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„Ich habe mehr Respekt vor dem Marathon als vorher!“

Mit ihrem Lauf zum ÖLV-Rekord im Marathon, besonders aber mit der Dramaturgie um die ominöse, eine Sekunde, hat Julia Mayer am vergangenen Sonntag für eine denkwürdigen Sportmoment gesorgt. Wenige Tage nach diesem Ereignis blickt sie im RunAustria-Interview zurück auf die harte Vorbereitung, schildert ihre Eindrücke und die Herausforderungen ihres ersten Marathons mit hohen Ambitionen und den Spielraum, den ihr diese Leistung für die weitere Planung verschafft hat.
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RunAustria: Julia, du hast am Sonntag beim VCM für einen besonderen Sportmoment gesorgt. Schildere mir bitte, wie du ihn erlebt hast.
Julia Mayer: „Ich kann alles, was im Finale passiert, deshalb eigentlich gar nicht so richtig einordnen, weil ich mich kaum an Situationen im Rennen erinnern kann. Ich weiß noch genau, wie ich weggelaufen bin und habe ein, zwei Momente zwischendurch präsent. Aber ansonsten war ich so fokussiert und so im Flow drinnen, dass ich eigentlich nichts mehr weiß. Dass ich so lange so fokussiert war, dass es wie eine Trance war, habe ich noch nie erlebt!“

Was ist dir aus der Schlussphase in Erinnerung geblieben?
„Die letzten viereinhalb Kilometer ohne Pacemaker haben mir einen derartigen mentalen Schlag gegeben. Es ist zwar nie dieser berühmte ,Mann mit dem Hammer’ gekommen, tatsächlich war mein Laufgefühl zwischen Kilometer 25 und 32 am besten. Da ist es richtig gerollt und auf der Prater Hauptallee wurde ich ermahnt, aufzupassen, dass ich nicht zu schnell werde, weil wir ohnehin auf sub-2:30 unterwegs waren. Aber als Stephan (Listabarth, der letzte Pacemaker, Anm.) weg war, verschwand das gute Gefühl schlagartig. Der Gedanke, das schwierigste Teilstück der Strecke alleine absolvieren zu müssen, das war ein mentaler Tiefschlag. Dann sind auch noch die Beine schwer geworden und ich hab bemerkt, dass es eng werden könnte mit der Zeit. Da habe ich zu kämpfen angefangen, auch mit der Oberschenkelmuskulatur.“

Ich habe jetzt mehr Respekt vor dem Marathon als vorher.

Hast du schon einmal in deinem Sportlerleben so viel Einsatz zeigen müssen?
„Ich weiß nichts mehr von den letzten eineinhalb Kilometern. Nur, dass es das Schlimmste war, was ich je gespürt habe. Der Zielbogen ist einfach nicht näher gekommen. Als ich den Teppichboden berührt habe, wusste ich impulsiv, jetzt muss ich irgendwie meine Sprintfähigkeit herausholen. Ich bin dann wirklich mit teilweise geschlossenen Augen die letzten Meter gelaufen und habe nicht einmal bemerkt, dass ich da noch eine Kontrahentin überholt habe. Eigentlich war ich komplett am Ende, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Keine Ahnung, wie ich dieses Finale noch aus meinem Körper rausgezogen hab. Die letzten 500 Meter hab ich einen Kilometerschnitt von 3:16 erzielt, völlig unverständlich, wie das noch gegangen ist.“

RunAustria-Bericht: Julia Mayer knackt beim VCM ÖLV-Rekord

ÖLV-Rekord mit Punktlandung für Julia Mayer

Welche Signale hat dein Unterbewusstsein wahrgenommen?
„Ich hab die Moderation gehört, dass ich wahrscheinlich Sportgeschichte schreibe. Die Zuschauer haben für eine gewaltige Lautstärke gesorgt, das war genial. Aber ansonsten bin ich eigentlich in Trance gelaufen, auch weil alles weh getan hat. Als ich durchs Ziel gelaufen bin und die Zeit am Zielbogen gesehen habe, hab ich gedacht: Das muss sich ausgegangen sein!

Ich finde es einerseits geil, dass es so spannend war. Für die Zuschauer war das noch dramatischer und wegen dieser einen Sekunde bleibt dieser Zieleinlauf wahrscheinlich stärker im Gedächtnis als eine deutliche Verbesserung des Rekords. Das hat natürlich tolle Emotionen kreiert. Auch finde ich meine sportliche Leistung extrem wertvoll, wenn ich mir die Platzierung anschaue: Achter Platz in diesem starken Feld, zweitstärkste Europäerin, das macht mich stolz! Der ÖLV-Rekord und der Staatsmeistertitel sind beides fraglos besondere Errungenschaften, aber ich möchte auch dazuzählen, dass ich einige Läuferinnen mit besserem Vorwort im Wettkampf hinter mir gelassen habe. Andererseits, trotz allem: Ich ärgere mich auch ein bisschen, nicht unter 2:30 gelaufen zu sein, weil ich weiß, was ich drauf gehabt hätte. Vielleicht, wenn es ein paar Grad kühler gewesen wäre…“

Dann hättest du diese Dramaturgie aber nicht konstruiert…
„Natürlich. Ich war völlig überwältigt vom Zuspruch an der Strecke, besonders auf dem Schlussabschnitt, und von den vielen Interviewfragen nachher. Als ich das erste Mal auf mein Handy geblickt habe, hatte ich Dutzende Nachrichten und auf Instagram mit einem Schlag 500 Follower mehr. So etwas habe ich noch nie erlebt!“

Was auch daran liegt, dass dies, trotz deiner EM-Teilnahmen in München und im Crosslauf, die größte Bühne war, auf der du je gelaufen bist…
„…Und weil es einfach ein großer Marathon ist. Der VCM ist schließlich ein World Athletics Label Marathon!“

Die letzten 500 Meter hab ich einen Kilometerschnitt von 3:16 erzielt, völlig unverständlich, wie das noch gegangen ist.

Kommen wir zurück zum Ausgangspunkt des Gesprächs. Eigentlich hast du die klassische Geschichte der Marathon-Debütantin erzählt, die Abertausende Laufbegeisterte in Österreich nachempfinden können. Zuerst im ,langsameren‘ Tempo als von den Unterdistanz-Wettkämpfen gewohnt lange laufen und dann wird’s plötzlich doch brutal schwer und der Weg ist trotzdem noch weit. Deine angesprochenen Schmerzen – welche Signale hat dir dein Körper gegeben?
„Primär war es der mentale Dämpfer, als Stephan zurückfiel. Auch schon, als Timon wie geplant bei 30 Kilometer ausgestiegen ist. Er hat mir sehr viel Sicherheit gegeben, weil er unser Frontläufer war. Es ist halt eine Herausforderung, wenn man auf den letzten fünf Kilometern eines Marathons selbst für die Pace sorgen muss. Die Oberschenkel sind ermüdet, die Beine sind schwerer geworden. Ich hab nur versucht, den Schritt zu halten. Ganz zum Schluss war ich am Limit, weniger muskulär, sondern mehr vom Kreislauf her. Da war bereits ein Ansatz eines Schwindelgefühls und ich hab dann noch ein Gel eingeschoben. Auf den letzten 500 Metern hab ich die Stimmung aufgesaugt und mich versucht, vom Publikum tragen zu lassen. Das ist gelungen, die Zuschauer haben das leichter gemacht.“

Vorher habe ich mir gedacht: Ich sammle Erfahrung und dann wird’s beim zweiten Mal, so wie ich es bisher aus meiner Karriere kenne, wahrscheinlich einfacher. Weil man Erfahrung sammelt, weiß wie es ist und man besser wird. Jetzt ist’s das komplette Gegenteil: Ich habe noch mehr Angst und Respekt vor dem nächsten Marathon als ich vor dem ersten gehabt habe. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass es so hart sein würde.“

Der Einsatz hat sich rentiert. Mit den Zusatzpunkten der Staatsmeisterschaften ist dir ein gewaltiger Schritt Richtung Olympische Spiele gelungen. Die Leistung entspricht einer niedrigen 2:26er-Zeit.
„Geil, dieser Umfang war mir gar nicht bewusst. Wahnsinn! Das ist auch Richtung WM in Budapest ein gewaltiger Schritt.“

Du hast die mediale Resonanz angesprochen. Nach so anstrengenden Stunden im Laufschritt – hat das noch etwas zusätzlichen Stress verursacht hat, oder war es der pure Genuss?
„Ich hab mir die Live-Übertragung des ORF im Nachhinein noch einmal angeschaut. Da hat Michi Buchleitner in der Schlussphase etwas gesagt, das ich vorher nicht nach außen getragen habe. Es war ein Heimrennen, es waren Staatsmeisterschaften und ich habe eine Ansage gemacht, was ich leisten will. Ich setze mir gerne hohe Ziele und mache mir etwas Druck, keine Frage.

Aber ich habe in den letzten Tagen einen dermaßen großen Drück verspürt, ich war unfassbar nervös. Das hätte sich medial hochgeschaukelt. Ich wusste fast nicht, was ich bei den Presseterminen im Vorfeld eigentlich sagen soll. Ich hatte Sorge, dass es vielleicht blöd ausgeschaut, wenn ich dann nicht performt hätte. Dann wollte der ORF auch noch ein Interview direkt vor dem Start, der Druck hat sich von überall her aufgebaut.

Natürlich finde ich es jetzt extrem cool, dass die mediale Resonanz so hoch war. Das hilft mir, meinen Sponsoren und es sendet auch tolle Signale aus, dass in der österreichischen Laufszene auch spitzensportlich tolle Entwicklungen gibt. Dass wir ein Niveau haben, das sich international sehen lassen kann, zumindest auf europäischer Ebene. Zweitbeste Europäerin bei einem der Topmarathons in Europa, das ist viel Wert. Vielleicht bleibt dieser mediale Schwung aufrecht.“

Erlaube mir bitte einen großen Schritt zurück zum Anfang. Die Marathon-Vorbereitung, das war ja durch die Debüts von Andreas Vojta und dir im Vorfeld des VCM ein großes Thema. Kannst du mir bitte exemplarisch eine Trainingswoche während des Aufenthalts in Südafrika schildern?
„Montag war immer ein lauffreier Tag, das heißt, ich bin meine 200 Kilometer in sechs Tagen gelaufen. Jetzt kann man sich leicht ausrechnen, wie viel das Kilometer pro Tag sind, zumal ich meistens nur einmal täglich gelaufen bin. Dienstag 30–32 Kilometer, das bedeutet zehn Kilometer ,einrollen’ in 4:00, 20 Kilometer knapp langsamer als Marathon-Tempo. Mittwoch war eine schnellere Einheit, 6x3km im Marathon-Tempo plus 10km einrollen. Donnerstag war ein Easy-Tag vom Tempo her, aber trotzdem Umfang von ca. 28 Kilometern. Dazu muss man sagen, dass es in Dullstroom kaum flache Strecken gibt, bei jedem Lauf sind in etwa 200 Höhenmeter integriert. Der Freitagslauf war am Vormittag etwas kürzer, so 90 Minuten und dafür war er der einzige Tag mit zwei Einheiten. Da standen am Nachmittag Hügelsprints und Krafttraining auf dem Programm. Samstags stand wieder ein lockererer 100-Minuten-Lauf an und sonntags ging’s auf den Tempodauerlauf lang bis zu 40 Kilometer. Dazu kam jeden Nachmittags Stabilisation, Dehnen und mindestens eine Stunde radeln.“

Viel, viel Training, wenig Freizeit…
„Am Montag war ich immer beim Physiotherapeut und dann hab ich mich mit Sebi und Raphael ins Café gesetzt und geplaudert. Der Rest war de facto: Trainieren und schlafen.“

Ich habe noch nie etwas Härteres und Schlimmeres erlebt als diese Schmerzen auf den letzten Kilometern.

Wie hat dein Körper auf dieses harte Trainingsprogramm angesprochen?
„Dadurch, dass wir es von November an gesteigert haben, hat sich mein Körper an die Belastungen gewöhnt. Außerdem trainiere ich seit 2020 ungefähr in diesem Pensum, was die Trainingsstunden pro Woche betrifft, und kenne das daher. Zuletzt sind wir sogar konservativ gefahren, weil wir Sorge hatten, zu übertreiben. Es ist ja doch meine erste Marathon-Vorbereitung, da geht man trainingstechnisch nicht ans Limit. Das war mir in den ersten Augenblicken nach dem Rennen, als ich am Boden lag, sofort bewusst. Noch bin ich nicht da, wo ich hin will. Wir müssen im Training noch zulegen, da sind Vincent (Vermeulen, ihr Trainer, Anm.) und ich auf einer Linie und hier liegen auch die vier, fünf Minuten drin, die ich in den nächsten Jahren gerne noch schneller laufen würde. In mehreren Bereich ist Luft nach oben.“

Wie schauen deine Regenerationsmaßnahmen dieser Tage aus?
„Ich war gleich am Montag schwimmen und gestern schon wieder. Stiegen steigen kann ich immer noch nicht, aber es ist mittlerweile schon wieder ein ,normaler’ Muskelkater. Ich denke, dass ich morgen bereits wieder leicht joggen gehe und alternative Bewegung mache. Ich plane, Ende nächster Woche wieder in einen Trainingsrhythmus zu kommen.“

Noch bin ich nicht da, wo ich hin will.

Oft wird unter Hobbyläufern erzählt, die den ersten Marathon finishen: Es gibt diejenigen, die gleich sagen: ,Nie, nie wieder!’ und die, die sofort konkret daran denken, wo und wann sie den nächsten Marathon laufen. Wo ordnest du dich eher ein?
„Ich bin begeistert vom Laufen und es fasziniert mich alles, was dahinter steckt. Die Arbeit und die Entwicklung. Da sehe ich, was wir noch verändern und verbessern können. Das nächstes Mal zu erfahren, wie das funktionieren wird, steigert meine Vorfreude, bald wieder einen Marathon zu laufen. Andererseits habe ich noch nie etwas Härteres und Schlimmeres erlebt als diese Schmerzen auf den letzten Kilometern. Lustig war das nicht! Nach Halbmarathons dachte ich immer gleich ,nochmal, nochmal, nochmal’. Ich hätte mir vorher niemals gedacht, dass Marathon um so viel anders ist als Halbmarathon. Wie gesagt, ich habe jetzt mehr Respekt vor dem Marathon als vorher.“

Wird dein nächster Marathon bei der WM in Budapest sein?
„Ja. Dadurch, dass ich für die Halbmarathon-WM 2022 in China qualifiziert habe, die dann ausgefallen ist – eine Weltmeisterschaft lässt man nicht links liegen. Dass er im Hochsommer stattfindet und der Kurs wahrscheinlich kupiert ist, glaube ich, dass mir und meinem Laufstil das entgegenkommen könnte. Eine WM wäre geil, vor allem so nahe an meiner Heimat. Aber natürlich würde ich bald auch gerne einen Marathon auf einer richtig schnellen Marathon laufen.“

Vielen Dank für das Gespräch, Julia! Alles Gute und noch ein paar schöne Tage der Regeneration bis zum erfolgreichen Wiedereinstieg ins Training.

Vienna City Marathon

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