Hellen Obiri triumphiert bei ihrem Boston Debüt

In ihrem zweiten Marathon gelang Hellen Obiri ihr erster großer Sieg. Bei einem hochklassigen und bestens besetzten Marathon von Hopkington nach Boston setzte sich die Kenianerin in einem spannenden Dreikampf gegen Amane Beriso und Lonah Chemtai-Salpeter durch.

© Gordon Johnson / Pixabay

Erst vor drei Wochen kündigte Hellen Obiri an, den Boston Marathon laufen zu wollen. Ihr mit Spannung erwartetes Marathon-Debüt im November 2022 glückte mit Rang sechs nicht nach Wunsch. Vor allem die Art und Weise, wie die Kenianerin in den entscheidenden Momenten im Central Park abgehängt wurde, ließ sie und ihren Trainer Dathan Ritzenhein wohl etwas detaillierter darüber nachdenken, wie und wann der nächste Marathon folgen sollte. Die Wahl fiel dann doch auf den schweren Kurs in Boston, der Top-Frühjahrsmarathon in den USA, wo Hellen Obiri in den Bergen Colorados seit einiger Zeit lebt. Es war eine schwierige Entscheidung meinte die Athletin nachher, ihr Coach musste sie intensiv überzeugen. Aber es war eine goldene Entscheidung. Triumph in einer Zeit von 2:21:38 Stunden, das ist für die Strecke in Boston eine Topzeit.

Hellen Obiris Halbmarathon-Splits: 1:11:29 / 1:10:09 Stunden
Hellen Obiris 5km-Teilzeiten: 17:49 / 16:57 / 16:01 / 16:59 / 16:53 / 17:10 / 16:47 / 16:08 / 6:54 (2,195 km) Minuten

Fünfkampf um den Sieg

Der Sieg Obiris fußte auf Geduld, als die entscheidende Phase des Marathons begann, als längst alle diffizilen Höhenmeter absolviert worden sind. Acht Läuferinnen lagen bei Kilometer 35 noch gleich auf. Erst verlor die WM-Vierte Nazret Weldu aus Eritrea den Anschluss, dann Hiwot Gebremaryam aus Äthiopien, dann Joyciline Jepkosgei. Für die letzten drei Kilometer war der Kampf um die Stockerlplätze auf folgende fünf Läuferinnen reduziert: Hellen Obiri aus Kenia, Amane Beriso und Ababel Yeshaneh aus Äthiopien, Letztere war kurz davor gestürzt, Lonah Chemtai Salpeter aus Israel und die entfesselnd laufende US-Amerikanerin Emma Bates. Die Abstände blieben gering, Obiri erwies sich auf den letzten beiden Kilometern in ihrem unverkennbaren Laufstil als die Beste und siegte in einer Zeit von 2:21:38 Stunden mit zwölf Sekunden Vorsprung auf Valencia-Siegerin Beriso und mit 19 Sekunden Vorsprung auf Chemtai-Salpeter, Beste der Nationalitäten, die im europäischen Leichtathletik-Verband vereint sind. Bates, im Vorjahr WM-Siebte, verpasste die schnellste je von einer amerikanischen Läuferin in Boston erzielte Marathonzeit von Shalane Flanagan lediglich um acht Sekunden.

RunAustria-Lesetipp: Der RunAustria-Bericht des Männer-Rennens

Schwere Niederlage für Kipchoge – Chebet Nummer eins in Boston

Klassisches Ausscheidungsrennen mit fantastischer Qualität im Feld

Ganz im Gegensatz zum Männer der Rennen unter der Regie von Eliud Kipchoge verlief der Boston Marathon bei den Frauen, die zeitgleich mit den Männern startete, klassisch. Ohne Tempomacher rollte das Feld ins Rennen, eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:11:29 Stunden, als noch, wie auch bei Kilometer 30, elf Läuferinnen an der Spitze beeinander lagen, ermöglichte einen negativen Split trotz der Anstiege in der zweiten Rennhälfte, weil es dort und in der Flachpassage hinein nach Boston um die sprichwörtliche Wurst ging. Die Anstiege rund um den berühmtesten auf den Heartbreak Hill selektierten das Feld vor, die beschrieben Spitzengruppe lief ins Stadtgebiet von Boston, wo sich der hochspannende Kampf um den Sieg entwickelte.

Durch das Duell der Giganten zwischen Eliud Kipchoge und Evans Chebet bei den Männern wurde im Vorfeld viel über das beste Boston-Feld der Geschichte beschrieben. Aber jenes der Frauen hatte in der Dichte eine mindestens gleiche, wenn nicht noch bessere Qualität. Gewonnen hat die ehemalige 5.000m- und ehemalige Crosslauf-Weltmeisterin vor der äthiopischen Marathon-Rekordhalterin, einer WM-Medaillengewinnerin im Marathon und der ehemaligen Halbmarathon-Weltrekordhalterin. Die amtierende Weltmeisterin im Marathon, Gotytom Gebreslase wurde nur Zehnte, die ehemalige New York- und London-Siegerin Joyciline Jepkosgei nur Zwölfte, die zweifache VCM-Siegerin Vibian Chepkirui 19. und für Edna Kiplagat blieb, trotz ihres Alters von 44 Jahren, auch nur Position 31 im Feld. 15 Läuferinnen, darunter auch die beste Europäerin, Nienke Brinkman, holländische EM-Medaillengewinnerin, blieben unter 2:25 Stunden – das ist auf einem derartig selektiven Kurs wie Boston und noch dazu bei diesen Bedingungen, die fern vom Idealen waren, absolut erstaunlich. Sara Hall blieb als 16. deutlich unter dem US-Mastersrekord von Deena Kastor, der aber nicht offiziell anerkannt wird, weil die Punkt-zu-Punkt-Strecke von Boston das dafür notwendige Zertifikat prinzipiell nicht bekommen kann.

Gedenken an die Opfer des Anschlags

Der Boston Marathon ging in diesem Jahr das 127. Mal seit der Gründung im Jahr 1897 über die Bühne. Knapp 27.000 Läuferinnen und Läufer finishten an der Boylston Street. Es war eine besonders emotionale Ausgabe, weil die Austragung von vor zehn Jahren vom damaligen Anschlag überschattet wurde, den drei Menschen nicht und rund 150 verletzt überlebten. Einige der damals Verletzten nahmen heuer am Marathon teil.

Ergebnis Boston Marathon der Frauen 2023

  1. Hellen Obiri (KEN) 2:21:38 Stunden
  2. Amane Beriso (ETH) 2:21:50 Stunden
  3. Lonah Chemtai Salpeter (ISR) 2:21:57 Stunden
  4. Ababel Yeshaneh (ETH) 2:22:00 Stunden
  5. Emma Bates (USA) 2:22:10 Stunden
  6. Nazret Weldu (ERI) 2:23:25 Stunden
  7. Angela Tanui (KEN) 2:24:12 Stunden
  8. Hiwot Gebremaryan (ETH) 2:24:30 Stunden
  9. Mary Ngugi (KEN) 2:24:33 Stunden
  10. Gotytom Gebreslase (ETH) 2:24:34 Stunden
  11. Alpihine Tuliamuk (USA) 2:24:37 Stunden
  12. Joycline Jepkosgei (KEN) 2:24:44 Stunden
  13. Viola Cheptoo (KEN) 2:24:49 Stunden
  14. Nell Rojas (USA) 2:24:51 Stunden
  15. Nienke Brinkman (NED) 2:24:58 Stunden
  16. Celestine Chepchirchir (KEN) 2:25:07 Stunden
  17. Sara Hall (USA) 2:25:48 Stunden
  18. Desiree Linden (USA) 2:27:18 Stunden
  19. Vibian Chepkirui (KEN) 2:28:12 Stunden
  20. Annie Frisbie (USA) 2:28:45 Stunden
  21. Atsede Baysa (ETH) 2:30:14 Stunden
  22. Edna Kiplagat (KEN) 2:34:30 Stunden

Boston Athletics Association