Am Freitagabend startet die neue Diamond-League-Saison mit dem Meeting in Doha. Es ist das erste Aufeinandertreffen der Weltklasse in der Freiluftsaison der nördlichen Hemisphäre 2023 und der Auftakt in ein dichtes sommerliches Wettkampfprogramm mit den Weltmeisterschaften in Budapest im August als deren Höhepunkt. Doha ist das erste von 13 Qualifikationsmeetings für das Diamond-League-Finale Mitte September in Eugene. „Wir sind stolz, das Eröffnungsmeeting austragen zu können und ich denke, wir haben dafür die stärksten Starterfelder in der Geschichte des Meetings“, meint Mohammed Al Fadala, Präsident des katarischen Leichtathletik-Verbandes.
Zehn Jahre nach ihrem Durchbruch
Der am stärksten besetzte der vier Laufbewerbe ist der 1.500m-Lauf der Frauen. Das große Aufgebot wird von der zweifachen Olympiasiegerin Faith Kipyegon angeführt. „Nach einem Winter mit Fokus auf Ausdauer und Stärke freue ich mich, endlich wieder auf richtiges Racing hier in Doha“, sagte die 29-Jährige im Vorfeld. Die Kenianerin hat in Doha keine berauschende Quote und nur zwei ihrer bisherigen fünf Wettkämpfe dort gewonnen, allerdings nicht immer in ihrer Spezialdisziplin laufend. Auch bei den Weltmeisterschaften in der katarischen Hauptstadt musste sie sich kurz nach ihrem Comeback aus der Babypause mit der Silbermedaille hinter Sifan Hassan zufrieden geben, wenngleich sie damals einen kenianischen Rekord aufstellte. Mittlerweile jährt sich zum zehnten Mal, dass Kipyegon erstmals unter vier Minuten geblieben ist – und zwar in immer noch gültigem U20-Afrikarekord in Doha.
Spannend sind die Teilnahmen der Deutschen Konstanze Klosterhalfen und der Australierin Jessica Hull nicht nur aus sportlichen Gründen, sondern auch aufgrund der unerwarteten Abwendung vom Nike-Team unter Pete Julian in Oregon kurz vor Saisonstart. Die Deutsche gibt in Doha ihr Debüt mit Puma als Ausstatter. Die Qualität des Starterfelds ergänzt eine Phalanx starker Äthiopierinnen um Diribe Welteji, zweitschnellste afrikanische Juniorin aller Zeiten über diese Distanz, sowie die beiden Australierinnen Georgia Griffith und Abbey Caldwell.
Ein Neustart im 3.000m-Hindernislauf
Die zweite Laufentscheidung der Frauen führt über 3.000m mit Hindernissen. Es ist Meeting Nummer eins nach der Suspendierung der in den letzten Jahren überlegenen Norah Jeruto aufgrund eines mutmaßlichen Dopingvergehens. Ebenfalls nicht dabei ist Vize-Weltmeisterin Werkuha Getachew, die möglicherweise durch die neuen, strengen Transgender-Regeln der Leichtathletik ihre Startberechtigung in Frauen-Wettkämpfen verloren hat (siehe RunAustria-Bericht).
Das Meeting im Qatar Sports Club wird eine erste Antwort darauf geben, ob Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech zurück zu alter Stärke finden kann. Zu den stärksten Herausforderinnen gehören neben Olympiasiegerin Peruth Chemutai und Winfred Yavi die beiden jungen kenianischen Landsfrauen Jackline Chepkoech und Faith Cherotich. Mit Emma Coburn ist ein weiterer prominenter Name im Feld.
Showdown zwischen Langstrecken- und Hindernisspezialisten
Die Männer laufen in Doha einen 800m-Lauf und einen 3.000m-Lauf. Das Feld auf der Mittelstrecke ist bunt gemischt, Vorwerte aus der bisherigen Saison gibt es kaum. Mit dem Schweden Andreas Kramer und dem Iren Mark English sind zwei Europäer im Rennen, allerdings in klarer Außenseiterposition. Die beiden Algerier Slimane Moula und Djamel Sedjati gehörten genauso wie der Marokkaner Moad Zahafi zu den Aufsteigern der letzten Saison. Für sie beginnt das schwierige „zweite Jahr“ an der Weltspitze, in dem dieses Niveau nach Bestätigung schreit.
Der 3.000m-Lauf flach sieht auf den ersten Blick aus wie ein halbes Hindernislauf-Feld, schließlich sind mit Soufiane El Bakkali, Lamecha Girma und Getnet Wale drei der Besten aus dieser Szene im Rennen. Dass das Trio auch auf der Flachdistanz gut mithalten kann, zeigte nicht zuletzt Girmas historischer 3.000m-Hallen-Weltrekord im Winter. Es wird sein erster Wettkampf-Auftritt seither. Mit dem kenianischen 3.000m-Debütanten Timothy Cheruiyot, bevor Jakob Ingebrigtsen zum Superstar aufstieg der dominante Läufer über 1.500m-Lauf, ist ein weiterer spannender Läufer mit Stärken in einer anderen Disziplin am Start.
Ebenfalls ein Wörtchen im Kampf um den Sieg wollen die beiden Äthiopier Berihu Aregawi und Selemon Barega haben, zudem ist der Australier Stewart McSweyn, der den ersten seiner drei Diamond-League-Erfolge in Doha, allerdings im 1.500m-Lauf gefeiert hat, am Start. Nach einer nicht einfachen Saison 2022, laut Medienberichten wohl aufgrund einer gesundheitlichen Überreaktion auf den COVID-Booster, zeigte sich der 27-Jährige im Winter wieder besser in Schuss und gewann mit der australischen Mixed-Staffel eine Medaille bei der Crosslauf-WM.
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