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Beeindruckende Siege junger 800m-Läufer in Nairobi
Die Südafrikanerin Prudence Sekgodiso und der kenianische Junioren-Weltmeister Emmanuel Wanyonyi entschieden beim Kip Keino Classic in Nairobi die 800m-Läufe für sich. Furiose Heimsiege feierten Norah Jeruto über die Hindernisse und Abel Kipsang über 1.500m.
Mit offenem Mund staunend wollte Prudence Sekgodiso hinter der Ziellinie selbst kaum glauben, welch außergewöhnliches Werk sie realisiert hatte. Beim World Athletics Continental Tour Meeting der Stufe Gold im Kasarani Stadium von Nairobi feierte die 20-jährige Südafrikanerin einen beeindruckenden Erfolg im 800m-Lauf und steigerte ihre persönliche Bestleistung um satte drei Sekunden auf eine Zeit von 1:58,41 Minuten. Oder wie die ehemalige Weltklasse-Mittelstreckenläuferin Jennifer Meadows als Kommentatorin im Livestream von World Athletics sagte: Sie katapultierte sich mit dieser Leistung direkt in die Weltklasse. Ohne Startnummer auf der Brust, was eigentlich zu einer Disqualifikation führen hätte müssen. Details zu diesem Ereignis sind aus der Ferne nicht einschätzbar. Sie war übrigens nicht die einzige an diesem Nachmittag in Nairobi, die die Startnummer nicht ordnungsgemäß getragen hat.
Neuer südafrikanischer Star?
Sekgodiso hatte vor zwei Wochen als zweifache südafrikanische Meisterin im 800m- und 1.500m-Lauf überzeugt, doch die Konkurrenz dabei war naturgemäß überschaubar. In Nairobi lief die junge Südafrikanerin, die damit das WM-Limit locker schaffte, ein taktisch geschicktes Rennen und lag bei der Durchgangszeit nach 400 Meter von 58,58 Sekunden durch die Pacemakerin im Mittelfeld. Doch dann glitt sie auf der Gegengerade durch eine Lücke, die sich in der Mitte auftat und dank dieser Beschleunigung lag Sekgodiso plötzlich an der Spitze. Sie nahm den Schwung durch die Kurve mit, wurde aber auch auf der Zielgerade nicht langsamer. Dank der zweiten Runde deutlich unter einer Minute für sie blieb sie nur knapp über der am Vorabend aufgestellten Weltjahresbestleistung von Hallen-Weltmeisterin Ajee Wilson in Kalifornien. Zweite in Nairobi wurde Kenias Beste Mary Moraa, die in 1:59,87 Minuten zum fünften Mal in ihrer Karriere unter zwei Minuten blieb. Naomi Korir gelang das in persönlicher Bestleistung gerade nicht. Weltmeisterin Halimah Nakaayi spielte keine besondere Rolle, war im Mittelteil des Rennens eingekeilt, musste in der Kurve auf Bahn zwei laufen und kam letztendlich nicht über Rang fünf (2:00,93) hinaus.
Ein 17-Jähriger mit Triumphzug
Auch der 800m-Lauf der Männer war die Bühne einer Zukunftshoffnung. Emmanuel Wanyonyi, der im vergangenen August exakt in diesem Stadion mit einem kenianischen U18-Rekord zum WM-Titel in der Altersklasse U20 gestürmt war, zeigte in Nairobi eine reife Leistung und siegte in einer Zeit von 1:45,01 Minuten vor seinem Landsmann Cornelius Tuwei und dem endschnellen Tshepo Tshite aus Südafrika. Das Rennen entwickelte sich sonderbar, denn die beiden Tempomacher jagten vorne weg, Wanyonyi lief stets an der Spitze des Verfolgerfeldes und setzte sich im letzten Viertel unwiderruflich an die Spitze des Rennens. Keiner der anwesenden Kontrahenten – der angekündigte Hallen-WM-Medaillengewinner Noah Kibet fehlte genauso wie Timothy Cheruiyot – hatte eine Chance gegen den 17-Jährigen, der seinen ersten wichtigen Wettkampf auf der Bühne der Erwachsenen fabelhaft bestritt. Und das, obwohl der Jungspunt beim Ausstieg des zweiten Tempomachers Collins Kipruto außen herum vorbeirauschen und einige Extrameter einplanen musste. Keine Chance hatte Olympia-Medaillengewinner Ferguson Rotich, der als Siebter und Letzter ins Ziel kam.
Jeruto in beeindruckender Dominanz
Eine eindrucksvolle Leistung lieferte Norah Jeruto, bereits im letzten Jahr die dominierende Läuferin, die aufgrund eines Nationentransfers von Kenia nach Kasachstan nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen konnte, im 3.000m-Hindernislauf ab. Sie hielt das Tempo konstant hoch und hängte auch Olympiasiegerin Peruth Chemutai rechtzeitig vor den letzten beiden Runden ab. Die Siegerzeit der 26-Jährigen von 9:04,95 Minuten ist für die Höhenlage von über 1.800 Metern in Nairobi außergewöhnlich gut. Sieben Sekunden Rückstand hatte Faith Cherotich im Ziel, die die am Schluss ziemlich erschöpfte Olympiasiegerin kurz vor Beginn der letzten Runde noch überholte.
Ebenfalls einen klaren Sieger gab es im 3.000m-Hindernislauf der Männer. Abraham Kibiwot, der bereits 2020 bei der Premiere der Kip Keino Classic gewinnen konnte, siegte in einer Zeit von 8:21,92 Minuten vor Samuel Deguna aus Äthiopien und dem noch nicht in Form befindlichen Olympia-Medaillengewinner Benjamin Kigen. Conseslus Kipruto, der auf dem Weg zurück nach langwierigen Verletzungsproblemen ist, lief anfänglich mit Kibiwot mit, konnte im Mittelteil das Tempo nicht mehr halten und wurde nach einem engagierten Finish Fünfter, nur zweieinhalb Sekunden hinter Kigen.
Kipsang und Welteji in Dominanz
Zu den läuferischen Glanzmomenten des an Ereignissen reichhaltigen Meetings gehörte jene von AbelKipsang im 1.500m-Lauf der Männer. Der WM-Bronzemedaillengewinner in der Halle war mit Unterstützung des Tempomachers, der die ersten 800m in 1:52,95 Minuten absolvierte, bereits zur Halbzeit des Rennens mit einer Lücke zur Konkurrenz in Führung. Der Abstand wurde größer, der Olympia-Vierte finishte in einer angesichts der Meereshöhe eindrucksvollen Topzeit von 3:31,01 Minuten, die schnellste 1.500m-Zeit des bisherigen Freiluft-Jahres, mit viereinhalb Sekunden Vorsprung auf Raynold Cheruiyot und Kumari Taki, der mehr als eine weitere Sekunde Rückstand aufwies.
Nicht von geringerer Qualität war das spannende Frauenrennen, in dem Diribe Welteji, ehemalige Junioren-Weltmeisterin im 800m-Lauf, aus der führenden Position durchzog und in einer Weltjahresbestzeit von 4:01,50 Minuten vor ihrer bis dato unbekannten Landsfrau Haylom Birke (4:02,25) und der Kenianerin Edinah Jebitok gewann.
Grandioser Alleingang von Gebrezihair
Beachtliche Leistungen gab es auch auf den längsten Laufdistanzen des Nachmittags. Im 5.000m-Lauf der Männer entwickelte sich eine schnelle Anfangsphase, erst am dritten und vierten Kilometer verlor das Feld etwas an Schwung. In der entscheidenden Phase ging es wieder heiß her, der in der Favoritenrolle laufende Jacob Krop setzte sich dank einer guten Schlussrunde in 13:12,19 Minuten vor Daniel Mateiko und Daniel Simiu durch. Simiu war in der Anfangsphase Mateiko auf die Ferse gestiegen. Während Simiu zu Sturz gekommen war, geriet Mateiko ins Straucheln, konnte aber seine Balance halten.
Eine für die Höhenlage von Nairobi beachtliche Siegerleistung gab es auch im 5.000m-Lauf der Frauen, der von der 20-jährigen Äthiopierin Girmawit Gebrzihair dominiert wurde. Sie übernahm die alleinige Führung nach dem Ausstieg der Tempomacherin und stürmte zu einer fantastischen Weltjahresbestleistung von 14:49,97 Minuten – für die junge Äthiopien übrigens ein lockerer Weg zum WM-Limit. Interessant war ihr Erfolg auch aus einer anderen Perspektive: Die neuen Wettkampfregeln kamen zum Einsatz, als sie einmal, nachdem sie im Schritt davor die innere Bahnbegrenzung touchiert hatte und die Balance verlor, die Bahn nach innen übertrat. Das ist seit neuestem einmal pro Wettkampf erlaubt, sofern dadurch kein Vorteil entsteht.
Kenianisches Selbstbewusstsein
Den größten Jubel gab es im Kasarani Stadium allerdings nicht bei einer Laufentscheidung, sondern als der kenianische Sprintheld Ferdinand Omanyala im abschließenden 100m-Sprint Olympia-Medaillengewinner Fred Kerley aus den USA besiegte. Das war auch das Thema Nummer eins in der kenianischen Berichterstattung. Allerdings waren weit weniger Zuschauer ins Stadion gekommen als von der kenianischen Öffentlichkeit im Vorfeld erhofft, das 60.000 Zuschauer fassende Stadion war lediglich zu rund einem Drittel gefüllt. Dafür war etliche Prominenz des kenianischen Sports, darunter Meeting-Namen-Geber Kipchoge Keino, und der kenianischen Politik erschienen, die das Wochenende mit dem Premium-Meeting und dem neuen Premium-Marathon des Landes als Bühne nutzen. Sportministerin Amina Mohamed kündigte gegenüber lokalen Journalisten an, das Kip Keino Classic 2023 in die Diamond League hieven zu wollen. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta, der in Begleitung der First Lady Margaret erschien, genoss das Sportfest sichtlich und äußerte neuerlich die Hoffnung, 2025 als erste afrikanische Nation eine Leichtathletik-WM organisieren zu dürfen.
Ergebnisse Kip Keino Classic 2022
800m-Lauf der Männer
Emmanuel Wanyonyi (KEN) 1:45,01 Minuten
Cornelius Tuwei (KEN) 1:45,49 Minuten
Tsehpo Tshite (RSA) 1:45,51 Minuten
Tolesa Bodena (ETH) 1:45,85 Minuten
Nicholas Kebenei (KEN) 1:46,14 Minuten
Abedin Mujezinovic (BIH) 1:47,50 Minuten
Ferguson Rotich (KEN) 1:47,98 Minuten
800m-Lauf der Frauen
Prudence Sekgodiso (RSA) 1:58,41 Minuten **
Mary Moraa (KEN) 1:59,87 Minuten
Naomi Korir (KEN) 2:00,06 Minuten **
Jarinter Mwasya (KEN) 2:00,37 Minuten **
Halimah Nakaayi (UGA) 2:00,93 Minuten
Vivian Chebet (KEN) 2:01,00 Minuten **
1.500m-Lauf der Männer
Abel Kipsang (KEN) 3:31,01 Minuten *
Reynold Kipkorir (KEN) 3:35,50 Minuten
Kumari Taki (KEN) 3:36,73 Minuten
Adisu Tola (ETH) 3:36,98 Minuten **
Turi Lellisa (ETH) 3:38,49 Minuten **
Melkamu Wube (ETH) 3:39,43 Minuten **
1.500m-Lauf der Frauen
Diribe Welteji (ETH) 4:01,50 Minuten *
Haylom Shege (ETH) 4:02,25 Minuten **
Edinah Jebitok (KEN) 4:02,66 Minuten **
Kassie Wubrist (ETH) 4:03,86 Minuten **
Judith Kiyeng (KEN) 4:03,87 Minuten
Winfred Yavi (BRN) 4:05,54 Minuten **
3.000m-Hindernislauf der Männer
Abraham Kibiwot (KEN) 8:21,92 Minuten
Samuel Bariso (ETH) 8:27,40 Minuten
Benjamin Kigen (KEN) 8:30,28 Minuten
Ismail Ibrahim (DJI) 8:32,68 Minuten
Conseslus Kipruto (KEN) 8:32,76 Minuten
Elias Kibet (KEN) 8:37,77 Minuten **
Amos Serem (KEN) 8:45,37 Minuten
Hillary Yego (TUR) 8:47,21 Minuten
3.000m-Hindernislauf der Frauen
Norah Jeruto (KAZ) 9:04,95 Minuten *
Faith Cherotich (KEN) 9:12,04 Minuten **
Peruth Chemutai (UGA) 9:20,07 Minuten
Sembo Welteji (ETH) 9:26,39 Minuten **
Jackline Chepkoech (KEN) 9:26,55 Minuten
Caren Chebet (KEN) 9:30,42 Minuten **
5.000m-Lauf der Männer
Jacob Krop (KEN) 13:12,19 Minuten
Daniel Mateiko (KEN) 13:13,45 Minuten **
Daniel Simyu (KEN) 13:14,51 Minuten
Levy Kibt (KEN) 13:16,57 Minuten
Edward Zakayo (KEN) 13:20,51 Minuten
Nibret Melak (ETH) 13:22,85 Minuten
5.000m-Lauf der Fruaen
Girmawit Gebrzihair (ETH) 14:49,17 Minuten * / **
Daisy Jepkemoi (KAZ) 15:08,97 Minuten
Zenah Yego (KEN) 15:12,59 Minuten
Mercy Cherono (KEN) 15:15,39 Minuten
Selah Jepleting (KEN) 15:28,05 Minuten
Nyaguthii Nyaga (KEN) 15:31,76 Minuten **
* neue Weltjahresbestleistung ** neue persönliche Bestleistung
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