ÖLV-Topläufer kämpfen in Bregenz um Staatsmeistertitel

Erstmals seit 1951, damals kurz nach der Eröffnung des Stadions, finden die ÖLV-Staatsmeisterschaften der Stadionleichtathletik in Bregenz statt. Neben den Titeln gibt es für die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten des Landes bei den Staatsmeisterschaften auch wichtige Bonuspunkte für die Weltrangliste zu gewinnen, die im Qualifikationsprozess sowohl für die anstehenden Weltmeisterschaften als auch für die Europameisterschaften von Rom 2024 und die Olympischen Spiele von Paris 2024 entscheidend sein können. Der Olympia-Qualifikationszeitraum hat mit 1. Juli 2023 begonnen.

© ÖLV / Alfred Nevsimal

In der Entscheidung im 5.000m-Lauf der Männer weht ein kräftiger Hauch Marathon durch das „ImmoAgentur“ Stadion in Bregenz, jährlich Zielort des Drei Länder Marathon und größtes Stadion im westlichsten Bundesland. Denn die beiden wohl aussichtsreichsten Aspiranten auf eine Olympia-Teilnahme im Marathon in Paris, Andreas Vojta (team2012.at) und Peter Herzog (Union Salzburg LA), gehen an den Start. Vojta, der zuletzt zwei Wettkämpfe über 5.000m und einen über 10.000m absolviert hat und besonders im Rahmen der Track Night Vienna einen guten Eindruck hinterlassen hat, ist der klare Favorit auf den sechsten Titel in den letzten sieben Jahren in dieser Disziplin. Vojtas Trainingspartner Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) ist ein heißer Kandidat auf eine Medaille, Herzog, Staatsmeister von 2020, hofft auf den dritten Platz. Nach etlichen gesundheitlichen Rückschlägen im Frühling ist der Pinzgauer bereits in der Vorbereitung auf seine kommenden Marathon-Ziele im Herbst und reist aus St. Moritz ins nahe Vorarlberg. Der prominenteste abwesende 5.000m-Läufer in Bregenz ist Sebastian Frey (DSG Wien), der sich im Finetuning für die U23-EM nächste Woche befindet.

RunAustria-Tipp: Die Staatsmeisterschaften werden zur Gänze im Livestream auf Streamster.tv übertragen.

Livestream

Offenes Feld bei den Frauen

In der längsten programmierten Laufentscheidung, die am Samstagabend auf dem Programm stehen, sind genauso wie bei den Frauen nur neun Athleten überhaupt gemeldet. Der Kampf um den Titel im 5.000m-Lauf der Frauen scheint offen, weder Sandra Schauer (Union St. Pölten) noch die Vorarlbergerin Lisa Redlinger (TS Lustenau) sind gemeldet – beide laufen den 1.500m-Lauf, für Redlinger ein Unterdistanztest vor den U23-Europameisterschaften nächste Woche, wo sie über 10.000m an den Start gehen wird. So führt Stefanie Kurath (LC Villach) das Teilnehmerinnenfeld an, Lisa Oberndorfer (LCAV Jodl packaging) und Laura Krasa (SK Rückenwind) haben Bestzeiten in einem ähnlichen Bereich. Definitiv gibt es eine Premiere als Titelträgerin in dieser Disziplin.

Das Programm der Laufentscheidungen

  • Samstag, 8. Juli um 14:45 Uhr: 800m-Lauf der Frauen
  • Samstag, 8. Juli um 14:50 Uhr: 800m-Lauf der Männer
  • Samstag, 8. Juli um 19:15 Uhr: 5.000m-Lauf der Frauen
  • Samstag, 8. Juli um 19:40 Uhr: 5.000m-Lauf der Männer
  • Sonntag, 9. Juli um 11:30 Uhr: 1.500m-Lauf der Frauen
  • Sonntag, 9. Juli um 11:45 Uhr: 1.500m-Lauf der Männer

Pallitsch hat Sieg und Weltrangliste im Blick

Die 100 Extrapunkte für den Staatsmeistertitel besonders interessant sind im Laufbereich für Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik), dessen großes, wenn auch sehr herausforderndes Ziel die Olympia-Qualifikation im 1.500m-Lauf bleibt – Hauptantrieb für sein Comeback nach vielen Jahren verletzungsbedingter Karriere-Unterbrechung. Tatsächlich befindet sich der 33-jährige Burgenländer auch noch im Kampf um die WM-Qualifikation für Budapest. Um ins Feld der dort vorgesehenen Teilnehmer zu gelangen, braucht Pallitsch noch zwei gute Leistungen für seinen Durchschnittswert in der Weltrangliste. Die erste Gelegenheit dafür bietet sich am Sonntag zur Mittagszeit unter der voraussichtlich brütenden Sonne. Wertvoll sind die 100 Zusatzpunkte nur in Kombination mit einer guten Laufleistung, daher soll die Präsenz von Andreas Vojta und Elias Lachkovics (SVS Leichtathletik) laut Informationen des ÖLV ein flottes Rennen ermöglichen. Titelfavorit ist Pallitsch allemal.

Talente fordern Schauer

Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) bereitet sich gegenwärtig im Höhentrainingslager in St. Moritz auf sein Hauptziel in dieser Saison vor, die Junioren-Europameisterschaften im August. Daher ist Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling), sofern er startet, bei seiner Generalprobe für den Auftritt bei den U23-Europameisterschaften eine Woche später im finnischen Espoo der einzige in der Kragenweite Pallitschs. Im 1.500m-Lauf der Frauen ist Sandra Schauer die Favoritin. Die jungen, talentierten Läuferinnen Tabea Schmid (ULC Riverside Mödling), Jahrgang 2006 und letzte Woche überlegene U18-Meisterin, Marie Glaser (Leichtathletik Akademie Eisenstadt) und Katharina Stöger (Union Salzburg LA) haben gute Medaillenchancen.

Klare Favoritenrollen für Lachkovics und Bredlinger

Nachdem Pallitsch und Tobler sich auf die längere Distanz fokussieren, liegt die Favoritenrolle im 800m-Lauf der Männer auf den Schultern des 19-jährigen Elias Lachkovics. Die erste der sechs Laufentscheidungen im Rahmen der diesjährigen ÖLV-Staatsmeisterschaften, der 800m-Lauf der Frauen, kennt eine klare Favoritin. Caroline Bredlinger (Leichtathletik Akademie Eisenstadt) greift nach dem Titel-Hattrick. Für die 22-jährige Burgenländerin ist die Reise einmal quer durch Österreich auch jene zur Generalprobe für die U23-EM, wo sie nächste Woche durchaus Chancen auf ein gutes Abschneiden haben sollte. Der Kampf um die Silbermedaille könnte die Neuauflage des Kampfs um die Goldmedaille letzte Woche bei den U23-Meisterschaften in Rif sein, die Bredlinger ausgelassen hat. Damals besiegte Katharina Stöger Nicole Prauchner (LC Neufurth), für die es immer noch um die Erbringung des Limits für die U20-EM geht.

Spannung bei Trials in Kenia und den USA

An diesem Wochenende finden in den meisten bedeutenden Leichtathletik-Nationen der nördlichen Hemisphäre die nationalen Meisterschaften statt. Strikt sind die Vorgaben bei den zweitägigen Trials in Kenia und den viertägigen Trials in den USA, wo die WM-Nominierungen abseits der Weltmeisterinnen und Weltmeister von Oregon 2022, die einen Wildcard-Startplatz haben, gebunden sind an die Ergebnisse vom Wochenende. Erstmals seit 17 Jahren überträgt die NBC in den USA die Trials, die im WM-Stadion von Eugene über die Bühne gehen, nicht durchgehend. Im Gegensatz zum Vorjahr sind auch die Meisterschaften im 10.000m-Lauf in die Trials integriert, Etliche versuchen den Doppelschlag mit den 5.000m. In den meisten Laufdisziplinen verspricht der Kampf um die drei WM-Tickets hohe Qualität und Spannung, bei den Männern insbesondere im 1.500m- und 5.000m-Lauf. Im 800m-Lauf der Frauen hat die USA vier WM-Startplätze, da Athing Mu die amtierende Weltmeisterin ist. Im 3.000m-Hindernislauf verteidigen Evan Jager und Emma Coburn lange Erfolgsserien, beide sind in der bisherigen Saison aber kaum oder nicht mit besonderen Leistungen in Erscheinung getreten.

Klosterhalfen startet über 800m

Auch der britische Verband orientiert sich traditionell bei Nominierungen für Großereignisse an den Ergebnissen der nationalen Meisterschaften. Iinsbesondere auf den Mittelstrecken gibt es hochspannende Ausgangspositionen. Die Deutschen Meisterschaften finden in Kassel statt und sind Teil der vierteiligen Multisport-Meisterschaften „Die Finals“ mit 159 sportlichen Entscheidungen in 18 Sportarten. Austragungsort ist die Region Rhein-Ruhr, die öffentlichen Rundfunksender übertragen umfangreich. Der Vorverkauf für die Tickets im Auestadion verlief ausgesprochen gut, der DLV hofft auf jeweils 12.000 Zuschauer an beiden Tagen. Sportlich könnte im 800m-Lauf eine Serie von sieben Meistertiteln in Folge von Christina Hering zu Ende gehen, da ob der Vorleistungen Majtie Kolberg als Favoritin ins Rennen geht. Interessant ist der Start von Konstanze Klosterhalfen in der kürzesten Laufdisziplin. Lea Meyer versucht den Doppelschlag und möchte sowohl im 5.000m-Lauf (gegen Alina Reh) als auch im 3.000m-Hindernislauf den Titel gewinnen.

Österreichischer Leichtathletik-Verband

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