Hartinger Teil des stark besetzten Berliner Halbmarathon

Ein starkes Elitefeld jagt beim Berliner Halbmarathon am Sonntag Top-Zeiten, auch wenn die prognostizierten Bedingungen nicht optimal sein werden. Mittendrin sind nicht nur etliche deutsche Spitzenläuferinnen und Spitzenläufer, sondern auch der Steirer Markus Hartinger. Eva Wutti musste ihr Antreten kurzfristig absagen.

Markus Hartinger bei den Crosslauf-Staatsmeisterschaften 2021. © ÖLV / Alfred Nevsimal

Für Markus Hartinger (LTV Köflach) ist es der erste internationale Wettkampf seit Beginn seiner Zusammenarbeit mit Coach Johannes Langer im vergangenen Oktober. Daher ist der naheliegende Gradmesser für den Wettkampf am Sonntag seine in Kopenhagen 2022 erzielte Halbmarathon-Bestleistung von 1:03:48 Stunden, vor einem Jahr hatte er in Berlin erstmals die Marke von 1:05 Stunden geknackt. „In den letzten Monaten haben wir seine Basis enorm verbessert“, erzählt sein Trainer Johannes Langer. Der Berliner Halbmarathon ist eine Art Saisoneinstieg ohne spezifische Vorbereitung, mit den nächsten Trainings- und Wettkampf-Zielen will sich Hartinger Schritt für Schritt verbessern.

RunAustria-Tipp: Der Berliner Halbmarathon wird am Sonntag auf dem Youtube Kanal des SSC Berlin im Livestream übertragen. Start für den Halbmarathon ist um 10:05 Uhr.

Spagat zwischen Sport und Beruf

Hartinger ist Polizist in Vollzeitbeschäftigung und erhält dank desselben Status’ als Sportler, den auch Mario Bauernfeind genießt, der einen Tag vorher den Prag Halbmarathon bestreitet (siehe RunAustria-Bericht), sechs Wochen Extra-Urlaub. Ein Drittel davon nutzte der Steirer für ein 14-tägiges Trainingslager mit Peter Herzog im Winter in Portugal, anschließend zeigte er sich als überlegender steirischer Landesmeister im 10km-Lauf gut in Schuss.

Kurzfristig nicht nach Berlin geflogen ist dagegen Eva Wutti (Club RunAustria), deren Vorbereitung auf den Vienna City Marathon nicht rund läuft. Immer wieder wird das Training der österreichischen Co-Rekordhalterin im Marathon von leichten Erkrankungen und anderen Herausforderungen abseits des Sports beeinträchtigt. Ein letzter kleiner Infekt kam mit einem ungünstigen Timing für einen Wettkampf am Wochenende daher.

Neben einem Teilzeitjob absolviert die Kärntnerin ihr Jusstudium an der Universität in Wien, das dank wichtiger abgelegter Prüfungen im Winter nun in die finalen Phase gelangt ist.

McColgan fordert Gebreslama

Wie seit vielen Jahren bewährt ist die Startliste beim wichtigsten deutschen Halbmarathon spektakulär – und zwar was die Qualität in der Breite und in der Spitze betrifft. Etliche, auch europäische, Läuferinnen und Läufer im Leistungsbereich zwischen 1:10 und 1:13 Stunden bei den Frauen bzw. 1:01 und 1:04 Stunden bei den Männern stehen am Start. Auch deshalb haben Langer und seine Athleten sich für den Berliner Halbmarathon entschieden, denn das direkte Umfeld im Wettkampfgeschehen ist attraktiv.

Natürlich spielen in Berlin auch die Siegerleistungen immer eine bedeutende Rolle und die Besetzung an der Spitze der Elitefelder ist entsprechend. Bei den Frauen führt Tsigie Gebreslama, sechs Wochen nach ihrer Silbermedaille bei den dramatischen Crosslauf-Weltmeisterschaften in Australien, das Feld an. Die Äthiopierin verfügt über eine Halbmarathon-Bestleistung von 1:05:46 Stunden. Herausfordererin für die 22-Jährige ist die Schottin Eilish McColgan, die eigentlich vor zwei Wochen den New York City Halbmarathon laufen wollte und nun in Vorbereitung ihres Marathon-Debüts in drei Wochen in London den Halbmarathon von Berlin in Angriff nimmt. Vorbereitet auf die spannenden Herausforderungen in diesem Frühling hat sich die 32-jährige Commonwealth-Games-Siegerin über 10.000m in der Höhenlage von Colorado.

Die deutschen Topläuferinnen im Rennen sind Deborah Schöneborn und Blanka Dörfel, die beide für den veranstaltenden Verein SCC Berlin antreten, sowie Laura Hottenrott. Schöneborn kommt aus einer Erholungspause, denn ihr Wettkampfjahr war bisher von Erfolg gekrönt. Nach einem Halbmarathon im Jänner unter 1:10 Stunden lief sie im Februar eine Marathon-Bestleistung von 2:25:52 Stunden, beides in Sevilla. Dörfel kommt aus einer Verletzungspause zurück, Hottenrott absolviert einen wichtigen Test für einen Frühjahrsmarathon. Interessant ist auch der Start von Lisa Hahner, deren Halbmarathon-Bestleistung von acht Jahre alt ist. Zweitsärkste Europäerin im Feld hinter McColgan ist deren britische Landsfrau Samantha Harrison.

Kenianisches Trio hat Streckenrekord im Auge

Bei den Männern verpflichtete der Veranstalter mit Sebastian Sawe und Philemon Kiplimo zwei absolute Weltklasseläufer, die schon niedrige 58er-Zeiten gelaufen sind. Außerdem ist Titelverteidiger Alex Kibet, der im vergangenen Jahr bei winterlichen Temperaturen eine Zeit von 58:55 Minuten gelaufen ist, im Rennen. Das kenianische Trio, das für das wohl am stärksten besetzte Starterfeld in der Geschichte der Veranstaltung sorgt, soll den Streckenrekord von Eric Kiptanui verbessern, der bei einer Zeit von 58:42 Minuten liegt. Für einen Spitzenplatz in Frage kommt auch der in der Schweiz lebende Südsudanese Dominic Lobalu, der über eine Bestleistung von 59:12 Minuten verfügt.

Der Europäer mit der besten Vorleistung im Rennen ist der norwegische Vize-Europameister im 10.000m-Lauf, Zerei Kbrom. Dazu kommen die Sshweden Napoleon Solomon und David Nilsson sowie der frisch gebackene Schweizer 10km-Meister Morgan Le Guen. Aus deutscher Sicht sind die Starts der Marathonläufer Sebastian Hendel und Johannes Motschmann sowie von Davor Aaron Bienenfeld interessant. Motschmann kommt ähnlich wie Schöneborn aus der Regeneration, er hat vor vier Wochen den Tokio Marathon bestritten. Auch Hendrick Pfeiffer, der vergangene Woche in Hannover gelaufen ist, und Philipp Pflieger stehen auf der Startliste. Damit ist die deutsche Straßenlauf-Spitze bei der 42. Auflage dieses Events so qualitativ hochwertig vertreten wie schon lange nicht mehr.

Fast 35.000 angemeldete Läufer

Beeindruckend ist auch die Größe der Veranstaltung: Fast 35.000 angemeldete Laufbegeisterte mit 131 unterschiedlichen Nationalitäten sollen am Sonntag in den Straßen der deutschen Hauptstadt unterwegs sein. „Es ist uns ein entscheidendes Anliegen, Menschen zu mehr Bewegung und damit einem nachhaltigen Lebensstil zu motivieren“, betont Jürgen Lock, Geschäftsführer der SSC Events.

Der Kurs mit Start vor der Siegssäule und Ziel in der Nähe des Brandenburger Tors ist flach und kurvenarm – und daher superschnell. Und die zieht, denn Preisgeld gibt es anderswo mehr: 3.500 Euro lautet die Siegesprämie beim Berliner Halbmarathon. Allerdings ist die Wetterprognose für Sonntagfrüh mit Start um 10 Uhr nicht ganz so günstig. Die Läuferinnen und Läufer erwartet kühle Temperaturen, möglicherweise leichter Regen und die Gefahr von böigem Wind (wohl hauptsächlich Seitenwind) mittlerer Stärke.

Generali Berliner Halbmarathon