Der 1.500m-Lauf der Männer war auf Wunsch von Mohamed Katir sogar so ausgelegt, dass der Weltrekord von Jakob Ingebrigtsen (3:30,60) in Greifweite kommen sollte. Doch dem Spanier, der beflügelt von einem sensationellen Hallen-Europarekord über 3.000m in Liévin (siehe RunAustria-Bericht) zu seinem Heimspiel antrat, unterlief in der Anfangsphase eine Unachtsamkeit. Während Yared Nuguse den rasanten Start von Tempomacher Erik Sowinski, der die ersten 800m in flotten 1:52 Minuten absolvieren sollte, sofort aufnahm, verschlief Katir diesen etwas und musste die ersten beiden Runden dafür aufwenden, das Feld in den Windschatten von Nuguse heranzuführen.
Überholmanöver auf der Zielgerade
Nachdem der US-Amerikaner, der bis dato unter anderem mit seinen US-Hallenrekordleistungen über 3.000m und Meile eine glänzende Hallensaison erlebt, die erste Rennhälfte lang ausschließlich dafür gesorgt hatte, dass das Rennen schnell wird, besann er sich nach Sowinskis Ausstieg auf den sportlichen Wettbewerb. Katir übernahm die Spitze und das Rennen wurde im Mittelteil etwas langsamer, so dass Weltrekord-Träume unrealistisch blieben. Katir führte das Feld vor Nuguse und Mechaal in die letzte Runde. Der 23-jährige Amerikaner positionierte sich perfekt und zog aus der letzten Kurve außen am bereits erschöpften, 25-jährigen Europäer vorbei und siegte in einer Zeit von 3:33,69 Minuten – 0,47 Sekunden über seinem US-Hallenrekord, übrigens als Durchgangszeit zu seinem Meilen-Hallenrekord. Aber er blieb um 1,73 Sekunden unter dem Meetingrekord von Selemon Barega aus dem Jahr 2021. Katir belegte in 3:34,32 Minuten und blieb exakt eine Sekunde über dem spanischen Hallenrekord von Andres Manuel Diaz aus dem Jahr 1999. Adel Mechaal folgte auf Platz drei vor dem stark laufenden Langstrecken-Spezialist Grand Fisher. Erst dann folgten mit Mario Garcia und dem zweifachen Hallen-EM-Medaillengewinner Jesus Gomez zwei weitere Spanier.
Nicht weniger als sechs Läufer hätten beim Finale in Birmingham am Samstag theoretisch noch Chancen auf den Gesamtsieg, wobei aus diesem Kreis lediglich die beiden Briten Neil Gourley und George Mills auf der Entry List stehen.
Ordonez zweiter Madrid-Sieg binnen drei Tagen
Das zweite Lauf-Highlight, nicht nur aus spanischer Sicht, war der 800m-Lauf der Männer. Nur drei Tage, nachdem Saul Ordonez in einem schnellen Rennen ohne Tempomacher bei den spanischen Meisterschaften an selber Stelle Hallen-Weltmeister Mariano Garcia besiegt hat, gelang ihm ein weiterer großer Sieg. Rechtzeitig vor dem Glockenton für die letzte Runde übernahm der 28-Jährige die Führung und gab sie nicht wieder ab. Die Siegerzeit von 1:46,22 Minuten war dieses Mal trotz Pacemaker langsamer, was den Erfolg jedoch nicht schmälern konnte. Mit dem besten Endspurt aller schob sich Andreas Kramer auf Platz zwei vor Javier Miron, der als Bronzemedaillengewinner bereits die Überraschung bei den spanischen Meisterschaften war. Dagegen musste der 200 Meter vor dem Ende noch auf Platz liegende Tony van Diepen mit Rang sechs Vorlieb nehmen, nachdem er im Finale durchgereicht wurde. Mariano Garcia wurde gar Letzter und joggte letztendlich aus aussichtsloser Position ins Ziel – kein gutes Zeichen Richtung Hallen-Europameisterschaften, wo die Spanier im 800m-Lauf zu den heißesten Medaillenkandidaten gehören werden.
Den gut gepacten B-Lauf gewann der Ire Mark English in einer Zeit von 1:46,57 Minuten vor Pablo Sanchez-Valladares und dem Briten Kyle Langford.
Yarigo übernimmt Führung in der Gesamtwertung
Im 800m-Lauf der Frauen hat Noélie Yarigo vor dem finalen Event in Birmingham die Führung in der Gesamtwertung übernommen, wird aber wohl nicht dabei sein, womit die Britin die Chance hat, das Blatt noch zu wenden. In Madrid fehlte die amtierende Hallen- und Freiluft-Europameisterin, wodurch Yarigo die Initiative übernahm, nachdem die Kenianerin Mary Moraa nicht ihren besten Tag erwischte und im Finale nicht zulegen konnte. Von vorne lief die 37-Jährige aus dem Benin, die in Frankreich lebt, zum Sieg in einer Zeit von 2:01,47 Minuten und feierte nach den Stockerlplätzen in Torun und Liévin ihren ersten großen Sieg in dieser Hallen-Saison – noch viel besser, es war wohl der wichtigste Sieg ihrer Karriere. Mit einem starken Finish schnappte sich die Australierin Catriona Bisset in 2:01,74 Minuten den zweiten Platz vor Winnie Nanyondo (2:02,16). Anita Horvats Schlussspurt zündete nicht wie gewohnt, sie wurde Fünfte und hat noch Außenseiterchancen auf den Gesamtsieg. Die Schweizerin Lore Hoffmann wurde vor Lokalmatadorin Lorea Ibarzabal Sechste, beide erwischten nicht den besten Wettkampf dieses Winters. Erst dann folgte WM-Medaillengewinnerin Moraa.
Eine Überraschung gab es im 3.000m-Lauf der Männer. Amos Bett, trotz seiner 37 Jahre ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, siegte in einer Zeit von 7:42,53 Minuten vor Birhanu Balew und Tim Verbaandert. Der 22-jährige, holländische Meister vom Wochenende lief einen starken Wettkampf in 7:48,35 Minuten.
Ergebnisse Meeting Madrid Indoor (Laufentscheidungen)
1.500m-Lauf der Männer
- Yared Nuguse (USA) 3:33,69 Minuten *
- Mohamed Katir (ESP) 3:34,32 Minuten **
- Adel Michael (ESP) 3:34,82 Minuten **
- Grant Fisher (USA) 3:34,99 Minuten **
- Mario Garcia (ESP) 3:36,72 Minuten
- Jesus Gomez (ESP) 3:37,05 Minuten
- Charles Grethen (LUX) 3:37,09 Minuten ***
- Simon Denissel (FRA) 3:40,09 Minuten
800m-Lauf der Frauen
- Noélie Yarigo (BEN) 2:01,47 Minuten
- Catriona Bisset (AUS) 2:01,74 Minuten
- Winnie Nanyondo (UGA) 2:02,02 Minuten
- Adelle Tracey (JAM) 2:02,16 Minuten
- Anita Horvat (SLO) 2:02,21 Minuten
- Lore Hoffmann (SUI) 2:02,43 Minuten
- Lorea Ibarzabal (ESP) 2:02,46 Minuten
- Mary Moraa (KEN) 2:02,85 Minuten
- Jenny Selman (GBR) 2:03,02 Minuten
800m-Lauf der Männer
- Saul Ordonez (ESP) 1:46,22 Minuten
- Andreas Kramer (SWE) 1:46,52 Minuten
- Javier Miron (ESP) 1:46,73 Minuten
- Amel Tuka (BIH) 1:46,89 Minuten
- Adrian Ben (ESP) 1:46,94 Minuten
- Tony van Diepen (NED) 1:47,43 Minuten
- Mariano Garcia (ESP) 1:48,56 Minuten
B-Lauf
- Mark English (IRE) 1:46,57 Minuten
- Pablo Sanchez-Valladares (ESP) 1:46,83 Minuten
- Kyle Langford (GBR) 1:46,93 Minuten
3.000m-Lauf der Männer
- Amos Bett (KEN) 7:42,53 Minuten **
- Birhanu Balew (BRN) 7:43,20 Minuten
- Tim Verbaandert (NED) 7:48,35 Minuten
- Fernando Carro (ESP) 7:48,96 Minuten **
- Andreas Almgren (SWE) 7:49,40 Minuten
- Djilali Bedrani (FRA) 8:03,56 Minuten
* neuer Meetingrekord
** neue persönliche Hallen-Bestleistung
*** neuer luxemburgerischer Hallenrekord
Meeting Madrid Indoor
World Athletics Indoor Tour