Ein Rennen nach Plan? „Eigentlich nicht, es war um einiges schneller“, lachte Peter Herzog (Union Salzburg LA) nach dem Halbmarathon in Sevilla, der ihm als wichtiger Testwettkampf vor dem Sevilla Marathon in drei Wochen gedient hat. In einer Zeit von 1:03:17 Stunden hat er ungeplant seine persönliche Bestleistung verbessert und damit auch den Salzburger Landesrekord. Eine Überraschung, die er als gutes Zeichen wertet. „Die Bestleistung ist einfach passiert. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich puschen musste, um dieses Tempo zu laufen. Ich habe es einfach, relaxed laufen lassen und gemerkt, dass es ganz schön schnell dahin geht“, erzählte der 34-Jährige. Sein großes Ziel sei der Marathon in drei Wochen, betonte er nachhaltig. Und diesem Ziel war dieser Halbmarathon gänzlich untergeordnet.
Das stimmt auch seinen Trainer Johannes Langer optimistisch: „Die Distanz kam uns in der konsequenten Vorbereitung auf den Sevilla Marathon insofern gelegen, um die Wettkampfatmosphöre zu schnuppern, einen guten Laufrhytmus zu finden und eine spezifische Belastung zu setzen. All das klappte direkt aus einer noch sehr intensiven Vorbereitungsphase heraus gut.“
Ein Stimmungsheber nach harter Trainingswoche
Dass es für den Pinzgauer so gut lief, hatte auch mit den Rahmenbedingungen zu tun. Erstens die äußeren Bedingungen mit nur leichtem Wind, zweitens die trotz einer harten Kopfsteinpflaster-Passage im Finale günstige Strecke und eine leistungsstarke Gruppe mit französischen und spanischen Läufern, in der sich Herzog aufgrund des gleichmäßigen, flotten Tempos wohl fühlte. Da er zugunsten des Marathons aber keinesfalls überpowern wollte, beteiligte er sich nicht am Positionskampf auf dem letzten Kilometer und lief in 1:03:17 Stunden auf Rang zehn ins Ziel. Wäre es um die Wurst gegangen, wäre er wohl 3-4 Positionen weiter vorne gelandet, schätzt er.
Peter Herzogs 5km-Teilzeiten: 15:02 / 14:51 / 15:09 / 18:15 (6,10975 km) Minuten
Das Positivste, das Österreichs Marathonrekordhalter aus dem Halbmarathon mitnahm, ist das Gefühl. „Ich habe eine brutale Trainingswoche hinter mir. Noch am Samstagfrüh habe ich einen Tempolauf absolviert. In Wahrheit hat mir vor dem Start der ganze Körper weh getan, von oben bis unten“, blickte er zurück. Daher hätte er nicht damit gerechnet, dass sich das Laufen im Wettkampftempo so gut anfühlen würde.
Der Bestleistung schenkte Herzog keine Bedeutung. Er unterbot seine bisherige um fünf Sekunden, doch damals, bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Valencia 2018, steckte der Salzburger noch in den Kinderschuhen seiner Laufkarriere als Quereinsteiger. Diese Zeit markierte aber den ersten Reifegrad, der zweite folge Monate später bei den Europameisterschaften von Berlin im Marathon. Eine Halbmarathon-Bestleistung im Vorbeigehen sei extrem gut für das Selbstbewusstsein, sagte er. Im Wissen, dass er im Halbmarathon ein ganz anderes Leistungsniveau beherrscht als 1:03:17 Stunden.
Regenerieren, gesund bleiben
Mit positiven Gedanken ist Peter Herzog von Sevilla zurück nach Monte Gordo gereist. Dort, wo er seit Jahresbeginn auf Trainingslager ist, gilt es jetzt die Belastung des gestrigen Halbmarathons und der vorangegangenen Trainings zu regenerieren, um dann wieder sachte ins Training zu finden. „Da mein Immunsystem nach dieser harten Woche angeknackst ist, gilt jetzt höchste Vorsicht: Gesund bleiben hat oberste Priorität!“, lautet die Devise der nächsten Tage. „Gelingen die kommenden drei Wochen ähnlich gut wie das heutige Rennen, gehe ich davon aus, dass für Peter ein flotter Marathon möglich sein wird“, freut sich Langer schon auf den Härtetest am 20. Februar.
Die Show des Unbekannten
An der Spitze des Rennens regierte mit Sebastian Kimaru ein bis dato völlig unbekannter kenianischer Läufer. Bereits kurz vor Halbzeit des Rennens setzte er sich trotz wirklich schnellen Tempos – eine Zeit unter einer Stunde war die Zielsetzung des Veranstalters – von seiner Konkurrenz um den favorisierten David Ngure ab und stürmte zu einer überraschend schnellen Endzeit von 59:02 Minuten. Das entspricht im Schnitt einem Tempo von 2:47 Minuten pro Kilometer, zum Vergleich absolvierte Herzog die 21,0975 Kilometer durch Sevilla im Schnitt in 2:59 Minuten.
Sebastian Kimarus 5km-Teilzeiten: 14:01 / 13:43 / 14:03 / 17:15 (6,01975 km) Minuten
David Ngures 5km-Teilzeiten 14:01 / 13:57 / 14:38 / 17:46 (6,10975 km) Minuten
Ngure wurde vor dem Äthiopier Gebrie Erkihun, der eine klare Bestleistung schaffte, Zweiter. An der Spitze des europäischen Feldes präsentierten sich die französischen Debütanten Djilali Bedrani (1:02:18), 2019 Hallen-EM-Vierter über 3.000m sowie WM-Fünfter im 3.000m-Hindernislauf von Doha, und Yoann Kowal (1:03:08), ehemaliger Europameister im 3.000m-Hindernislauf.
Djilali Bedranis 5km-Teilzeiten: 14:23 / 14:35 / 15:05 / 18:15 (6,10975 km) Minuten
Soler fängt Julien ab
Im Rennen der Frauen kam es zu einer spannenden Aufholjagd durch die 29-jährige Meritxell Soler, die einen spanischen Heimsieg feiern konnte. Noch bei Kilometer zehn lag Soler, die zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Carolina Wikström lief, 26 Sekunden hinter der führenden Französin Mélody Julien. Doch der Abstand wurde im letzten Drittel immer kleiner, ehe sich das Blatt wendete. Soler siegte in einer Zeit von 1:10:36 Stunden – 2:40 Minuten unter der alten Halbmarathon-Bestleistung – vor der 22-jährigen Französin (1:11:07) und der Schwedin (1:11:10), die Julien auch noch beinahe geschnappt hätte. Julien, Halbmarathon-WM-Teilnehmerin von 2020 und amtierende französische Meisterin im 10.000m-Lauf, steigerte ihren individuellen Bestwert auch um beinahe zwei Minuten. Die 38-jährige Halbmarathon-Debütantin Maitane Melero erreichte das Ziel in ansprechenden 1:12:08 Stunden.
Meritxell Solers 5km-Teilzeiten: 16:48 / 16:46 / 16:52 / 20:10 (6,10975 km) Minuten
Mélody Juliens 5km-Teizeiten: 16:25 / 16:43 / 17:06 / 20:53 (6,10975 km) Minuten
Ergebnisse EDP Medio Maraton Sevilla 2022
Männer
- Sebastian Kimaru (KEN) 59:02 Minuten *
- David Ngure (KEN) 1:00:22 Stunden
- Gebrie Erkihun (ETH) 1:00:27 Stunden **
- Djilali Bedrani (FRA) 1:02:18 Stunden *
- Jonathan Mellor (GBR) 1:02:20 Stunden **
- Yoann Kowal (FRA) 1:03:08 Stunden *
- Benjamin Corquet (FRA) 1:03:11 Stunden **
- Alberto Sanchez (ESP) 1:03:14 Stunden **
- Geoffrey Le Déan (FRA) 1:03:15 Stunden **
- Peter Herzog (AUT) 1:03:17 Stunden **
Frauen
- Meritxell Soler (ESP) 1:10:36 Stunden **
- Mélody Julien (FRA) 1:11:07 Stunden **
- Carolina Wikstrom (SWE) 1:11:10 Stunden **
- Maitane Melero (ESP) 1:12:08 Stunden *
- Nina Chydenius (FIN) 1:12:46 Stunden **
* Halbmarathon-Debüt
** neue persönliche Bestleistung
EDP Medio Maraton Sevilla