Sportlich war der Auftritt von Maximilian Thorwirth einer mit Potenzial zur Zufriedenheit. Der 27-Jährige konterte in der Schlussrunde des 3.000m-Laufs die Attacke von Sam Parsons und krönte seine hervorragende Hallensaison mit dem Titel in einer Zeit von 8:01,43 Minuten. Im Siegerinterview mit der Moderation überwog aber der Ärger über eine untersagte Solidaritätsaktion eines Kollegen. Bei der Kontrolle der Wettkampfbekleidung wurde ein nicht namentlich genannter Mitstreiter dazu gebracht, eine aufgeklebte ukrainische Flagge vom Oberarm zu entfernen. „Wenn das nicht erlaubt ist, macht mich das traurig“, so Thorwirth. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) reagierte in der Kommunikation umgehend. Der Vorstandsvorsitzende Idirss Gonschinska zeigte Verständnis für Thorwirth: „Wir fördern mündige Athleten und müssen gerade in einer solch bedrohlichen Zeit auch darüber nachdenken, ob nationale und internationale Regelwerke nicht prospektiv angepasst werden müssen.“ Die Deutschen Hallenmeisterschaften in der Quarterback Immobilien Arena von Leipzig sind mit einer Schweigeminute für das ukrainische Volk eröffnet worden.
Farken souverän
Robert Farken holte sich wie erwartet den Titel im 1.500m-Lauf. Er zeigte seine Dominanz auf den letzten 300 Metern und siegte am Ende eines taktisch geprägten Rennens in einer Zeit von 3:50,70 Minuten vor Mohamed Mohumed und Lukas Abele. Nach zwei Titeln über 800m war es der erste unter dem Hallendach in der neuen Lieblingsdisziplin. „Alles andere als der Titel wäre für mich eine Enttäuschung gewesen“, gab er im Anschluss zu bedenken. Nun geht es für ihn ins Trainingslager nach Südafrika.
Eine Überraschung gab es im 800m-Lauf der Männer, wo Christoph Kessler in einem taktischen Rennen in einer Zeit von 1:47,67 Minuten zu seinem ersten Hallen-Titel lief. Der 26-Jährige setzte sich im Endspurt vor dem überraschend starken Karl Bebendorf, Deutschlands bester 3.000m-Hindernisläufer, und dem favorisierten Marc Reuther durch. Titelverteidiger Oskar Schwarzer blieb nur der vierte Platz.
Favoritensiege bei den Frauen
Ihren sechsten deutschen Meistertitel in der Halle feierte Christina Hering im 800m-Lauf, die in einer Zeit von 2:02,88 Minuten Majtie Kolberg und Alina Schönherr hinter sich ließ. „Heute lief alles nach Plan, ich bin sehr happy“, sagte die Siegerin. „Jeder Titel ist für mich wahnsinnig viel wert und ich bin jedes Mal total aufgeregt.“ Noch vor den Wettkämpfen gab Titelverteidigerin Tanja Spill ihr sofortiges Ende der Hallensaison bekannt. Sie leide am Pfeifferschen Drüsenfieber. Herings Trainingspartnerin Katharina Trost wurde ihrer Favoritenrolle über 1.500m gerecht und dominierte das Rennen in einer Zeit von 4:10,06 Minuten mit fast vier Sekunden Vorsprung auf Vera Coutellier. „In der Halle finde ich die 1.500m deutlich entspannter als die 800m, da nicht ganz so ein Gerangel herrscht“, so Trost, die aber klarstellte, dass die kürzere Mittelstrecke ihre Hauptdistanz für die Sommersaison bleibt.
Im 3.000m-Lauf ließ Hanna Klein nichts anbrennen und siegte mit blau-gelben Armbändern im Alleingang in einer Zeit von 8:51,18 Minuten. „Das Niveau ist in internationalen Rennen wie bei der bevorstehenden Hallen-WM natürlich noch einmal ein anderes. International werden viel schnellere Schlusskilometer gelaufen als der, den ich heute hingelegt haben“, sagte sie in Hinblick auf den kommenden internationalen Saison-Höhepunkt. Daher habe sie Wert auf eine gute Schlussrunde gelegt. Lea Meyer holte sich mit 15 Sekunden Rückstand vor Eva Dieterich die Silbermedaille.
Ergebnisse Deutsche Hallenmeisterschaften 2022
800m-Lauf der Frauen
Gold: Christina Hering 2:02,88 Minuten
Silber: Majtie Kolberg 2:03,62 Minuten
Bronze: Alina Schönherr 2:06,81 Minuten
800m-Lauf der Männer
Gold: Christoph Kessler 1:47,76 Minuten
Silber: Karl Bebendorf 1:48,02 Minuten
Bronze: Marc Reuther 1:48,02 Minuten
- Oskar Schwarzer 1:48,51 Minuten
1.500m-Lauf der Frauen
Gold: Katharina Trost 4:10,06 Minuten
Silber: Vera Coutellier 4:13,83 Minuten
Bronze: Verena Meisl 4:14,70 Minuten
1.500m-Lauf der Männer
Gold: Robert Farken 3:50,70 Minuten
Silber: Mohamed Mohumed 3:52,34 Minuten
Bronze: Lukas Abele 3:53,78 Minuten
3.000m-Lauf der Frauen
Gold: Hanna Klein 8:51,18 Minuten
Silber: Lea Meyer 9:09,64 Minuten
Bronze: Eva Dieterich 9:10,39 Minuten
3.000m-Lauf der Männer
Gold: Maximilian Thorwirth 8:01,43 Minuten
Silber: Sam Parsons 8:02,3 Minuten
Bronze: Florian Bremm 8:07,87 Minuten
Deutscher Leichtathletik-Verband