Timon Theuer (Union St. Pölten) geht mit positiven Gefühlen an die Herausforderung Paris Halbmarathon heran, denn der 27-Jährige hat sich im Aufbautraining auf den Vienna City Marathon einiges an Selbstbewusstsein aneignen können. Die umfanglastigen Einheiten konnte er konstant und ohne physische oder gesundheitliche Probleme umsetzen und sich dabei im Vergleich zu seinen eigenen Erfahrungen auch steigern. Spezifische Marathon-Vorbereitungseinheiten mit langen, progressiven Läufen von 30 bis 33 Kilometern im Kilometerschnitt von 3:12 bis 3:14 Minuten in einer so großen Distanz zum Marathonstart hat er bisher noch nie gemacht. Sie haben einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen, so dass der morgige Halbmarathonstart etwas mehr als nur eine Standortbestimmung Richtung Wien Marathon sein soll.
Ein wenig erfreuliches Jahr 2021
Dieser positive Trend über den Winter kam dem 27-Jährigen gerade recht. Denn nachdem das im Vergleich zum EM-Limit um drei Minuten höhere Olympia-Limit im Frühjahr 2021 endgültig ins Unerreichbare abdriftete, entschied er sich für eine Art Neustart mit Wettkämpfen auf der Unterdistanz. Dass dieser Plan nicht glückte, lag an zwei Dingen: Das erste große Ziel, der 10.000m-Europacup ging flöten, weil Österreich bei einer Rückreise aus Großbritannien damals eine Quarantäne verlangte. Dann traten Beschwerden in der Achillessehne auf und direkt nach einem eher mäßigen Einstieg in den Laufherbst 2021 mit den Halbmarathons von Klagenfurt und Kopenhagen warfen ihn eine Krankheit und eine kleinere Verletzung neuerlich zurück. Nun hat der Wind aber gedreht: Seit vier Monaten läuft es rund und Theuer nimmt viel Motivation und ein gutes Gefühl aus dem Wintertrainingslager mit in den Lauffrühling 2022, der mit dem Halbmarathon in Paris und der geplanten EM-Qualifikation beim Vienna City Marathon wichtige Ziele mit sich bringt.
Zum Risiko bereit
Der Marathon in der Bundeshauptstadt soll das Sicherheitsrennen mit konservativer Herangehensweise werden („Mein Gefühl lautet, die 2:14:30 müssten eigentlich drinnen sein, ohne zaubern zu müssen.“). In der „Stadt der Liebe“ ist mehr Risiko möglich als ein Anlaufen Richtung 1:03 oder 1:04, am liebsten wäre es Theuer, in Richtung seiner Halbmarathon-Bestzeit von 1:02:34 Stunden (Barcelona 2020) zu denken. Zwischen Wünschen und Erwartungen klafft aktuell noch eine potenzielle Lücke, denn es stellen sich einige Fragezeichen in den Weg. Das Elitefeld beim Paris Halbmarathon enthält zwar etliche starke afrikanische Läufer, die deutlich schneller anlaufen werden als der Österreicher, aber voraussichtlich wenige, die in seinem Tempo attraktive Gruppen bilden könnten. Außerdem soll es laut Wetterprognose am Sonntag in Paris bei zwar freundlichem Wetter zur frühen Startzeit um 8 Uhr nur ganz leichte Plusgrade haben und Theuer hat bei kühlen Temperaturen oft leichte Probleme mit der Muskulatur. Die guten Trainingsleistungen sind ein motivierender Vorbote, aber der Niederösterreicher weiß aus eigener Erfahrung: „Man kann leider auch gut trainieren und dennoch schlecht laufen.“ Demut ist also gefragt.
Steinhammer zweiter ÖLV-Starter
Der zweite heimische Teilnehmer an einem der größten Halbmarathonläufe Europas ist Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling). Der Halbmarathon in Paris sendet ein großartiges Signal für das organisierte Laufen ausgangs der Pandemie-Restriktionen aus: „Le Parisien“ kündigt bis zu 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an – der Laufsport erobert die französische Hauptstadt zurück.
Semi de Paris