Im 800m-Lauf der Frauen präsentiert sich den rund 3.000 Zuschauern vor Ort und dem Publikum in rund 70 Ländern der Welt, in denen die Übertragung aus Karlsruhe live ausgestrahlt wird, eine Lokalmatadorin. Majtie Kolberg stammt aus dem rund 200 Kilometer entfernten Landkreis Ahrweiler, der 2021 durch die Flutkatastrophe im Ahrtal auf dramatische Weise Weltbekanntheit erlangt hat. Für die 23-Jährige ist es der erste Wettkampf im neuen Kalenderjahr, als Auftakt in die neue Saison diente ein Auftritt beim Silvesterlauf in Trier über fünf Kilometer – der erste Wettkampf nach dem Halbfinal-Aus bei den Heim-Europameisterschaften in München.
RunAustria-Tipp: Das init Meeting Karlsruhe wird im Livestream ab 18:30 Uhr auf der Website des SWR (Deutschland) und ab 20 Uhr im Youtube-Kanal von World Athletics übertragen. Das Hauptprogramm des Meetings beginnt um 20 Uhr.
800m-Saisonauftakt für Kolberg und Hoffmann
Trotz dieses denkbar knappen Ausscheidens im Halbfinale von München war die letztjährige Saison für die Deutsche eine gute, selbst wenn sie an ihre persönliche Bestleistung von 1:59,24 Minuten, damals in Ninove 2021 völlig unerwartet erzielt, nicht herankam. Fünfmal erreichte sie eine Zeit im niedrigen 2:01er Bereich, womit acht ihrer Top-Ten-Leistungen laut World Athletics Performance Score aus dem Jahr 2022 stammen.
Laut Weltranglistenposition könnte das Rennen für die Deutsche eines mit viel Erfahrungspotenzial sein. Erstens ist sie die zweitjüngste im Feld hinter der Äthiopierin Freweyni Hailu, zweitens sind alle Kontrahentinnen in der Weltrangliste besser platziert. Darunter auch die Schweizerin Lore Hoffmann, die bei der EM als Vierte knapp am Stockerl vorbeirauschte. Auch für die Schweizerin ist es der erste Wettkampf-Antritt in der neuen Saison, zum ersten Mal ist sie in Karlsruhe am Start.
Spannende Ausgangslage um den Sieg
Favorisiert auf den Sieg beim Auftaktmeeting in die World Athletics Indoor Tour Gold sind andere: Neben der 21-jährigen Hailu, Silbermedaillengewinnerin bei der Hallen-WM 2022, zählen die Britin Jemma Reekie, die aus einem durchwachsenen Jahr 2022 ohne Edelmetall bei Europameisterschaften oder Commonwealth Games kommt, und die Slowenin Anita Horvat zum Kreis der Anwärterinnen auf den Sieg. Die 26-Jährige, ehemalige 400m-Spezialistin, hat die Aufgabe, die letztjährige Saison, in der sie kometenhaft aufstieg und sie bis ins WM-Finale von Eugene führte, zu bestätigen.
Prominent besetzter 3.000m-Lauf
Die zweite Laufentscheidung der Frauen ist der 3.000m-Lauf, in dem sich ein spannendes Duell zweier Äthiopierinnen abzeichnet. Dawit Seyaum, die im vergangenen Jahr WM-Bronze im 5.000m-Lauf von Eugene gewann, fordert die amtierende Hallen-Weltmeisterin Lemlem Hailu, vor zwei Jahren auch Siegerin in der Gesamtwertung der World Athletics Indoor Tour, heraus. Angekündigt ist auch Axumawit Embaye, die schon zwei Hallen-WM-Silbermedaillen gewonnen hat und bereits dreimal in Karlsruhe reüssieren konnte, allerdings über ihre Spezialdisziplin, dem 1.500m-Lauf.
Ansonsten zieren zwei Nicht-Spezialistinnen die Startliste: Werkuha Getachew, Siegerin des Silvesterlaufs in Peuerbach, und Luiza Gega aus Albanien. Beide sind im im Winter nicht ausgetragenen 3.000m-Hindernislauf zu Hause und das sehr erfolgreich: Getachew als Vize-Weltmeisterin, Gega als Europameisterin. Spannend ist auch der Auftritt der Junioren-Weltmeisterin im 5.000m-Lauf, Milan Alem aus Äthiopien. Einzige deutsche Starterin ist Caterina Granz, Mitglied des siegreichen Teams in der Nationenwertung der Crosslauf-EM vor sieben Wochen.
Kessler hat Hallen-EM-Limit im Visier
Mit etwas weniger Prominenz kommt der 1.500m-Lauf der Männer aus, der – abgesehen von Teddese Lemi – zur europäischen Angelegenheit wird. Angeführt wird das Feld von drei Spaniern: dem in der letzten Hallensaison ausgesprochen starken Adel Mechaal, Ignacio Fontes und Jesus Gomez. Gomez hat das komplette Wettkampfjahr 2022 verpasst, im Winter aufgrund eines verstauchten Knöchels. Doch die Schmerzen im Knöchelbereich mutierten zu chronischen Beschwerden, weswegen auch die Sommersaison ausfiel, wie lokale Medien in Burgos berichteten.
Die deutschen Farben vertritt Lokalmatador Christoph Kessler, amtierender deutscher Meister auf dieser Distanz (Freiluft). Der 27-Jährige orientiert sich, so wie viele andere auch, am Hallen-EM-Limit, das im 1.500m-Lauf der Männer bei einer Zeit von 3:37,40 Minuten liegt, womit Kessler seine Indoor-Bestleistung um über eine Sekunde senken müsste. Die Hallen-EM in Istanbul liegt gerade einmal sechs Wochen in der Zukunft, ab dem Startschuss für die World Indoor Tour morgen Abend in Karlsruhe folgt also ein dichtes Programm im internationalen Kalender.
Abseits des von der World Indoor Tour vorgeschriebenen Bewerbsprogramms hat der Veranstalter noch einige Wettkämpfe ins Programm aufgenommen, darunter mit dem 3.000m-Lauf der Männer auch eine Laufdistanz. Hier findet Mohamed Abdilaahi (ehemals Mohumed) ein attraktives Starterfeld vor, in dem der serbische Peuerbach-Sieger Elzan Bibic und der erst 17-jährige Äthiopier Abdisa Fayisa die schnellsten Vorleistungen aufweisen.
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