Gold Coast Marathon: Comeback eines Topstars früherer Jahre

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Es ist eine der großen Überraschungen des Jahres. Ende Mai hat Florence Kiplagat, ehemalige Weltrekordhalterin im Halbmarathon, ihr Comeback auf der Wettkampfbühne ankündigt. Die 36-jährige Kenianer gehörte im letzten Jahrzehnt zu den besten ihres Fachs, gewann zweimal den Berlin Marathon und zweimal den Chicago Marathon. In der rasanten Entwicklung der letzten Jahre im Marathonlauf der Frauen ist die Kenianerin beinahe in Vergessenheit geraten. Eine Läuferin mit Bestleistungen von 2:19:44 Stunden im Marathon (Berlin 2011) – damals besiegte sie die deutsche Topläuferin Irina Mikitenko und den britischen Star Paula Radcliffe – und 1:05:09 Stunden im Halbmarathon (Barcelona 2015). Nun feiert sie am Sonntag beim Gold Coast Marathon ihre spannende Rückkehr.
Über vier Jahre Pause
Der vierte Platz beim Tokio Marathon 2019, exakt die gleiche Platzierung wie beim Chicago Marathon ein halbes Jahr davor, steht als letztes verfügbares Ergebnis in einem Straßenlauf in der doch noch nicht abgeschlossenen sportlichen Vita von Florence Kiplagat. Laut kenianischen Medienberichten und eines Berichts auf der kanadischen Website „Athletics Illustrated“ verursachte eine langwierige Verletzung gefolgt von den Pandemieeinschränkungen und langwierigen gesundheitlichen Problemen in Folge einer COVID-19-Infektion die lange Pause. Außerdem ist Kiplagat, Nichte des ehemals erfolgreichen Marathonläufers William Kiplagat (u.a. Sieger des Rotterdam Marathon 2003), und Ehefrau des ehemaligen Topläufers Moses Mosop (Sieger des Chicago Marathon 2011, Zweiter beim legendären Boston Marathon 2011 und Olympia-Teilnehmer 2012) nun zweifache Mutter. Sie wird vom italienischen Trainerroutinier Renato Canova betreut, auf den Gold Coast Marathon hat sich die Athletin laut der kenianischen Tageszeitung „Daily Star“ autodidaktisch vorbereitet.
Ende Mai verkündete die Öffentlichkeit Kiplagats Start beim Stockholm Marathon am ersten Juni-Wochenende, doch die Kenianerin erhielt die Reisedokumente für den Trip nach Nordeuropa nicht rechtzeitig. Somit fiel der alternative Comebackplan auf den nächsten prestigeträchtigen Marathon im Kalender – und das ist gleichzeitig der bis zum gegenwärtigen Aufstieg des Sydney Marathon zu einem Beitrittskandidat zu den World Marathon Majors wichtigsten Marathon auf der Südhalbkugel – der Gold Coast Marathon.
Starke Konkurrenz
Ihr letzter Wettkampfsieg liegt nun bereits sechseinhalb Jahre zurück – beim Halbmarathon in Barcelona, wo sie ihre schnellsten Rennen lief. Zweimal, 2014 und 2015, verbesserte Florence Kiplagat dort den Weltrekord im Halbmarathon. Nach der langen Pause will Kiplagat noch einmal zeigen, was sie drauf hat und setzt sich hohe Ziele. Sie würde gerne den Streckenrekord in Gold Coast von Lindsay Flanagan, der bei einer Zeit von 2:24:43 Stunden liegt, verbessern. „Es ist ewig lange her, dass ich zuletzt in einem Wettkampfeinsatz war. Ich würde bei meiner Rückkehr gerne besser sein als zuvor“, sagte sie gegenüber der kenianischen Tageszeitung „The Star“.
Im Kampf um den Sieg hat Kiplagat beim Gold Coast Marathon durchaus starke Konkurrenz. Ruth Chebitok, die diesen Marathon im Jahr 2018 gewinnen konnte, und Rodah Tanui, Mitte Mai Siegerin des Kopenhagen Marathon, weisen Bestleistungen von 2:21:03 bzw. 2:23:14 Stunden auf. Die australische Topläuferin im Rennen ist Eloise Wellings, die beim Nagoya Women’s Marathon 2022 eine Zeit von 2:25:10 Stunden gelaufen ist. Die 40-jährige Marathon-Vierte bei den Commonwealth Games 2022 hatte bisher kein so starkes Wettkampfjahr.
Japanische Phalanx fordert Ostafrikaner
Das Elitefeld der Männer enthält nicht weniger als neun Läufer mit Bestleistungen unter 2:10 Stunden, darunter sechs Japaner und drei Afrikaner. Den schnellsten Vorwert hat der 26-jährige Mogos Shumay aus Eritrea mit einer Bestzeit von 2:07:10 Stunden. Nummer drei der nach Bestleistungen gereihten Meldeliste ist der berühmte japanische Marathonläufer Yuki Kawauchi, der den Gold Coast Marathon vor zehn Jahren gewonnen hat. Er ist auch bereits das zehnte Mal beim Klassiker an der australischen Ostküste, der 1979 seine Premiere erlebte, am Start. Titelverteidiger ist sein Landsmann Jo Fukuda, der mit einer Bestleistung von 2:09:52 Stunden nur die Nummer neun der Liste ist. Bester Australier ist Liam Adams, mit Jacob Thompson ist auch der amtierende US-Meister im Halbmarathon am Start.
D’Amato denkt an US-Halbmarathonrekord
Beachtlich ist auch der bereits am Samstag durchgeführte ASICS Halbmarathon besetzt. Die Startlisten werden von der US-amerikanischen WM-Teilnehmerin im Marathon, Keira D’Amato und dem australischen Halbmarathonrekordhalter Brett Robinson angeführt. D’Amato hat gleich die Verbesserung des US-amerikanischen Rekordes von 1:06:52 Stunden, gehalten von Emily Sisson, als Ziel ausgegeben, sofern die äußeren Bedingungen die entsprechenden sind. Die besten australischen Läuferinnen im Halbmarathon sind Ellie Pashley, Isobel Batt-Doyle und Leanne Pompeani, die besten japanischen Kaede Kawamura, Chiharu Ikeda und Yuki Nakamura. Bei den Männern ist der Japaner Keijiro Mogi mit einer Bestleistung von 1:00:33 Stunden der Gegenspieler von Robinson. Die beiden könnten die schnellste je auf australischem Boden gelaufene Halbmarathonzeit von 1:01:11 Stunden attackieren.
Rund 25.000 Aktive erwartet der Veranstalter für beide Veranstaltungstage, davon fallen gut 10.000 Anmeldungen auf den Halbmarathon und 6.700 auf den Marathon.