Vojta verfehlt in Tilburg Top-Ten

Beim Sieg des Schweizer Jonas Raess im Endspurt gegen den Sieger von vor zwei Jahren, Mike Foppen kam der Niederösterreicher nur auf Rang 17 ins Ziel – und damit weit unter den Erwartungen. Auf die Frage, ob er auch positive Erkenntnisse mitnehmen könne, antwortete Vojta zielsicher: „Dass ich bereits gestern Abend heimgeflogen bin und nicht erst heute!“

Andreas Vojta bei den Crosslauf-Staatsmeisterschaften 2021. © ÖLV / Alfred Nevsimal

Platz 17 in einer Zeit von 31:12 Minuten über 10.000m und etliche Läufer vor ihm in der Rangliste, die eigentlich deutlich hinter ihm platziert sein sollten. Mit seinem Auftritt beim Warandeloop in Tilburg, einem Crosslauf der World Cross Country Tour der Stufe Silber, konnte Andreas Vojta (team2012.at) nicht zufrieden sein. „Ein richtig schlechtes Ergebnis, kein anderer Schluss ist zulässig“, erkannte er und fand eine deutliche Schilderung: „Was für mich erschreckend war, ist, dass ich bei den holländischen Meisterschaften nur Zehnter geworden wäre.“ Auch ein anderer Vergleich demonstriert das Abschneiden unter Wert: Vor zwei Jahren, als Vojta Siebter war, lag er im Ziel fünf Sekunden hinter Jonas Raess, in diesem Jahr 75 hinter dem Schweizer, der das Rennen als Sieger beendete.

„Schritt und Körper sind angestanden“

Tief eintauchen in eine schonungslose Analyse wollte der Niederösterreicher nicht, natürlich ist er enttäuscht. „Vom Gefühl her waren die Beine frisch, aber es ging nicht schneller. Schritt und Körper sind angestanden. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ich das Potenzial nicht abrufen konnte“, so der 32-Jährige. Eine Teilerklärung biete die Saisonvorbereitung, in der Vojta einen Fokus auf hohen Umfang und Ausdauer legte, um im Frühjahr fit für einen schnellen Halbmarathon zu sein. „Die Geschwindigkeit fehlte im Training etwas.“ Eine andere, dass die kurze Crosslauf-Saison immer tückisch sei für einen Wettkampf, der nicht so gelingt.

Vojta wählte bewusst einen konservativen Einstieg ins Rennen und lag anfänglich rund um Platz 30 im Feld. Die erwartbare Aufholjagd zündete allerdings nicht, der Kontakt zur Spitzengruppe ging immer mehr verloren. Zwei Wochen vor den Europameisterschaften im Crosslauf in Dublin offenbart sich dem einzigen österreichischen EM-Starter in der Allgemeinen Klasse also ein großer Spielraum für Steigerung bei unvergleichbar stärkerer Konkurrenz, um ein ähnliches Resultat zu erreichen wie vor zwei Jahren in Lissabon, als er Platz 39 erzielte.

Raess vermiest Foppens Geburtstagsfeier

Sicherlich hätte Mike Foppen seinen 25. Geburtstag am Montag lieber mit einem Sieg beim Warandeloop – genauso wie 2019 – gefeiert. Doch weil der Holländer im Endspurt um den Sieg Jonas Raess knapp den Vortritt lassen musste – beide wurden in einer Zeit von 29:56 Minuten gewertet, mussten der holländische Meistertitel und Rang zwei als Trostplaster herhalten. Im Kampf um die Medaillen ließ Foppen den in der Gesamtwertung drittplatzierten Tom Hendrikse und Bas van Hooren hinter sich. Der beachtenswerte Sieg für ihn dürfte dem 27-jährigen Schweizer Selbstvertrauen geben. Raess setzt in diesem Jahr bewusst einen Crosslauf-Schwerpunkt und reist nun mit Siegen in Regensdorf und im Nieselregen von Tilburg nach Dublin an.

Butterweich gedämpft

Fast mehr als die Ergebnisse der holländischen Meisterschaften interessierten in holländischen Medien allerdings die Laufschuhe. Einige der Spitzenplatzierten liefen den neuen Nike Dragonfly mit der Carbonplatte in der Zwischensohle, wie die holländische Zeitung „De Volkskrant“ berichtet. Die sind auch im Crosslauf erlaubt, solange die Schuhe eine Sohlendichte von 25 Millimetern nicht überschreiten. Wie groß der Vorteil der erhöhten Dämpfung auf weichem Untergrund wie einem Crosslauf ist, scheint noch fraglich.

Die Strecke des Warandeloops präsentierte sich trotz des tagelangen Regens mit einem harten, flott zu belaufendem Untergrund, insbesondere bei den vielen Waldpassagen.

Vastenburg meldet sich mit Premierentitel zurück

Bei den Frauen, die eine acht Kilometer lange Distanz absolvierten, feierte die Schwedin Meraf Bahta, eine zweifache Crosslauf-EM-Medaillengewinnerin, einen Favoritensieg in einer Zeit von 27:43 Minuten. Als Zweite erreichte Jip Vastenburg das Ziel, die ihren ersten nationalen Crosslauf-Titel holte. Dieser Erfolg ist für die 27-Jährige ein besonderer, wie sie „De Volkskrant“ verriet. In den letzten Jahren litt sie unter Essstörungen, hat diese aber mittlerweile überwunden und fühlt sich trotz eines um 15 Kilo erhöhten Wettkampfgewichts gegenüber 2015 sportlich wieder sehr wohl. 2020 hatte die in Großbritannien lebende Holländerin der Öffentlichkeit von ihrer Magersucht und den folgenden psychischen und physischen Problemen berichtet. Silke Jonkman und Ineke van Koldam sicherten sich auf den Rängen drei und vier die Silber- und Bronzemedaille.

Schnellste U23-Läuferin war Lokalmatadorin Diane van Es als Gesamt-Fünfte, mit ihrer Landsfrau Jasmijn Lau und der Schweizerin Delia Sclabas fehlten aber zwei auf der Startliste angekündigte starke Kontrahentinnen. Über 2.000 Läuferinnen und Läufer bestritten summiert die zahlreichen Wettkämpfe am Crosslauf-Wochenende in Tilburg, das trotz der gegenwärtigen Einschränkungen rund um steigende Infektionszahlen in den Niederlanden stattfinden konnte – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Ergebnisse Warandeloop in Tilburg 2021

Männer (10km)

  1. Jonas Raess (SUI) 29:56 Minuten
  2. Mike Foppen (NED) 29:56 Minuten
  3. Tom Hendrikse (NED) 30:07 Minuten
  4. Magnus Tuv Myhre (NOR) 30:09 Minuten
  5. Tom Erling Kärbö (NOR) 30:27 Minuten
  6. Bas van Hooren (NED) 30:32 Minuten
  7. Yannick Michiels (BEL) 30:35 Minuten
  8. Napoleon Solomon (SWE) 30:41 Minuten
  9. Emil Danielsson (SWE) 30:41 Minuten
  10. Filmon Tesfu (NED) 30:45 Minuten

    17. Andreas Vojta (AUT) 31:12 Minuten

Frauen (8km)

  1. Meraf Bahta (SWE) 27:43 Minuten
  2. Jip Vastenburg (NED) 27:48 Minuten
  3. Silke Jopnkman (NED) 27:55 Minuten
  4. Ineke van Koldam (NED) 28:03 Minuten
  5. Diane van Es (NED) 28:15 Minuten
  6. Mary Mulhare (IRE) 28:21 Minuten
  7. Marcella Herzog (NED) 28:23 Minuten
  8. Lotte van der Pol (NED) 28:47 Minuten
  9. Ruth van der Meijden (NED) 29:02 Minuten
  10. Famke Heinst (NED) 29:09 Minuten

Warandeloop

World Cross Country Tour