Der Halbmarathon in der selbsternannten „Ciudad del Running“ überzeugte nicht nur als Schauplatz der Weltmeisterschaften 2018 mit der Wunderleistung von Geoffrey Kamworor auf den letzten fünf Kilometern, sondern hat bereits zwei Weltrekordläufe erlebt. Jenen von Letesenbet Gidey im letzten Jahr, der aufgrund seines Vorsprungs auf die zweit- und drittschnellste Halbmarathonzeit der Geschichte immer noch verblüfft (1:02:52 Stunden). Und jenen von Kibiwott Kandie im Jahr 2020 (57:32). Kandies Zeit ist mittlerweile „nur“ mehr die zweitbeste der Geschichte. Doch wer weiß, wie lange noch. Der Kenianer ist zurück in der südostspanischen Hafenstadt und voller Tatendrang. Zwar meinte Marc Roig, der für die Zusammenstellung der Elitefelder zuständig ist, man könne nicht jedes Jahr einen Weltrekord aufstellen. Doch er sagt auch: „Ich bin überzeugt, dass die Qualität der Elitefelder wieder weltweit für Schlagzeilen sorgen wird.“
RunAustria-Tipp: Der Valencia Halbmarathon wird am Sonntag mit Start um 8:25 Uhr im Livestream auf der Youtube-Seite des Valencia Halbmarathon und auf der Veranstaltungswebsite übertragen.
Livestream Valencia Halbmarathon
Neuaustragung des Duells Kandie gegen Sawe
Kandie, Vize-Weltmeister im Halbmarathon im Jahr 2020, hat sich im vergangenen Sommer auf die Bahnsaison konzentriert und als Sieger der Kenya Trials nur deshalb nicht die Qualifikation für die WM im 10.000m-Lauf geschafft, weil ihm das Direktlimit und eine zweite gute Leistung für die Weltrangliste gefehlt haben. Der 26-Jährige startete indes bei den Commonwealth Games, wo er die Bronzemedaille gewann. Der Halbmarathon in Valencia ist sein erster Wettkampf seit dem Ende der Bahnsaison Anfang Dezember.
Mit seinem Landsmann und Senkrechtstarter Sebastian Sawe, der ihn beim Ein-Stunden-Lauf in Brüssel Anfang September deutlich geschlagen hat, hat er einen harten Kontrahenten im Kampf um den Sieg. Der 27-Jährige, der laut „Let’s Run“ im Team des italienischen Coaches Claudio Berardelli trainiert, der gerade auf höchster Ebene mit seinen Athleten eine Siegesserie bei den wichtigsten Marathons feiert, hat Ende Jänner den Halbmarathon in Sevilla und gut einen Monat später auf der Punkt-zu-Punkt-Strecke des Halbmarathons Rom-Ostia gewonnen. Die damals in Italien erzielte Spitzenzeit von 58:02 Minuten ist damit nicht tauglich für Rekordlisten, eine Aussagekraft hat sie dennoch.
Hinter den beiden formiert sich noch ein kenianisches Trio im Leistungsbereich von 58:30 Minuten: Daniel Mateiko, Kennedy Kimutai und Rogers Kwemoi. Gegenüber der kenianischen Tageszeitung „The Star“ sagte Mateiko, er kümmere sich nicht um seine Siegchancen, sondern will seine persönliche Bestleistung verbessern, um sich in eine gute Position für eine Nominierung für die Crosslauf-WM in Australien zu bringen. Er und Kimutai haben ihre schnellsten Halbmarathonzeit vor einem Jahr auf der bekannt schnellen Strecke in Valencia aufgestellt.
Fünf Läufer mit Bestzeiten unter 59 Minuten
Die interessantesten Äthiopier im Feld sind die beiden Bahnläufer Yomif Kejelcha, der in Valencia vor drei Jahren bereits 59:07 Minuten gelaufen ist, und Tadesse Worku, der im Alter von 20 Jahren sein Debüt im Halbmarathon gibt.
Insgesamt sind nach der kurzfristigen Absage des Äthiopiers Milkesa Mengesha zehn Läufer mit Bestleistungen unter einer Stunde gemeldet, davon sechs mit Bestleistungen unter 59 Minuten. Angelockt auch von einem gewaltigen Veranstaltungsbudget in Höhe von zwei Millionen Euro gilt für sie ein gutes Omen. Schließlich haben sieben der zehn schnellsten Halbmarathonläufer der Geschichte ihre Bestleistung in Valencia aufgestellt, hauptsächlich wegen des überragend schnellen Eliterennens im Dezember 2020. Zur ersten Gruppe gehört auch Europarekordhalter Julien Wanders, der aber vor fünf Wochen in Kopenhagen demonstriert hat, nach überstandener Verletzung bei weitem noch nicht das Leistungsvermögen früherer Tage zu haben. Der Schweizer nimmt seinen zweiten Anlauf Richtung Marathon. Mit Callum Hawkins ist ein weiterer prominentere Europäer dabei, der auf dem Weg aus einer Verletzungspause zurück ist.
Europäer haben Bestleistungen im Fokus
Wie gewöhnlich laufen viele Europäer den Halbmarathon in Valencia und so blickt jede Nation, leider abgesehen von Österreich, das aber seinen spannenden Halbmarathon zeitgleich in Linz bei den Staatsmeisterschaften erlebt (siehe RunAustria-Vorschau), auf ein oder zwei Athleten. Die Briten neben Hawkins auf Emile Cairess, die Italiener auf Pietro Riva, EM-Fünfter im 10.000m-Lauf und im Spätsommer mit einigen flotten 10km-Läufen, die Schweden auf David Nilsson. Kanadas Marathonrekordhalter Cam Levins greift nach der eigenen Bestleistung von 1:02:14 Stunden, sein Landsmann Ben Flanagan hat wohl den kanadischen Rekord von 1:01:08 Stunden im Auge. Riva äußerte auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes den Wunsch, unter 1:01 Stunden laufen zu wollen.
Halbmarathon-Debüt für Konstanze Klosterhalfen
Ein hochinteressantes Debüt liefert der Frauen-Bewerb mit jenem der deutschen 5.000m-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen. Die 25-Jährige hat sich explizit und sorgsam auf diese Premiere vorbereitet, dafür reiste sie erstmals ins Höhentrainingslager nach Kenia. Diese Umstellung und die spezifischen Halbmarathontrainings entfachten guttuende Reize, wie sie von der Plattform sport1.de zitiert wurde. „Ich wollte die letzten Jahre schon immer mal einen Halbmarathon versuchen, doch irgendetwas kam immer dazwischen. Jetzt hat es sich angeboten, ich bin schon ein bisschen aufgeregt und nervös“, sagte sie weiter. Sie erhofft mit einem guten Halbmarathon-Ergebnis auch wichtige Impulse für kommende Ziele auf den Bahndistanzen. Mit der Türkin Yasemin Can, die eine Bestleistung von 1:06:20 Stunden aufweisen kann, womit sie eine der schnellsten europäischen Halbmarathonläuferinnen der Geschichte ist, ist eine zweite starke Europäerin am Start, die durchaus für eine Spitzenplatzierung in Frage kommt.
Chepngeno und Kipkemboi führen Elitefeld an
An der Spitze fehlen die ganz großen Namen, dafür gestaltet sie sich so kompakt, dass ein spannendes und flottes Rennen zu erwarten ist. Angeführt wird die Meldeliste von Vicoty Chepgneno aus Kenia, die im Mai den Elitelauf beim Österreichischen Frauenlauf gewinnen konnte. Zuletzt enttäuschte die Siegerin des Houston Halbmarathon zu Jahresbeginn allerdings beim Kopenhagen Halbmarathon mit Position neun. Ihre Landsfrau Margaret Kipkemboi ist hauptsächlich auf der Bahn zu Hause, gewann 2019 WM-Silber im 5.000m-Lauf und 2022 WM-Bronze im 10.000m-Lauf. Dass sie auch im Halbmarathon richtig schnell sein kann, zeigte sie bei ihrem Debüt Anfang April in Barcelona mit einer Siegeszeit von 1:05:30 Stunden. Dass sie in Form ist, zeigt ihr Sieg bei Dam tot Damloop im September.
Das Gegengewicht zum kenianischen Duo bildet nach der Absage der 20-jährigen Bosena Mulatie eine äthiopische Solistin, Hawi Feysa. Die 23-Jährige lief 2021 eine Halbmarathon-Bestzeit von 1:05:41 Stunden als Zweite in Kopenhagen. Dahinter ist das Feld international bunt gemischt, unter anderem dank der Japanerin Yuki Ando, der Britin Samantha Harrison oder der Schwedin Sarah Lahti. Die spanische Topläuferin im Feld ist Marta Galimany, bei den Männern führen Juan Antonio Perez und Javi Guerra die Phalanx der Lokalmatadoren an.
Anmelderekord mit internationalem Starterfeld
Für die 31. Auflage des Halbmarathons in Valencia, der zu den selbsternannten Super Halfs gehört, haben sich rund 20.000 Läuferinnen und Läufer mit 99 verschiedenen Nationalitäten angemeldet, womit der Event einen neuen Melderekord verzeichnet. Noch beeindruckender ist die Tatsache, dass er bereits seit April ausverkauft ist.
Medio Maraton Valencia Trinidad Alfonso Zurich
Super Halfs