Dabei hätte die 29-jährige Deutsche, die mit Platz sechs im Olympischen Marathon von Sapporo genauso überzeugt hat wie mit der Silbermedaille bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2020, in Valencia sogar zum engeren Kreis der Favoritinnen auf den Sieg bei diesem Marathonlauf gegolten, der mit dem Platinum Label für Straßenläufe, also der höchsten Veranstaltungsauszeichnung des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics), ausgezeichnet ist. Schließlich hatte die gebürtige Äthiopierin, die seit 2019 für Deutschland startberechtigt ist, nach den Olympischen Spielen einen Marathon unter 2:20 Stunden als nächstes Ziel ausgegeben. Patrick Sang, prominenter Trainer von Eliud Kipchoge, hat Kejeta das Potenzial zugesprochen, nachdem sie eine Zeit lang bei ihm im Trainingscamp in Kaptagat trainiert hat. Ihre aktuelle persönliche Bestleistung liegt bei einer Zeit von 2:23:57 Stunden (Berlin Marathon 2019).
Achillessehnenprobleme
Beschwerden an der Achillessehne, die sie seit Monaten beeinträchtigen, sind die Gründe für ihr Nicht-Antreten in Valencia, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal schrieb. Auch im letzten Jahr hat Kejeta den Valencia Marathon verpasst: Damals, so munkelte man, aufgrund einer COVID-19-Infektion nach der Halbmarathon-WM, die ihre Vorbereitung auf den Marathon in Spanien durchkreuzte. Einen emotionalen Rückschlag hat Deutschlands schnellste Marathonläuferin der Gegenwart ebenfalls erlitten. Vor knapp zwei Monaten verstarb ihr Trainer Winfried Aufenager. Der ehemalige Bundestrainer war nicht nur ihr Coach und Mentor, sondern auch eine wichtige Bezugsperson. Nach ihrer Flucht aus Äthiopien, wo die der Volksgruppe der Oromo angehörige Läuferin als Zeugin in einem politischen Prozess gegen ihren Vater aussagen hätte sollen, hat Aufenager Kejeta maßgeblich dabei geholfen, in Deutschland Fuß zu fassen.
Äthiopierinnen in Favoritenstellung
Das internationale Elitefeld des Frauenrennens steht beim Valencia Marathon 2021 definitiv im Schatten des Männerrennens. Der große Star im Feld fehlt. Angeführt wird die Meldeliste von den Äthiopierinnen Guteni Shone und Azmera Gebru. Die 30-jährige Shone gewann 2019 den Sevilla Marathon und beendete den Dubai Marathon 2020 in einer persönlichen Bestleistung von 2:20:11 Stunden als Zweite. Im laufenden Kalenderjahr hat sie eine Zeit von 2:21:46 Stunden vom Prag Marathon aufzuweisen. Gebru, die sich seit 2018 auf Marathons konzentriert, stand in Amsterdam (2x) und Paris bereits auf dem Stockerl. Bedatu Hirpa, Fünfte des Tokio Marathon 2019 und Dritte des Dubai Marathon 2020, und die dreifache Rom-Siegerin Rahma Tusa sind weitere starke Äthiopierinnen im Rennen. Zwei Kenianerinnen kommen ebenfalls für den Sieg in Frage: Die 35-jährige Bornes Chepkirui, die allerdings den Rotterdam Marathon in den Beinen hat, und Nancy Jelagat. Die 35-Jährige hat zwar nur eine Marathon-Bestleistung von 2:36 Stunden, bestach jedoch beim Berliner Halbmarathon Ende August mit einer Sensationszeit für ihr vorheriges Leistungsniveau von 1:05:21 Stunden.
Lang ersehntes Marathon-Debüt von Dattke
Trotz der Absage von Kejeta ist der Valencia Marathon sehr interessant für den DLV, immerhin Gastgeberverband der kommenden Leichtathletik-Europameisterschaften. Laura Hottenrott, die sich im Frühjahr in Enschede auf eine Zeit von 2:28:02 Stunden verbessert hat, gehört zum Kreis jener, die realistische Ambitionen auf einen Startplatz bei internationalen Meisterschaften im kommenden Sommer haben. Zuletzt sorgte sie beim Berlin Marathon nicht unbedingt für Superstimmung, als sie ihren geplanten Marathonstart dort zugunsten der Berglauf-Meisterschaften nicht tätigte. Nummer zwei ist Miriam Dattke, die ihren zweiten Versuch eines Marathon-Debüts unternimmt. Der erste, ein Olympia-Qualifikationsversuch im März in Dresden, fiel verletzungsbedingt aus. Ihr Marathon-Debüt ist durchaus mit hohen Erwartungen verknüpft, schließlich läuft Dattke den Halbmarathon unter 1:10 Stunden und kann auf ein insgesamt sehr gutes Wettkampfjahr 2021 zurückblicken. Zuletzt trainierte sie in St. Moritz auf das Marathon-Debüt hin. Die Generalprobe gelang mit dem deutschen Meistertitel im Halbmarathon.
Das starke europäische Feld wird angeführt von den Routiniers Jessica Augusto und Fionnuala McCormack. Die 40-jährige Portugiesin, Olympia-Sechste im Marathon 2012 und EM-Dritte von 2014, wartet allerdings bereits seit über vier Jahren auf einen richtig guten Wettkampf. Damals gewann sie den Hamburg Marathon. McCormack ist 37 und zeigte vor sechs Wochen mit einem Halbmarathon von 1:09:32 Stunden in Valencia auf. Die weiteren Europäerinnen mit Bestwerten unter 2:30 Stunden: Daria Mykhailova aus der Ukraine, Bojana Bjeljac aus Kroatien, Iwona Bernardelli aus Polen, Giovanna Epis aus Italien, Sonia Samuels aus Großbritannien und die beste Spanierin im Feld Elena Loyo.
16.000 Anmeldungen
Rund 16.000 Läuferinnen und Läufer aus 108 Nationen werden am Sonntag auf die Laufstrecke gehen. Das ist etwas mehr als die Hälfte dessen, was Valencia für 2020 geplant hatte, als dann einzig ein Eliterennen möglich war. Gelaufen wird bei der 41. Auflage des Valencia Marathon auf einer minimal veränderten Strecke mit einer 300 Meter langen Zielgerade in der Ciutat de les Arts i les Ciències.
Valencia Marathon