Äthiopien erstmals Gewinner des Medaillenspiegels

Drei Weltrekorde, 17 Kontinentalrekorde, sieben Meisterschaftsrekorde sowie 59 und damit so viele Nationen in den finalen Wettkämpfen wie noch nie – der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) zog eine beeindruckende statistische Bilanz der dreitägigen Hallen-Weltmeisterschaften von Belgrad am Ende der ersten halbwegs normalen Hallensaison nach Pandemiebeginn. Das zeigte sich auch auf den Tribünen der Stark Arena, über 20.000 Zuschauer strömten an den drei Tagen in die Arena.

© Getty Images for World Athletics / Maja Hitij

„Drei Weltrekorde, ein unvergessener Heimsieg und eine emotionale Goldmedaille für die Ukraine, repräsentativ für den außergewöhnlichen Spirit des ukrainischen Teams, großartige Rivalitäten und enge Wettkämpfe – die Hallen-WM 2022 hatte alles, was ein grandioses Sportereignis braucht“, schwärmte auch WA-Präsident Sebastian Coe, der ein Lob an die Fans in der Arena hinterherschickte. Gut gefallen dürfte dem Briten auch die Internationalität des Events gefallen haben: 59 Nationen wiesen mindestens eine Finalteilnahme bei 26 Wettbewerben auf, 31 gewannen mindestens eine Medaille.

Historisches Wochenende für Äthiopien

Erstmals überhaupt in der Geschichte globaler Leichtathletik-Großereignisse grüßt Äthiopien von Platz eins im Medaillenspiegel. Ein Platz, der seit der Deutschen Wende fast ausschließlich den USA oder Russland (Sowjetunion) vorbehalten war und nur einmal bei Freiluft-Weltmeisterschaften von Kenia durchbrochen worden ist. Doch die Äthiopier erlebten in Belgrad ein unheimlich erfolgreiches Lauf-Wochenende. In sechs Laufdisziplinen gelangen vier Goldmedaillen, drei Silbermedaillen und zwei Bronzemedaillen: eine Siegesausbeute von 66,6% und eine Medaillenausbeute von 50% über alle Laufentscheidungen hinweg.

Die Performance in den Laufbewerben genügte Äthiopien, sich im Placing Table, der die Top-Acht-Platzierungen abstufend mit Punkte bewertet, hinter den USA auf Rang zwei zu positionieren. Ein sehr erfolgreiches Wochenende feierte auch der Schweizer Leichtathletik-Verband (Swiss Athletics) um Sprint-Hallen-Weltmeisterin Mujinga Kambundji: Platz vier im Medaillenspiegel. Mindestens genau so beeindruckend ist die Schweizer Platzierung im Placing Table: als kleine Sportnation auf Rang acht.

Medaillenspiegel der Hallen-Weltmeisterschaften 2022 in Belgrad

  1. Äthiopien 4x Gold, 3x Silber, 2x Bronze = 9 Medaillen
  2. USA 3x Gold, 7x Silber, 9x Bronze = 19 Medaillen
  3. Belgien 2x Gold = 2 Medaillen
  4. Schweiz 1x Gold, 2x Silber = 3 Medaillen
  5. Schweden 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze = 3 Medaillen
  6. Bahamas 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen
    Brasilien 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen
    Spanien 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen
    Frankreich 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen
    Portugal 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen
    Ukraine 1x Gold, 1x Silber = 2 Medaillen

    22. Kenia 1x Silber, 1x Bronze = 2 Medaillen

Medaillenspiegel der Laufentscheidungen bei der Hallen-WM 2022

  1. Äthiopien 4x Gold, 3x Silber, 2x Bronze = 9 Medaillen
  2. USA 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze = 3 Medaillen
  3. Spanien 1x Gold = 1 Medaille
  4. Kenia 1x Silber, 1x Bronze = 2 Medaillen
  5. Norwegen 1x Silber = 1 Medaille
  6. Großbritannien 1x Bronze = 1 Medaille
  7. Uganda 1x Bronze = 1 Medaille

Debakel für Kenia und Deutschland

Pfoten lecken ist dagegen in Kenia und Deutschland angesagt. Die erfolgsverwöhnten Kenianer, wenngleich sie nicht in allen Disziplinen die erste Garde nach Belgrad schickten wie die Äthiopier, mussten mit zwei Medaillen Vorlieb nehmen. Hoffnungsschimmer ist die 800m-Silbermedaille des 17-jährigen Noah Kibet hinter dem spanischen Weltmeister Mariano Garcia. Auch im Placing Table verfehlte Kenia einen Top-Ten-Platz klar. Auf den Mittelstrecken war auch Katzenjammer bei den Briten angesagt: Keely Hodgkinson und Elliot Giles fielen als 800m-Favoriten kurzfristig aus, was damit auch die Medaillenausbeute beeinträchtigte.

Noch düsterer schaut es beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) aus, der wie Österreich einen achten Platz als höchstes der Gefühle erlebte. Während das ÖLV-Duo Sarah Lagger (TGW Zehnkampf Union) und Markus Fuchs (ULC Riverside Mödling) ihre Leistung brachten und im Rahmen des Erwartbaren performen, begründete der DLV das Abschneiden mit zahlreichen Athletinnen und Athleten, die angesichts der Heim-EM in München bereits frühzeitig ihre Sommer-Vorbereitung starteten. „Daher kann ich nicht enttäuscht sein“, meinte DLV-Chefbundestrainerin Anett Stein. Dass der größte nationale Verband der Welt der Leichtathletik auf dem geteiliten 49. Platz des Placing Tables landete, dürfte ihr trotz allem nicht gefallen. Einzelleistungen, wie der achte Platz von Maximilian Thorwirth im 3.000m-Lauf, die gute Leistung von Hanna Klein im 3.000m-Lauf der Frauen oder auch der souveräne Finaleinzug von Robert Farken über 1.500m dürfen individuell positiv analysiert werden.

Placing Table der Hallen-Weltmeisterschaften 2022 in Belgrad (Punkte für Top-Acht-Platzierungen)

  1. USA 177 Punkte
  2. Äthiopien 76 Punkte
  3. Jamaika 40 Punkte
  4. Spanien 36 Punkte
  5. Niederlande 36 Punkte
  6. Großbritannien 35 Punkte
  7. Australien 33 Punkte
  8. Schweiz 31 Punkte
  9. Polen 30 Punkte
  10. Schweden 30 Punkte

    15. Kenia 22 Punkte
    49. Österreich 1 Punkt
    49. Deutschland 1 Punkt

Placing Table der Laufentscheidungen bei der Hallen-WM 2022 (Punkte für Top-Acht-Platzierungen

  1. Äthiopien 76 Punkte
  2. USA 31 Punkte
  3. Kenia 22 Punkte
  4. Spanien 16 Punkte
  5. Australien 14 Punkte
  6. Uganda 11 Punkte
  7. Kanada 10 Punkte
  8. Großbritannien 9 Punkte
  9. Norwegen 7 Punkte
  10. Jamaika 5 Punkte
  11. Schweden 4 Punkte

    15. Deutschland 1 Punkt

Halllen-Weltmeisterschaften 2022 in Belgrad

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