3,59 Sekunden entfernt.

Gidey standen drei Pacemakerinnen zur Verfügung, die sich an den grünen Wavelights entlang der Bahn orientierten, die das Lauftempo für die Weltrekordzeit vorgaben. Das Rennen startete wie geplant mit einem Kilometer in 2:50, gefolgt von einem weiteren in 2:50 Minuten. In der Mittelphase des Rennens war nur noch Beatrice Chepkoech vor Gidey gespannt. Die Vize-Weltmeisterin im 3.000m-Hindernislauf machte jedoch einen perfekten Job, wie Gidey nach dem Rennen betonte, und beschleunigte das Rennen mit einem Kilometer in 2:49 Minuten. Die letzten knapp zwei Fünftel des Rennens musste Gidey bewältigen, der vierte Kilometer war mit einem Split von 2:48,02 Minuten der schnellste, zum Weltrekord veredeln konnte sie ihn auf dem letzten allerdings nicht mehr.

Nächstes Ziel: New York City Marathon

Sagenhaft war der Vorsprung der Äthiopierin im Ziel: Die zweitplatzierte Winnie Jemutai aus Kenia kam in einer Zeit von 14:56,99 Minuten ins Ziel, fünf Sekunden später gefolgt von ihrer kenianischen Landsfrau Edinah Jebitok. Die Spanierin Marta Garcia war als Vierte die beste Europäerin im Feld, Jessica Warner-Judd, die in Budapest ein bemerkenswertes 10.000m-Rennen absolvierte und als beste Europäerin Achte wurde, finishte als Siebte. Gidey, die bei den Weltmeisterschaften in Budapest die Silbermedaille über 10.000m gewonnen und dann auf ein Antreten über die halbe Distanz verzichtet hatte, beendete mit dem Rennen in der deutschen Hauptstadt ihre Bahnsaison und bereitet sich nun auf ihren zweiten Marathon vor, den sie in New York bestreiten wird (siehe RunAustria-Bericht).

Mills in der Schlussrunde überlegen

In der zweiten Laufentscheidung des Sonntagnachmittags lief der Brite George Mills zum Sieg im 1.500m-Lauf in einer Zeit von 3:34,51 Minuten. Die Zusammenarbeit mit den beiden kenianischen Tempomachern, die mit dem Auftrag, ein Rennen mit einer potenziellen Zielzeit von 3:32,00 Minuten anzulaufen, einige Meter vor dem Feld umherliefen, klappte nicht und so konzentrierte sich das Geschehen im Feld auf die Schlussrunde. Mills zog frühzeitig an und konnte mit seinem Tempo eine vorentscheidende Lücke öffnen, womit sein Sieg deutlich ausfiel. Mills scheint ein Deutschland-Spezialist: Seinen letzten internationalen Wettkampfsieg feierte er im Jänner in der Halle von Karlsruhe.

Der Kanadier Charles Philibert-Thiboutot versuchte vergeblich zu folgen, ihn verließen entlang der Zielgerade die Kräfte und er wurde auf Platz fünf zurückgereiht. Tshepo Tshite sicherte sich den zweiten Platz, den Spurt aus der Verfolgergruppe gewann der spanische Olympia-Fünfte Adel Mechaal. Keine Chance auf eine Top-Platzierung hatten die deutschen Teilnehmer: Amos Bartelsmeyer lag als Neunter im Ziel knapp vor 5.000m-Spezialisten Sam Parsons und dem holländischen Junioren-Europameister Stefan Nillessen, 800m-Spezialist Marc Reuther bildete das Schlusslicht.

Meetingdirektor Martin Seeber war mit der Durchführung des ISTAF, ein Meeting der World Athletics Continental Tour der Stufe Silber, zufrieden. „Es war ein Festival der Leichtathletik, genau das, was wir gehofft haben. Wir haben unglaubliche Leistungen der Athleten gesehen und viele kleinere und größere Geschichten erlebt. Dafür steht die Leichtathletik!“ 34.500 Zuschauer wohnten dem wichtigsten deutschen Leichtathletik-Meeting bei und sorgten für eine hervorragende Stimmung im Berliner Olympiastadion.

Ergebnisse ISTAF in Berlin 2023 (Laufentscheidungen)

5.000m-Lauf der Frauen

  1. Letesenbet Gidey (ETH) 14:08,79 Minuten *
  2. Winnie Jemutai (KEN) 14:56,99 Minuten
  3. Edinah Jebitok (KEN) 15:01,97 Minuten
  4. Marta Garcia (ESP) 15:02,11 Minuten **
  5. Karissa Schweizer (USA) 15:02,62 Minuten
  6. Celestine Biwot (KEN) 15:03,33 Minuten
  7. Jessica Warner-Judd (GBR) 15:04,01 Minuten
  8. Viktoria Wagner-Gyürkes (HUN) 15:15,21 Minuten

1.500m-Lauf der Männer

  1. George Mills (GBR) 3:34,51 Minuten
  2. Tshepo Tshite (RSA) 3:34,97 Minuten
  3. Adel Mechaal (ESP) 3:35,49 Minuten
  4. Hobbs Kessler (USA) 3:35,69 Minuten
  5. Charles Philibert-Thiboutot (CAN) 3:35,75 Minuten
  6. Jochem Vermeulen (BEL) 3:36,13 Minuten
  7. Salim Keddar (ALG) 3:36,21 Minuten
  8. Charles Grethen (LUX) 3:36,52 Minuten
  9. Amos Bartelsmeyer (GER) 3:36,54 Minuten
  10. Sam Parsons (GER) 3:37,07 Minuten

* neuer Meetingrekord
** neue persönliche Bestleistung

ISTAF

World Athletics Continental Tour

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