Visaprobleme deluxe beim Antrim Coast Halbmarathon
Die äthiopische Lauflegende Haile Gebrselassie hätte nach Nordirland reisen sollen, um im Rahmen des Antrim Coast Halbmarathon selbst eine Meile zu laufen und als TV-Kommentator den Halbmarathon zu begleiten. Aber er bekam kein Visum ausgestellt und strandete in Addis Abeba. Seine Landsfrau Yalemzerf Yehualaw, bereits im Jänner als Star des Events angekündigt, hat noch eine Rechnung mit dem Event offen.

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Vor einem Jahr war der Jubel in Larne an der nordirischen Ostküste, etwa 30 Kilometer nördlich von Belfast groß. Yalemzerf Yehualaw, Weltklasseläuferin im Halbmarathon und seit ihrem grandiosen Marathon-Debüt in Hamburg auch über die doppelte Distanz, überquerte die Ziellinie des Antrim Coast Halbmarathon in einer Zeit von 1:03:44 Stunden – damals eine Weltrekordleistung. Der Jubel verstummte: Der Veranstalter hatte sich eine Peinlichkeit in der Vermessung der Strecke geleistet, denn die war nach Nachforschungen , um rund 54 Meter zu kurz. Die Leistung Yehualaws war für die Statistik ungültig, der Weltrekord nie anerkannt. „Nach diesem Fehler wollten wir unbedingt, dass Yalemzerf noch einmal zurückkommt. Dass sie zugesagt hat, bedeutet uns sehr viel“, sagte Renndirektor James McIlroy bereits vor Monaten.
Nächster Versuch
Die 23-Jährige gibt der international bedeutendsten Laufveranstaltung Nordirlands eine zweite Chance. Sie liebe den Kurs, die Leute und die Stimmung entlang der Strecke, so der Veranstalter. Sie reist mit einer persönlichen Bestleistung von 1:03:51 Stunden auf, aufgestellt zwei Monate nach ihrem Vorjahressieg bei diesem Event in Valencia. Damit liegt das äthiopische Ausnahmetalent auf Rang zwei der ewigen Weltbestenliste hinter der überragenden Weltrekordhalterin Letesenbet Gidey und hat am Sonntag die Chance, dieses Mal den offiziellen Streckenrekord aufzustellen. „Mit seiner schnellen und flachen Strecke sind wir einer der schnellsten Halbmarathons auf der Welt“, präsentiert sich der Veranstalter in nordirischen Medien. In diesem Jahr bestacht die 23-Jährige mit einem Weltrekord im 10km-Lauf: 29:14 Minuten, aufgestellt Ende Februar im spanischen Castellon, und dem Marathon-Debüt in Hamburg in einer Zeit von 2:17:23 Stunden, äthiopischer Landesrekord.
Äthiopische Topläufer als Highlights der Elitefelder
Die Besetzung ist auch abseits des Superstars des Events durchaus beachtlich. McIlroy sprach im „Belfast Telegraph“ sogar von einem der best besetzten Halbmarathons in diesem Jahr weltweit. Neben Yehualaw zieren deren äthiopische Landsfrauen Tsehay Gemechu, eine Trainingspartnerin Yehualaws, und Gete Alemayehu sowie die Kenianerin Beatrice Mutai die Spitze des Elitefeldes. Gemechu hat in diesem Jahr den Lissabon Halbmarathon gewonnen und beim Istanbul Halbmarathon in 1:05:52 Stunden den zweiten Platz belegt. Die 23-Jährige gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Halbmarathonläuferinnen der Welt, auch wenn ihr eine Topzeit in den Regionen Yehualaws noch fehlt.
Bei den Männern ist der äthiopische Vorjahressieger Jemal Yimer der große Favorit, er hat eine persönliche Bestleistung von 58:33 Minuten. Er wird herausgefordert von seinen Landsleuten Tesfahun Akalnew, im Vorjahr Zweiter, und Huseydin Mohamed sowie dem Kenianer Shadrack Kimining. Der Brite Marc Scott, Hallen-WM-Dritter über 3.000m, zuletzt aber mit einer enttäuschenden EM, kündigt eine Attacke auf eine Zeit von unter einer Stunde an und hat mit dem Kenianer Bethwel Birgen einen prominenten Tempomacher, wie „Athletics Weekly“ berichtet. Der für Irland startende Nordire Stephen Scullion feiert seine sportliche Generalprobe vor dem Berlin Marathon, wo er vor Peter Herzog (Union Salzburg LA) bestplatzierter Europäer in der Meldeliste ist (siehe RunAustria-Bericht). Die beiden schottischen Brüder Callum und Derek Hawkins ergänzen ein illustres Feld.
Verhinderter Botschafter der neuen Straßenmeile
Ein großer Name fehlt aber: Haile Gebrselassies Anreise scheiterte an der Einreisegenehmigung bereits bei der Abreise in seiner Heimat. Er hätte als Hobbyläufer und Laufenthusiast die Straßenmeile am Vortag bestreiten sollen, ein neuer Bewerb im Eventprogramm. In dieser Vorbildwirkung lässt er somit die ehemalige 10.000m-Europameisterin Jo Pavey alleine.
Yalemzerfs Coach Tessema Abshero war seinerseits häufiger als Pacemaker bei Gebrselassies Weltrekordversuchen und -läufen im Einsatz. Wie „Athletics Weekly“ im Juni berichtete, haben die beiden noch engen Kontakt und der ehemalige Weltrekordläufer auf diversen Distanzen kümmert sich als Mentor um die hochtalentierte Athletin.
In seinem Nachhaltigkeitsprogramm wird der Veranstalter pro Teilnehmer einen Baum pflanzen. Die Finisher-Medaillen sind aus Holz und haben damit einen besseren ökologischen Fußabdruck, wie der Veranstalter bewirbt.