Es ist ihr erster Wettkampf, seitdem sich Karoline Bjerkeli Grövdal vor vier Wochen in Dublin einen Traum erfüllt hat: Crosslauf-Europameisterin. Bei ihrer Rückkehr auf die Wettkampfbühne eröffnet die 31-jährige Norwegerin ihr Wettkampfjahr 2022 mit dem Valencia Ibercaja 10K, der von sich selbst behauptet, die schnellste 10km-Strecke der Welt bieten zu können. In ihrer Form von Dublin ist Grövdal am Sonntag einiges zuzutrauen, denn obwohl die Norwegerin bisher allen voran im Crosslauf, aber seit Jahren auch auf diversen Bahndistanzen (EM-Silber 2018 im 3.000m-Hindernislauf, Olympia-Siebte 2016 über 5.000m) glänzte, fügen sich ihre Leistungen im 10km-Straßenlauf der letzten Jahre nahtlos auf diesem hohen Niveau ein.
Grövdal findet vielleicht die Strecke der Hyttenplanmila im norwegischen Hole als die schnellste 10km-Strecke der Welt. Bei diesem im Oktober ausgetragenen Straßenlauf ist sie Stammgast und Stammsiegerin, 2020 glänzte sie mit einer persönlichen Bestleistung von 30:32 Minuten. Mit dieser Zeit ist die Skandinavierin Dritte in der ewigen europäischen Bestenliste und hat den norwegischen Landesrekord von einer gewissen Ingrid Kristiansen übernommen. Ob eine weitere Verbesserung des norwegischen Rekords möglich ist, wird auch von der Stärke des Windes abhängen, der bei Temperaturen im zweistelligen Bereich am Sonntag angesagt ist.
Jeruto mit Favoritenrolle
Nur eine Kontrahentin hat bei der 14. Austragung des 10km-Laufs in Valencia einen schnelleren Vorwert aufzuweisen als Grövdal. Die Kenianerin Norah Jeruto, die nach einer grandiosen Saison im 3.000m-Hindernislauf inklusive des Siegs beim Diamond-League-Finale in Zürich zuletzt nicht immer Höchstleistungen ablieferte. Den Crosslauf in Sevilla gewann sie, eine Woche davor wurde sie in Atapuerca nur Vierte. Auch bei den 5km-Straßenläufen in Lille und Bozen waren die Leistungen gut, Sieg kam jedoch keiner dabei heraus. Der soll nun in Valencia folgen, wo sie vor drei Monaten bei der nachgeholten Ausgabe des Ibercaja 10K in einer Spitzenzeit von 30:08 Minuten Zweite war. Noch besser lief es im Jänner 2020, als sie ihre persönliche Bestleistung von 29:51 Minuten markierte. Vorjahressiegerin Margaret Kipkemboi ist nicht dabei, sie musste bereits den Silvesterlauf in Bozen vor gut einer Woche sausen lassen. Die zweite starke Kenianerin im Feld ist Gladys Chepkurui, die zweite schnelle Skandinavierin die Schwedin Meraf Bahta, Crosslauf-EM-Zweite hinter Grövdal. Um Spitzenplätze mitlaufen könnten vier Debütantinnen aus Ostafrika.
Positiver Test bremst Yehualaw aus
Der spanische Leichtathletik-Verband (RFEA) und der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) kündigten in seiner Vorschau auf das Rennen auch Yehualaw Yalemzerf, eine der schnellsten 10km- und Halbmarathonläuferinnen der Geschichte, an. In der Startliste des Veranstalters fehlt sie jedoch am Freitagabend – sie konnte die Anreise nach Spanien nicht antreten, da ihr COVID-19-Test vor Besteigen des Flugzeuges ein positives Ergebnis anzeigte.
Kenianische Favoriten bei den Männern
Auch bei den Männern ist ein europäischer Topname im 10km-Lauf am Start. Doch zuletzt war Julien Wanders lediglich ein Schatten seiner selbst, auch wenn aus der Schweizer Medienlandschaft rund um der Course de l’Escalade Anfang Dezember leichter Optimismus zu vernehmen war. Favorit auf den Sieg sind die Kenianer Daniel Simiu, der eigentlich bei der kurzfristig abgesagten Corrida de Houilles am 26. Dezember laufen wollte, und Boniface Kibiwott – gemeinsam mit Wanders liegen die drei Bestleistungen binnen einer Sekunde. Auch die Kenianer Weldon Langat und Jacop Krop sowie der Äthiopier Chimdessa Debele sind siegfähig.
Petros im sportlichen Wohnzimmer
Die Spanier haben mit Juan Antonio Perez und Carlos Mayo zwei starke Leute im Rennen, mit Morgan Le Guen ist ein zweiter Schweizer in einem mit vielen Europäern bestückten Feld. In der Liste der Bestleistungen recht weit hinten angesiedelt ist Amanal Petros, was trügt. Denn wenn Petros auf den Straßen von Valencia läuft, läuft er eigentlich immer schnell, wie seine Landesrekorde im Halbmarathon und Marathon auf den Straßen der südostspanischen Stadt beweisen. Da der 26-Jährige Spanien also selten ohne Landesrekord verlässt, nur zur Sicherheit: Der deutsche 10km-Rekord von Carsten Eich liegt bei einer Zeit von 27:47 Minuten, ist aber über eine Minute von Petros’ Bestleistung entfernt.
Über 10.000 Läuferinnen und Läufer aus 58 verschiedenen Nationen haben sich für eine Teilnahme am 10km-Lauf angemeldet. Damit ist der Großteil der kontingentierten 12.000 Startnummern verkauft worden. Aus Sicherheitsgründen wird der Wettkampf in fünf Startwellen abgehandelt.
Valencia Ibercaja 10K