Vielleicht ist es die aktuell spannendste Hängepartie der internationalen Marathonszene, ob der Tokio Marathon in fünf Wochen stattfinden kann oder nicht. Eliud Kipchoge, und damit der Beste der Besten, steht auf der Eintrittsliste, sofern Japan ihn ins Land lässt. Denn die Regierung hat als Antwort auf die Omikron-Welle, die das Olympia-Gastgeberland längst erreicht hat, mit Abschottung und einem Notstand geantwortet. Nur japanische Staatsbürger und Menschen mit Hauptwohnsitz im riesigen Inselstaat dürfen über die Landesgrenzen. Die kürzlich erfolgte Verlegung der ohnehin bereits verschobenen Schwimm-Weltmeisterschaften von Fukuoka 2023 könnte ein Signal dafür sein, dass Kipchoges Visite in Japans Hauptstadt ins Wasser fällt.
40. Geburtstag
Diverse Marathon-Veranstaltungen in der japanischen Laufsport-Hochsaison haben erneut aus Pandemiegründen abgesagt, nicht jedoch der Osaka Women’s Marathon, der auch im Vorjahr als einer der wenigen Events durchgeführt wurde. Zugegeben hat er als reiner Eliteevent, der mit dem höchsten Label des Leichtathletik-Weltverbandes (Platin) ausgezeichnet ist, durch das kleine Starterfeld einen Vorteil gegenüber dem Tokio Marathon, der ein Massenevent veranstalten will. Doch das Bemühen des Japanischen Leichtathletikverbandes (JAAF), mitverantwortlicher Veranstalter, ist unübersehbar. Und die Unterstützung der lokalen Stadtpolitik macht die Realisierung möglich, wie japanische Medien berichten. Rund 350 Läuferinnen gehen an den Start, für die Qualität des Feldes sorgen 15 Läuferinnen mit Bestwerten unter 2:30 Stunden. Das ist angesichts der Tatsache, dass nur Japanerinnen teilnehmen können, ein beachtlicher Wert beim Jubiläum: Denn der Osaka Women’s Marathon feiert seine 40. Austragung. Nur 1995 fiel der Event aufgrund eines Erdbebens in der Nachbarstadt Kobe aus.
Matsuda visiert dritten Sieg an
Ein Jahr nach der starken Vorstellung von Mao Ichiyama, die in 2:21:11 Stunden einen neuen Streckenrekord aufgestellt hat (übernommen von Olympiasiegerin Mizuki Noguchi), ist Mizuki Matsuda die erklärte Favoritin für die 42,195 Kilometer durch die drittgrößten Metropole des Landes hinter Tokio und deren Nachbarstadt Yokohama mit Start und Ziel im Nagai Stadion. Die 26-Jährige, im letzten Jahr Siegerin des Nagoya Women’s Marathon, hat den Osaka Women’s Marathon bereits zweimal gewonnen, in den Jahren 2018 und 2020, jeweils mit guten Leistungen. Sie hält bei einer Bestleistung von 2:21:47 Stunden. Rekordsiegerin in Osaka ist übrigens die heutige deutsche Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig mit vier Erfolgen, die Rumänin Lidia Simon und die Neuseeländerin Lorraine Moller haben je drei.
Am ehesten zählen Sayaka Sato, Yukari Abe und Mao Uesugi zu ihren Herausforderinnen, Routinier Reia Iwade konnte in den letzten Jahren nicht mehr das Niveau nachweisen, das es für einen Sieg in Osaka braucht. Für viele geht es um eine Qualifikation für die Olympia-Ausscheidung für Paris 2024 (gefordert sind Zeiten unter 2:27 Stunden), die nach einem ähnlichen Schema wie für Tokio 2020 erfolgen soll. Dass schnelle Laufzeiten am Sonntag zur Mittagszeit im Süden Japans bei prognostiziert guten Marathon-Bedingungen mit nicht ganz wenig Wind, aber Temperaturen um 8°C., leichter Bewölkung und niedriger Luftfeuchtigkeit für eine Küstenstadt, realisierbar sind, setzt der Veranstalter zum zweiten Mal in Serie männlicher Tempomacher ein. Und die sind fast prominenter als die Eliteläuferinnen: Yuki Kawauchi, Daichi Kamino oder Jo Fukuda plus zwei weitere Marathonläufer mit Bestleistungen unter 2:10 Stunden werden ihr Bestes geben.
Letztes Rennen für Fukushi
Gelaufen wird heuer wieder auf der Originalstrecke, nachdem der Event 2021 auf einem Rundkurs in der Nähe des Nagai Stadions durchgeführt wurde. Im Halbmarathon gibt Kayoko Fukushi ihre Abschiedsvorstellung unter spitzensportlicher Herangehensweise. Vor 14 Jahren feierte sie hier in Osaka ihr Marathon-Debüt, 2013 gewann die heute 39-Jährige WM-Bronze im Marathon.
Osaka Women’s Marathon