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Seit dem letzten der sieben Siege von Günther Weidlinger beim Silvesterlauf in Peuerbach im Jahr 2008 war kein Österreicher mehr im Elitelauf aufs Stockerl gelaufen. Diese Serie endete vergangenen Samstag pünktlich zum 40. Jubiläum des traditionsreichen sportlichen Jahresabschlusses in Oberösterreich. Die Siege in den Eliteläufen gingen an Elzan Bibic und Werkuha Getachew, die Darbietungen der österreichischen Laufelite konnten sich sehen lassen.
Mit einem starken Endspurt im Duell mit dem Kenianer Vincent Rono sicherte sich Andreas Vojta (team2012.at) den dritten Platz im 6.800 Meter langen bzw. über acht Runden führenden Elitelauf der Männer und damit auch seine beste individuelle Platzierung in Peuerbach, wo der 33-Jährige seit vielen Jahren regelmäßig am Start ist. „Besser hätte ich das Jahr 2022 nicht abschließen können“, fand der Routinier im Interview mit dem ORF und sprach von einem „richtig geilen Gefühl“. „Die letzten 200 Meter waren purer Hochgenuss.“
Duell Bibic gegen Too
Überhaupt agierten die österreichischen Topläufer mit starken Leistungen. Von Rennbeginn an orientierte sich Andreas Vojta, der auf sein Marathon-Debüt in Wien hinarbeitet, Richtung Spitze des Rennens, obwohl diese durch mehrere Vorstöße von 2019-Sieger Elzan Bibic in den ersten Runden ein hohes Tempo vorlegte. Auch Peter Herzog (Union Salzburg LA) und Sebastian Frey (DSG Wien) kamen als Teil der siebenköpfigen Spitzengruppe aus der ersten Runde zurück. Bereits früh setzte sich eine Vierergruppe leicht ab, Vojta war gemeinsam mit dem Serben und den beiden kenianischen Athleten Teil dieser. Österreichs Marathon-Rekordhalter fand in der dritten Runde gemeinsam mit seinem jungen Landsmann im Windschatten den Anschluss, ehe sich in der vierten von acht Runden neuerlich eine kleine Spitzengruppe bildete. Dieses Mal setzten sich Bibic und Isaac Too ab.
ÖLV-Trio präsentiert sich stark
Herzog und Vojta liefen gemeinsam in der Verfolgergruppe mit Rono, während sich Frey wenige Sekunden dahinter am starken Holländer Mike Foppen hielt. In der fünften Runde musste der 20-Jährige dem hohen Tempo etwas Tribut zollen und eine Lücke zu Foppen aufgehen lassen, Frey kämpfte sich jedoch auf Platz sieben ins Ziel. In der Verfolgergruppe machte Rono überwiegend das Tempo, doch beide Österreicher versuchten ihre aktive Rolle einzunehmen und gingen mit besten Aussichten in die letzte Runde. Das Tempo war mittlerweile in allen Gruppen bei weitem nicht so hoch wie in den ersten drei Runden. Während Herzog als Marathon-Spezialist, der vor Weihnachten aus einem Trainingslager aus Kenia zurückgekehrt ist und sein nächstes großes Wettkampfziel mit dem Sevilla Marathon in sieben Wochen bereits vor Augen hat, im Kampf um die Positionen auf den letzten Metern etwas an Boden verlor und den in der letzten Runde ziemlich auftrumpfenden Foppen, der noch bis auf Platz vier stürmte, passieren lassen musste, rief Vojta seine Stärken eines ehemaligen Mittelstreckenläufers ab und entschied den Endspurt aus der Verfolgergruppe für sich. Bereits im leichten Bergaufstück vor der letzten Kurve erzwang er die Vorentscheidung und platzierte sich in einer Zeit von 19:06 Minuten auf dem dritten Platz, sein Landsmann überquerte die Ziellinie fünf Sekunden und drei Positionen später. „Ein sehr guter Jahresabschluss!“, schrieb der Salzburger auf seinem Instagram-Profil.
Während Herzog nun ein Trainingslager auf der Iberischen Halbinsel für die unmittelbare Vorbereitung des Sevilla Marathon und eines Halbmarathons davor beziehen wird, reist Vojta ins Trainingslager ins kenianische Hochland, wo er die Basis für seinen Einstieg ins Marathon-Geschäft legen will.
So erfreulich die erstmalige Live-Übertragung der Eliteläufe aus Peuerbach, die zu den wichtigsten, prestigeträchtigsten und bestbesetzten in Europa gehören, war, so ärgerlich die Tatsache, dass die TV-Bilder im Eliterennen der Männer fast ausschließlich das Duo an der Spitze präsentierten und kaum Eindrücke vom spannenden Kampf um Platz drei in der Verfolgergruppe mit den beiden heimischen Laufassen. Selbst Vojtas Endspurt und Zieleinlauf zum ersten heimischen Stockerlplatz in Peuerbach seit 14 Jahren fingen die Kameras nicht im wünschenswerten Fokus ein.
Zweiter Erfolg für Bibic
Auch der Kampf um den Sieg blieb spannend bis zum Schluss. Bei nicht winterlichen Temperaturen, regennasser Straße und beim letzten Rennen des Tages mit einigen Sonnenstrahlen zeigte sich Bibic in der Anfangsphase enorm initiativ. Ausgangs der vorletzten Runde schien Too mit einer kleinen Beschleunigung das Pendel zu seinen Gunsten ausschlagen zu lassen, doch der Serbe schloss die Lücke, noch bevor es das letzte Mal in die Bergabpassage ging. Als ausgebildeter Mittelstreckenläufer besiegte Bibic seinen Kontrahenten auf den letzten Metern klar und lief in einer Zeit von 18:55 Minuten über die Ziellinie, womit er symbolisch einen Kreis schloss. Denn der 23-Jährige war vor Pandemiebeginn der letzte Sieger in Peuerbach und nun wieder der erste beim Comeback.
Getachew entscheidet Duell mit Jebitok für sich
Im davor stattfindenden Elitelauf der Frauen über die Distanz von 5.100 Metern oder sechs Runden entwickelte sich das erwartete Duell um den Sieg zwischen der Äthiopierin Werkuha Getachew und der Kenianerin Edinah Jebitok. Die kraftvolle 3.000m-Hindernisläuferin, WM-Silbermedaillengewinnerin in Eugene und so etwas wie die Aufsteigerin des Jahres in dieser Disziplin, konnte sich auf ihre Energie in der Schlussphase verlassen, löste sich im Laufe der letzten Runde wenige Meter von der wesentlich filigraneren Kenianerin, die in ihrer Leistungspalette zwischen 1.500m und kürzeren Straßenläufen alles mit guter Qualität anbieten kann, und siegte in einer Zeit von 16:02 Minuten, die Hundertstelsekunden berücksichtigend mit knapp einer Sekunde Vorsprung. Als Drittplatzierte war die slowenische Rekordhalterin im 3.000m-Hindernislauf, Marusa Mismas-Zrimsek, die beste Europäerin. Sie finishte in einer Zeit von 16:21 Minuten, zehn Sekunden vor der deutschen Team-Europameisterin im Marathon, Kristina Hendel, mit der sie den größten Teil des Rennens gemeinsam absolviert hat.
Mayer beste Österreicherin
Denn nach einer Auftaktrunde zum Eingewöhnen und einer zweiten Runde, in der Hendel versuchte dem Feld ihren Rhythmus aufzuzwingen, bildeten sich kurz vor Halbzeit des Rennens mehrere Kleingruppen: die beiden Afrikanerinnen voran, die beiden Europäerinnen dahinter und Julia Mayer (DSG Wien) in der dritten Zweiergruppe gemeinsam mit der Ukrainerin Maryna Nemchenko. An den Positionen änderte sich im Verlauf der zweiten Rennhälfte nichts, die 29-jährige Mayer beendete den Wettkampf als beste Österreicherin auf Platz fünf in einer Zeit von 16:38 Minuten. „Ich bin sehr zufrieden, auch weil der Rückstand zur Spitze gar nicht so groß ist“, zog Mayer im Interview mit dem ORF eine positive Bilanz. Nachdem sie vor drei Jahren krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, war es ihre erste Erfahrung mit Österreichs zweitältestem und wichtigsten Silvesterlauf, der weit über die Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Auch, weil die Stimmung entlang der Strecke grandios war: „Es war richtig, richtig cool. Auch, weil man hier als Österreicherin sehr geschätzt wird“, bestätigte Mayer. Getachew schwärmte im ORF-Siegerinterview ebenfalls über die Atmosphäre.
Den Genuss dieser Atmosphäre erlebte auch Lena Millonig (ULC Riverside Mödling), die anfänglich das Tempo der Spitze mitging und ab der dritten Runde den Wettkampf als Solistin finishte. Sie kam in einer Zeit von 16:59 Minuten ins Ziel und belegte den siebten Platz.
Carsten Eich mit Jubiläum rundum zufrieden
Bei seiner 40. Austragung, auf die das Veranstaltungsteam nun zwei Jahre lang geduldig warten musste, erlebte der Silvesterlauf von Peuerbach den größten Volkslauf seiner Veranstaltungsgeschichte. Davor waren Hunderte Kinder in den Nachwuchsrennen aktiv. Alle Bewerbe summiert schrammte der Veranstalter nur haarscharf an der 1.000er-Marke vorbei. Kein Wunder, dass der neue Hauptverantwortliche in der Organisation, der ehemalige deutsche Topläufer Carsten Eich mit einem Strahlen im Gesicht Bilanz zog: „Ich bin rundum zufrieden. Es war eine tolle Veranstaltung und ein sehr stimmungsvolles Jubiläum.“
Eich hatte als Aktiver den Silvesterlauf in Peuerbach, der bis 1996 im nahen Natternbach ausgetragen wurde, sechsmal gewonnen und ist damit die Nummer zwei in der Siegerliste hinter Lokalmatador Günther Weidlinger, dem zwischen 2000 und 2008 sieben Erfolge gelangen.
Ergebnisse Internationaler Raiffeisen Silvesterlauf in Peuerbach 2022
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