Die Sehnsuchtsmarke für alle Marathonläufer lautet 2:08:10 Stunden. Diese Zeit hat Tadesse Abraham seit vielen Monaten im Sinn, insbesondere in jenen Wochen, in denen er sich im kenianischen Iten auf sein nächstes großes Marathon-Ziel vorbereitet hat. Knapp ein Jahr nach seinem beeindruckenden Sieg beim Zürich Marathon, als er im Alleingang einen Schweizer Marathonrekord von 2:06:38 Stunden aufstellte, startet der Europameister im Halbmarathon aus dem Jahr 2016 am Wochenende beim Barcelona Marathon. Mit dem Wunsch, die Qualifikation für seine dritten Olympischen Spiele zu erledigen. Der letzte Marathon-Auftritt gelang nicht, beim New York City Marathon kam er aufgrund von Magenproblemen nicht ins Ziel.
Özbilen um ersten europäischen Sieg seit 2003
Tadesse Abraham ist aber bei weitem nicht der schnellste Europäer im Feld. Angeführt wird das Elitefeld nämlich vom kenianisch-stämmigen Türken Kaan Kigen Özbilen, der seinen 17. Marathonlauf bestreitet und damit um sieben Marathons weniger Erfahrung hat als der Schweizer. Die schnellsten beiden Marathonläufe seiner Karriere hat der 37-Jährige in Valencia, also auf spanischem Boden, erzielt, wo er einen ehemaligen Europarekord von 2:04:16 (2019, zweiter Platz) und eine Zeit von 2:04:36 Stunden (2022, fünfter Platz) markierte. Aus europäischer Sicht ist auch der Start des ehemaligen spanischen Rekordhalters Hamid Ben Daoud, der nach verpasster EM in München aufgrund eines Knochenödems im Kreuzbein sein Comeback feiert, interessant.
Starkes Elitefeld geht auf Streckenrekord los
Chancen auf einen Sieg hat aus dem europäischen Top-Trio wohl nur Özbilen. Die Konkurrenz dafür ist für den ehemaligen Crosslauf-Europameister in Barcelona aber ziemlich leistungsstark, die Zeichen auf ein schnelles Rennen stehen auch aufgrund hervorragender, prognostizierter Wetterbedingungen mit wenig Wind, bedecktem Himmel und Temperaturen im niedrigsten zweistelligen Bereich gut. Der erfahrene Kenianer Joel Kimurer ist vor zwei Jahren in Mailand schon einmal an die Marke von 2:05 Stunden herangelaufen, sein Landsmann Kenneth Keter 2021 in Amsterdam an die Marke von 2:06 Stunden. Zu den Siegkandidaten gehört möglicherweise auch Leonard Barsoton, ein Halbmarathonläufer mit konstanten Leistungen im 59-Sekunden-Bereich, der den Durchbruch im Marathon noch nicht ganz geschafft hat, wobei ein fünfter Platz beim Boston Marathon 2021 sich durchaus sehen lassen kann.
Stark sind auch die besten Äthiopier im Feld Adugna Takele, Vierter des Sevilla Marathon 2022, Kelkile Gezahegn, der schon Marathons in Frankfurt, Ljubliana und Houston gewonnen hat, Birhan Nebebew und Abdi Kebede. Dazu kommen noch Oqbe Kibrom aus Eritrea, im Vorjahr Dritter beim Vienna City Marathon, und Marius Kimutai, der für den Bahrain an den Start geht und 2017 den Rotterdam Marathon gewonnen hat – 2021 war er Sechster beim Barcelona Marathon.
Yimer der große Name bei den Frauen
Die Spitze des Elitefelds bei den Frauen ziert ein Star. Zeineba Yimer aus Äthiopien, die schon zweimal unter 2:20 Stunden gelaufen ist – und zwar beide Male in Valencia, hat im Halbmarathon zweimal nur knapp eine WM-Medaille verpasst – als Vierte 2018 und Fünfte 2020. Den Olympischen Marathon von Sapporo musste die 24-Jährige aufgeben, zuletzt finishte sie vor eineinhalb Jahren einen Marathon in London. Weitere Äthiopierinnen im Spitzenfeld sind Azmera Gebru, Zenebu Fikadu, Tsegaye Melesech, die 2017 Zweite in Barcelona war, Nigisti Haftu, die ihren zweiten Marathon bestreitet, sowie Buzunesh Getachew. Die Top-Kenianerin im Feld ist die 37-jährige Sally Chepyego, die vor einem halben Jahr den Frankfurt Marathon gewann.
Der Barcelona Marathon ist vom Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) mit dem Gold-Label ausgezeichnet worden und findet zum 44. Mal statt. Rund 15.000 Anmeldungen, alle für den Marathon, sind eingegangen.
Zurich Barcelona Marathon