Seyaum auch beim Cross Campaccio voran

Sechs Tage nach ihrem Erfolg beim Silvesterlauf in Bozen siegte Dawit Seyaum auch beim ersten Rennen der World Cross Country Tour der Stufe Gold des neuen Jahres in San Giorgio su Legnano souverän.

© SIP

Die ehemalige Mittelstreckenläuferin, die seit kurzem im Straßenlauf für Furore sorgt, kontrollierte den sechs Kilometer langen Wettkampf des Campaccio außerhalb der Tore der norditalienischen Metropole Mailand sicher. Dawit Seyaum blieb in der achtköpfigen Spitzengruppe, die trotz des schnellen Tempos, welches zur zweitschnellsten Siegerzeit führte, seitdem diese Strecke gelaufen wird, attackierte im Finale und setzte sich im Endspurt um den Sieg gegen Rahel Daniel durch. Die Äthiopierin erzielte eine Siegerzeit von 18:48 Minuten und ist damit die erst zweite Siegerin nach Hellen Obiri im Jahr 2017, die unter 19 Minuten blieb. Die junge Eritreerin, die in Atapuerca bereits einen Sieg in der World Cross Country Tour Gold gefeiert hat, hatte die Anfangsphase diktiert, kämpfte sich im Finale noch an Beatrice Chebet vorbei und lief nur eine Sekunde hinter der Siegerin ins Ziel. Für die kenianische Junioren-Weltmeisterin von 2019 war es dagegen der dritte Stockerlplatz in der wichtigsten Crosslauf-Serie dieses Winters.

Nichts Neues gab es im Kampf um die beste europäische Platzierung im Duell zwischen den Dauerrivalinnen Nadia Battocletti und Klara Lukan. Im Endspurt setzte sich die Italienerin gegen die Slowenin durch und sicherte sich wie bereits in den Jahren 2019 und 2020 beim Cross Campaccio den sechsten Platz. Bei den Crosslauf-Europameisterschaften 2021 in Dublin gewann Battocletti vor knapp vier Wochen die Goldmedaille in der Altersklasse U23 vor Lukan genauso wie bei der U23-EM im 5.000m-Lauf, der Abstand war allerdings etwas größer als dieses Mal.

Auftakt einer Initiative Gleichstellung im Crosslauf

Beim Cross Campaccio liefen die Läuferinnen eine kürzere Distanz als bei den Männern, wie bei den meisten europäischen Crossläufen üblich. Dass sich dies in näherer Zukunft ändern könnte, steht zumindest zur Disposition und ist kein einfaches Thema (siehe RunAustria-Artikel). Der erste der zwei prominenten Crossläufe in Italien setzte in diesem Jahr bewusst einen Frauen-Schwerpunkt – die COVID-19-Fälle bei einigen eingeplanten männlichen Eliteläufern waren nicht der einzige Grund dafür, dass das Elitefeld der Frauen stärker besetzt war als jenes im Männerrennen. Am Vortag der sportlichen Bewerbe fand eine erste Konferenz eines vom Europäischen Leichtathletik-Verbandes (European Athletics) co-finanzierten Projekts mit dem Titel „Non-Stadia Event Role Modelling Through a Gender Balanced Approached“ statt. Konkret sollen in mehreren Meetings Probleme und Chancen einer Gendergleichstellung im Crosslauf thematisiert und analysiert werden.

18-jähriger Äthiopier zeigt auf

Im Rennen der Frauen konnten die besten Europäerinnen bis zur letzten Runde mit den führenden Afrikanerinnen mithalten, ähnlich war das im zehn Kilometer langen Rennen der Männer. Nach vier Fünftel der Distanz bestand die Spitzengruppe aus fünf Afrikanern und den beiden Italienerin Eyob Faniel, der kurz nach Beendigung einer leichten Erkrankung Sechster wurde, und Yohanes Chiappinelli, Hindernislauf-EM-Medaillengewinner von Berlin 2018, der ihm auf Platz sieben folgte. Entgegen früher lautender Meldungen war Faniel zum Jahreswechsel allerdings nicht an COVID-19 erkrankt, sondern an einem anderen leicht fiebrigen Infekt, wie er laut Italienischem Leichtathletik-Verband (FIDAL) beim Campaccio klarstellte.

In den Kampf um den Sieg konnten die beiden Lokalmatadoren freilich nicht eingreifen, auch weil Addisu Yihune die finale Runde dominierte und in einer Zeit von 28:39 Minuten einen Vorsprung von sechs Sekunden auf Emmanuel Kiplagat aus Kenia herauslaufen konnte, dessen Landsmann Amos Serem, amtierender Junioren-Weltmeister im 3.000m-Hindernislauf, Dritter wurde. Der erst 18 Jahre alte Sieger, der seinen Trainingspartner Selemon Barega als sein Idol bezeichnet, ist der fünfte äthiopische Sieger beim Cross Campaccio in den letzten sieben Jahren. Für den Jungspunt, der im Vorjahr Vierter bei den Junioren-Weltmeisterschaften im 5.000m-Lauf war, ist dieser Sieg sein bisher größter Erfolg im Laufsport. Der kurzfristig verpflichtete Favorit Aron Kifle aus Eritrea, bei den letzten beiden Crosslauf-Weltmeisterschaften Vierter und Fünfter, kam nicht über Rang fünf hinaus.

Ergebnisse Cross Campaccio 2021

Frauen (6km)

  1. Dawit Seyaum (ETH) 18:48 Minuten
  2. Rahel Daniel (ERI) 18:49 Minuten
  3. Beatrice Chebet (KEN) 18:51 Minuten
  4. Fantaye Belayneh (ETH) 18:56 Minuten
  5. Eisa Medina (ETH) 19:05 Minuten
  6. Nadia Battocletti (ITA) 19:06 Minuten
  7. Klara Lukan (SLO) 19:06 Minuten
  8. Lucy Maiwa (KEN) 19:15 Minuten
  9. Anna Arnaudo (ITA) 19:41 Minuten
  10. Eva Cherono (KEN) 19:58 Minuten

Männer (10km)

  1. Addisu Yihune (ETH) 28:39 Minuten
  2. Emmanuel Kiplagat (KEN) 28:45 Minuten
  3. Amos Serem (KEN) 28:53 Minuten
  4. Vincent Kipkirui (KEN) 28:53 Minuten
  5. Aron Kifle (ERI) 28:59 Minuten
  6. Eyob Daniel (ITA) 29:15 Minuten
  7. Yohanes Chiappinelli (ITA) 29:21 Minuten
  8. Iliass Aouani (ITA) 29:45 Minuten
  9. Mohamed Jihnaoui (TUN) 29:49 Minuten
  10. Luca Alfieri (ITA) 29:53 Minuten

Cross Campaccio

World Cross Country Tour