Steigerungen für Werro und Klein in Val-de-Reuil
Die Schweizer Junioren-Europameisterin Audrey Werro und die Deutsche Hanna Klein haben ihre persönlichen Hallen-Bestleistungen beim Meeting de l’Eure am Samstagabend in Val-de-Reuil klar verbessert und sich auf Rang zwei der nationalen Bestenlisten geschoben.

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Die amtierende Junioren-Europameisterin im 800m-Lauf und im vergangenen Jahr starke Junioren-Vize-Weltmeisterin in Cali konnte beim World Athletics Indoor Tour Meeting der Klasse Silber in Frankreich damit ihren starken Saisoneinstieg fortsetzen. Beim ersten Auftritt über ihre Spezialdistanz im laufenden Kalenderjahr musste die 18-Jährige lediglich Noélie Yarigo aus dem Benin den Vortritt lassen. Die seit vielen Jahren in Frankreich lebende 37-Jährige ist die bekannteste Tempomacherin der Szene, besonders bei einigen Wettkämpfen in ihrer Wahlheimat aber gelegentlich mit eigenen Interessen unterwegs. Die zweifache Olympia-Halbfinalistin schaffte die herausragende Laufleistung des Meetings und verbesserte die Weltjahresbestleistung mit ihrem Landesrekord in der Halle (Steigerung um fast zwei Sekunden) auf eine Zeit von 1:59,29 Minuten – nur 0,17 Sekunden hinter ihrer Freiluft-Bestleistung aus dem Olympischen Halbfinale von Rio 2016.
Werro mit Tempohärte-Test
Erst zum Saisonausklang 2022 war Yarigo erstmals seit über fünf Jahren wieder unter zwei Minuten gelaufen, nun schaffte sie in Val-de-Reuil den Sprung unter die Top-Ten der ewigen afrikanischen Bestenliste im 800m-Hallenlauf. Auch Audrey Werros zweiter Platz in 2:00,57 Minuten verdient statistisch hochkarätige Anerkennung. Sie schrammte um weniger als zwei Zehntelsekunden am Schweizer Hallenrekord vorbei, mit dem Selina Büchel 2017 in Belgrad Hallen-Europameisterin wurde. Werro ist damit Inhaberin der Schweizer Hallenbestleistungen in den Altersklassen U23 und U20 und kann ihr Talent auch bei den Hallen-Europameisterschaften von Istanbul (2. bis 5. März) unter Beweis stellen – für die hat sich die 18-Jährige nämlich locker qualifiziert.
Yarigo konnte ihre Superzeit am Ende Werro verdanken, denn die junge Schweizerin war das Rennen brachial angegangen. In unter 57 Sekunden passierte sie im Rücken der Tempomacherin die Zwischenzeit bei Halbzeit. Erst gegen Ende der dritten Runde reduzierte sich sichtlich ihre Energie. Am Ende verwies sie hinter der Siegerin unter anderem die Lokalmatadorinnen Angés Raharolahy und Léna Kandissounon auf die weiteren Plätze.
Klein läuft in europäische Elite
Den Auftritt beim Meeting in der französischen Kleinstadt an der Seine, ungefähr auf Halbweg von Paris bis zum Ärmelkanal-Hafen Le Havre gelegen, konnte auch die Deutsche Hanna Klein für sich nutzen. Die 29-Jährige ging mit dem hohen Tempo der Äthiopierinnen mit und verbesserte sich auf eine 3.000m-Hallenbestzeit von 8:36,42 Minuten. Damit liegt Klein in der ewigen deutschen Hallenbestenliste auf Rang zwei hinter Konstanze Klosterhalfen.
Im Kampf um den Sieg musste sie aus der Dreiergruppe, die sich weit vom Feld abgesetzt hatte, Diribe Welteji, eine Weltklasseläuferin im 800m- und 1.500m-Lauf, und Sembo Almayew den Vorzug geben. Klein, die davor sich vorbildlich im Rücken des jungen äthiopischen Duos gehalten hatte, obwohl fünf Runden vor Schluss schon eine kleine Lücke entstand, blieb acht Sekunden unter ihrer alten Bestleistung. Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) festhielt, liefen seit 2009 nur drei Europäerinnen schneller auf dieser Distanz in der Halle als Klein am Samstagabend: neben Klosterhalfen noch Laura Muir und Sifan Hassan.
Ein Hoppala, das fast den Sieg kostete
Die Siegeszeit der 20-jährigen Welteji bedeutete eine neue Weltjahresbestleistung – die Wavelight-Technologie an der Innenkante der Bahn hatte wichtige Orientierung geliefert. Doch beinahe hätte Welteji ihren Erfolg auf das Spiel gesetzt. Sie vertat sich total und spurtete bereits in der vorletzten Runde. Eine andere Athletin und eine Organisationsmitarbeiterin halfen ihr vom Boden auf, sie nahm das Rennen mit knappem Vorsprung wieder auf und rettete den Sieg trotz dieser kuriosen Schrecksekunde. Nach dem tatsächlichen Sieg saß die 20-Jährige minutenlang verdattert und etwas peinlich berührt auf der Laufbahn.
Der Sieg im 1.500m-Lauf, einziger internationaler Laufbewerb bei den Männern, ging in überlegener Manier an WM-Bronzemedaillengewinner Mohamed Katir. Der Spanier siegte in Weltjahresbestleistung von 3:35,48 Minuten mit über drei Sekunden Vorsprung auf den Algerier Salim Keddar. Der Deutsche Christoph Kessler wurde Sechster.
Ergebnisse Meeting de l’Eure 2023 (internationale Laufentscheidungen)
800m-Lauf der Frauen
- Noélie Yarigo (BEN) 1:59,29 Minuten * / **
- Audrey Werro (SUI) 2:00,57 Minuten ***
- Agnès Raharolahy (FRA) 2:00,83 Minuten ***
- Léna Kandissounon (FRA) 2:01,31 Minuten ***
- Lorea Ibarzabal (ESP) 2:02,63 Minuten ***
- Jenny Selman (GBR) 2:03,24 Minuten
1.500m-Lauf der Männer
- Mohamed Katir (ESP) 3:35,48 Minuten * / ***
- Salim Keddar (ALG) 3:38,56 Minuten ***
- Louis Gilavert (FRA) 3:40,44 Minuten ***
- Baptiste Mischler (FRA) 3:40,97 Minuten
- Ossama Meslek (ITA) 3:41,09 Minuten
- Christoph Kessler (GER) 3:41,09 Minuten
3.000m-Lauf der Frauen
- Diribe Welteji (ETH) 8:33,44 Minuten * / ****
- Sembo Almayew (ETH) 8:35,04 Minuten ****
- Hanna Klein (GER) 8:36,42 Minuten ***
- Fedra Aldana Luna Sambran (ARG) 8:57,59 Minuten *****
- Florencia Borelli (ARG) 8:58,59 Minuten ***
- Amy-Eloise Markovc (GBR) 9:00,16 Minuten
* neue Weltjahresbestleistung
** neuer Hallenrekord für den Benin
*** neue persönliche Bestleistung
**** 3.000m-Debüt
***** neuer Hallenrekord für Argentinien