Favoritensiege bei den Staatsmeisterschaften in Bregenz

Raphael Pallitsch konnte seinen Staatsmeisterschaftstitel im 1.500m-Lauf mit dankenswerter Unterstützung mit einer flotten Zeit verbinden. Die 800m-Läufe verliefen unterschiedlich, die Favoriten Caroline Bredlinger und Elias Lachkovics blieben unantastbar. Auf der längsten Laufstrecke der Titelkämpfe, den 5.000m, setzte sich Andreas Vojta am finalen Kilometer gegen Peter Herzog durch.

Drei Staatsmeister auf einem Bild: Elias Lachkovics und Andreas Vojta unterstützten Raphael Pallitsch im 1.500m-Lauf bei der Jagd auf eine gute Zeit. © ÖLV / Alfred Nevsimal

Im in der Mittagshitze des gestrigen Sonntags ausgetragenen 1.500m-Lauf der Männer blickte Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) mit der Hoffnung eines Performance Scores, der ihn in den Dunstkreis der potenziellen WM-Teilnehmer von Budapest bringen würde, nicht nur auf die Platzierung, sondern auch auf die Uhr. Die 100 Extrapunkte für den österreichischen Meistertitel als Joker im Gepäck, hilft man in solch besonders wichtigen Augenblicken auf nationaler Ebene zusammen. So stellten sich die beiden Staatsmeister vom Samstag, Elias Lachkovics und Andreas Vojta, als Tempomacher für die längere Mittelstrecke zur Verfügung und brachten den Burgenländer mit einer Durchgangszeit von deutlich unter zwei Minuten nach 800m auf Kurs für eine entsprechende Endzeit. „So ziemlich genau das, was wir geplant hatten“, meinte Pallitsch nach dem Rennen. „Elias hat einen super Job gemacht, für Andi war es nach dem harten 5.000er gestern natürlich schwer, die Pace weiterzugehen. Aber ich rechne ihm sehr hoch an, dass er sich selbst bei mir gemeldet hat und gefragt hat, wie er mir helfen kann. Schön, dass bei uns jetzt so zusammengearbeitet wird.“

Mission erfüllt

Auch Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling), U23-EM-Teilnehmer in dieser Disziplin und einziger Kontrahent um den Titel für Pallitsch, profitierte und half mit, denn er übernahm in der letzten Runde die Führung und forderte den Favoriten damit, alles aus sich herauszuholen. Im Schlussspurt wendete Pallitsch das Blatt zu seinen Gunsten und finishte in einer Zeit von 3:40,74 Minuten, was inklusive der Bonuspunkte sein drittbestes Ergebnis im Verlaufe des Qualifikationszeitraums ergibt und damit das Resultat aus dem Sturzrennen von Ostrava aus der Wertung nimmt. „Meine Ausgangslage für die nächsten Großereignisse ist jetzt sicher besser als vor den Meisterschaften“, fasste Pallitsch eher unemotional zusammen. Da geriet die erfolgreiche Titelverteidigung aus klarer Favoritenposition fast ein bisschen in den Hintergrund.

In Sachen Weltrangliste wird World Athletics am Mittwoch einen aktualisierten Überblick liefern, schließlich hatte nicht nur Pallitsch am vergangenen Wochenende die Chance, mit den Bonuspunkten bei nationalen Meisterschaften den Score zu verbessern. Der Schnitt aus fünf Leistungen wird im 1.500m-Lauf errechnet, der Österreicher hat durchaus noch eine verbesserungswürdige Leistung im Ranking stehen – der Qualifikationszeitraum für die WM 2023 endet zu Monatsende, jener für die Olympischen Spiele 2024 hat zu Monatsbeginn begonnen, weshalb diese Leistung doppelte Ranking-Bedeutung hat. Tobler feierte mit der Silbermedaille und einer Zeit von 3:41,70 Minuten eine gute Generalprobe für die U23-Europameisterschaften, wo der Niederösterreicher bereits am Donnerstag im Vorlauf im Einsatz sein wird. Vojta nahm die Bronzemedaille in jener Disziplin, in der er vor elf Jahren bei den Olympischen Spielen von London antrat und alleine im Freien zehn Staatsmeistertitel aufweisen kann, quasi im Vorbeigehen mit (3:49,67), indem er vor seinem Trainingspartner Dominik Stadlmann blieb, der sich hauptberuflich ebenfalls längst den längeren Distanzen widmet.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Schauer führt Youngsters zu Bestleistungen

Wenige Minuten zuvor wurde Sandra Schauer (Union St. Pölten) ihrer Rolle als Favoritin im 1.500m-Lauf der Frauen gerecht und sie übernahm auch die Verantwortung der Tempogestaltung. Früh war damit das Feld sortiert: Schauer führte vor den jungen Katharina Stöger (Union Salzburg LA), Marie Glaser (Leichtathletik Akademie Eisenstadt) und U18-Meisterin Tabea Schmid (ULC Riverside Mödling). Das Quartett hatte frühzeitig einen großen Vorsprung auf den Rest, an der Reihenfolge änderte sich bis zur Ziellinie nichts mehr, obwohl die Salzburgerin ausgangs der letzten Kurve einen zarten Angriffsversuch andeutete. Schauer konterte diesen mit dem besten Finale aller Teilnehmerinnen und sicherte sich ihren ersten Freiluft-Staatsmeistertitel, nachdem sie im Winter die Titel im 1.500m- und 3.000m-Lauf unter dem Hallendach gewonnen hatte, in einer Zeit von 4:29,46 Minuten. „Ich habe auf meine Spurtschnelligkeit vertraut. Die schnelle Zeit war mir wichtig und ich bin zufrieden damit, weil ich auch den 800er von gestern gespürt habe“, sprach die Siegerin von einer gelungenen Rennplanung. Stöger gewann die Silbermedaille dank einer persönlichen Bestleistung von 4:30,83 Minuten, Glaser markierte als Dritte in 4:31,40 Minuten einen neuen burgenländischen Landesrekord für die Altersklassen U20 und U23.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

Bredlinger mit Zeit nicht zufrieden

Eine schnelle Zeit für die Weltrangliste hatte auch Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) zum Auftakt der Laufentscheidungen am Samstagnachmittag als Wunsch in ihren Gedanken. Schließlich widmet sich die 22-Jährige spätestens nach den U23-Europameisterschaften 2023, bei der es für sie bereits am ersten Wettkampftag am Donnerstag in den Vorläufen ernst wird, größeren Zielen und der Qualifikationszeitraum für die Europameisterschaften von Rom 2024, die ja vor den nächsten Freiluft-Staatsmeisterschaften mit der nächsten wichtigen Gelegenheit der 100 Bonuspunkte stattfindet, läuft bereits. Dafür stellte sich eine tschechische Läuferin in jenem Bewerb, der aufgrund von technischen Problemen zweimal gestartet werden musste, was eine lange Wartezeit für alle Teilnehmerinnen bedeutete, für die klare Favoritin auf den Staatsmeistertitel fast 600 Meter lang zur Verfügung.

Die Durchgangszeit mit etwa 61,5 Sekunden nach 400 Metern stimmte, doch mit den hohen Temperaturen tat sich die Burgenländerin in der zweiten Runde schwer, das Tempo hochzuhalten. Die Zeitnehmung stoppte bei einer Leistung von 2:06,68 Minuten, womit sie im Ziel standesgemäße drei Sekunden Vorsprung auf Katharina Stöger und vier Sekunden auf Sandra Schauer hatte. Damit erzielte die junge Salzburgerin ihre erste von zwei Silbermedaillen des Wochenendes, die Bronzemedaille für Schauer war ein Muntermacher für die Goldene tags darauf. Bredlinger, die ihren dritten Titel in Folge bereits in der Allgemeinen Klasse gewann, war nach dem Rennen nicht zufrieden: „Es hat sehr gut begonnen, aber leider haben die dritten 200 Meter gar nicht mehr gepasst. So war halt leider, auch wegen der Hitze, nicht das drinnen, was ich mir erhofft hätte.“

Im 800m-Lauf der Männer wurde Elias Lachkovics (SVS Leichtathletik) seiner Favoritenrolle gerecht. In einem in der ersten Runde nicht im Vollgas bestrittenen Rennen übernahm der 19-Jährige die Initiative eingangs der zweiten und letzten Runde und sicherte sich in einer Zeit von 1:55,27 Minuten seine Titelpremiere. Paul Stüger (KSV Alutechnik), 1:55,95) und Fabio Fister (DSG Maria Elend, 1:56,73) freuten sich über die weiteren Medaillen.

© SIP / Johannes Langer

Vojta mit sechstem Titel über 5.000m

Keine Überraschung gab es auch am Samstagabend im 5.000m-Lauf der Männer. Peter Herzog (Union Salzburg LA), der vor wenigen Tagen sein traditionelles Sommer-Höhentrainingslager in St. Moritz bezogen und dieses für das Staatsmeisterschaftsrennen kurz unterbrochen hat, wählte in seinem ersten Wettkampf seit über fünf Monaten gleich ein flottes Tempo, um die Konkurrenz um die Medaillen unter Druck zu setzen. Hinter ihm fand Andreas Vojta (team2012.at) in seinen Rhythmus und übernahm nach knapp vier Minuten erstmals die Führung, für den dahinter laufenden Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) war das Tempo auf den ersten zwei Kilometern (Durchgangszeit: 5:34 Minuten) bereits ein Stresstest.

Damit entwickelte sich für die beiden Routiniers vorne ein angenehmes Rennen, an dessen Ende Vojta wenig überraschend am finalen Kilomter seine Überlegenheit in die sechste Goldmedaille auf dieser Distanz umwandelte. Die Zeitnehmung stoppte bei 14:05,89 Minuten, danach hatte der Staatsmeister faire Worte für seinen Kontrahenten übrig: „Peter hatte logischerweise nach der langen Pause noch nicht die Beine bis ganz zum Ende, daher konnte ich den Sieg dann relativ kontrolliert nach Hause bringen.“ Herzog zog aus dem Wettkampferlebnis einen Motivationsschub für die kommenden, harten Trainingswochen und fuhr angesichts der Überlegenheit Vojtas mit der Silbermedaille das Maximale aller realistischen Erwartungen ein. Das Stockerl komplettierte Stadlmann in einer Zeit von 14:20,03 Minuten, dahinter klaffte eine Lücke von einer halben Minute zum frisch gebackenen U23-Meister Raphael Siebenhofer (run2gether) auf Position vier. Für Vojta war es der 48. Staatsmeistertitel, der 50er rückt immer näher.

Bei den Frauen sah es lange nach einem Alleingang von Laura Krasa (SK Rückenwind) aus, die zeitweise deutlich in Führung lag. Am Ende des Rennens an einem sonnigen Samstagabend am Bodensee ging ihr allerdings etwas der Sprit aus und Stefanie Kurath (LC Villach) kam mit einem Überholmanöver in der letzten Kurve doch noch zum Titelgewinn in einer Zeit von 17:22,12 Minuten, es war ihr erster. Krasa folgte sechs Sekunden später, Bronzemedaillengewinnerin Sonja Inzinger (Union St. Pölten) hatte im Ziel trotz einer persönlichen Bestleistung fast eine Minute Rückstand auf die Siegerin.

Ergebnisse ÖLV-Staatsmeisterschaften 2023

800m-Lauf der Männer

Gold: Elias Lachkovics (SVS Leichtathletik) 1:55,27 Minuten
Silber: Paul Stüger (KSV Alutechnik) 1:55,95 Minuten
Bronze: Fabio Fister (DSG Maria Elend) 1:56,73 Minuten

  1. Anton Seiler (KSV Alutechnik) 1:57,78 Minuten
  2. Stefan Klefasz (ULC Riverside Mödling) 1:58,54 Minuten
  3. Philipp Hafner (LTU Graz) 1:58,57 Minuten
  4. Niklas Kainrath (Union St. Pölten) 1:58,82 Minuten
  5. Daniel Karner (KSV Alutechnik) 1:58,95 Minuten

800m-Lauf der Frauen

Gold: Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) 2:06,68 Minuten
Silber: Katharina Stöger (Union Salzburg LA) 2:09,81 Minuten
Bronze: Sandra Schauer (Union St. Pölten) 2:10,85 Minuten

  1. Suri Stöhr (team2012.at) 2:11,28 Minuten
  2. Viola Simmer (LCA Umdasch Amstetten) 2:11,35 Minuten *
  3. Agnes Danner (Sportunion IGLA long life) 2:16,48 Minuten *
  4. Pauline Schedler (TS Egg) 2:16,77 Minuten *
  5. Elena Trinks (LAG Genböck Haus Ried) 2:17,32 Minuten

1.500m-Lauf der Männer

Gold: Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) 3:40,74 Minuten
Silber: Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling) 3:41,70 Minuten
Bronze: Andreas Vojta (team2012.at) 3:49,67 Minuten

  1. Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) 3:53,59 Minuten
  2. Paul Stüger (KSV Alutechnik) 3:54,28 Minuten
  3. Tobias Rattinger (LAC Amateure Steyr) 3:54,84 Minuten
  4. Fabio Fister (DSG Maria Elend) 3:57,69 Minuten
  5. Bernhard Schmid (SVS Leichtathletik) 3:59,33 Minuten

1.500m-Lauf der Frauen

Gold: Sandra Schauer (Union St. Pölten) 4:29,46 Minuten
Silber: Katharina Stöger (Union Salzburg LA) 4:30,83 Minuten *
Bronze: Marie Glaser (Leichtathletik Akademie Eisenstadt) 4:31,40 Minuten **

  1. Tabea Schmid (ULC Riverside Mödling) 4:33,40 Minuten
  2. Carla Maier (ITSG Sektion Running) 4:38,13 Minuten *
  3. Agnes Danner (Sportunion IGLA long life (4:44,35 Minuten

    9. Lisa Redlinger (TS Lustenau) 4:52,08 Minuten

5.000m-Lauf der Männer

Gold: Andreas Vojta (team2012.at) 14:05,89 Minuten
Silber: Peter Herzog (Union Salzburg LA) 14:14,14 Minuten
Bronze: Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) 14:20,03 Minuten

  1. Raphael Siebenhofer (run2gether) 14:50,15 Minuten
  2. Dominik Jandl (SVS Leichtathletik) 14:53,75 Minuten
  3. Lars Demuth (1. Sportvereinigung Hohe Wand) 15:15,18 Minuten
  4. Isaac Toroitich Kosgei (TGW Zehnkampf Union) 15:25,50 Minuten
  5. Klaus Vogl (LCA Umdasch Amtsketten) 15:53,54 Minuten

5.000m-Lauf der Frauen

Gold: Stefanie Kurath (LC Villach) 17:22,12 Minuten
Silber: Laura Krasa (SK Rückenwind) 17:28,19 Minuten
Bronze: Sonja Inzinger (Union St. Pölten) 18:16,81 Minuten *

  1. Ann-Kathrin Gruber (Union Salzburg LA) 18:19,87 Minuten *
  2. Dorota Wojciga (KUS ÖBV Pro Team) 20:40,53 Minuten
  3. Irina Guarghias-Clarissetti (LV Marswiese) 20:42,43 Minuten

* neue persönliche Bestleistung
** neuer burgenländischer Landesrekord der Altersklassen U20 und U23

Österreichischer Leichtathletik-Verband

About Author