Diamond League: Großes Finale mit Innovation

Am Mittwoch und Donnerstag fallen bei Weltklasse Zürich die Entscheidungen in der Diamond League. Es geht um zusätzliche 30.000 US-Dollar und eine fast fünf Kilo schwere Diamanten-Trophäe für einen Sieg. Das zweitägige Großevent findet an zwei Standorten statt: im Letzigrund Stadion und auf dem Sechseläutenplatz.

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Die Leichtathletik geht in die City: Fünf technische Disziplinen und zwei Laufentscheidungen gehen am späten Mittwochnachmittag am Sechseläutenplatz mitten vom Zentrum der Schweizer Großstadt, in Steinwurfnähe zum Ufer des Zürichsees über die Bühne. Rund 2.500 Zuschauer werden dabei sein. Für die beiden 5.000m-Läufe wurde die größte, zertifizierte Laufbahn der Welt aufgebaut, installiert von der Firma Conica. Die Rundenlänge beträgt nicht wie im Stadion 400 Meter, sondern 560 Meter, womit die erzielten Leistungen nicht Bestenlisten-tauglich sein werden. Was aber für das Diamond-League-Finale nebensächlich ist. Die Laufbahn wird auf dem Asphalt ausgerollt und verankert, die Kurven weisen eine leichte Schräglage auf. Die Hoffnung des Veranstalters: Es wird ein Spektakel.

RunAustria-TV-Tipp: Das Diamond-League-Meeting „Weltklasse Zürich“ wird am Mittwoch von 17:30 bis 19:30 Uhr sowie am Donnerstag von 19:00 bis 22:15 Uhr auf Sky (Deutschland, Österreich) oder auf SRF2 (Schweiz) live übertragen.

Der neureiche Ingebrigtsen wagt einen Doppelstart

Auch sportlich versprechen die beiden Entscheidungen auf der längsten Diamond-League-Strecke Spannung, bei den Männern trotz des Fernbleibens von Olympiasieger Joshua Cheptegei und des zweifachen Saisonsiegers Mohamed Katir, der in Zürich den 1.500m-Lauf bestreiten wird. Die weiteren Olympia-Medaillengewinner Mohammed Ahmed und Paul Chelimo aus Nordamerika haben keinen Fokus auf die Diamond League gesetzt und sich gar nicht für das Finale qualifiziert. Dennoch ist das Starterfeld hochwertig, auch weil der Weltjahresschnellste Jakob Ingebrigtsen sich überraschend für einen Doppelstart entschieden hat. Seine Siegchance sind gut, die Äthiopier Selemon Barega, Berihu Aregawi und Yomif Kejelcha sowie der Kenianer Nicholas Kimeli sind die größten Kontrahenten. Die Schweizer Farben vertritt Jonas Raess mit einer Wildcard.

Die Siegesprämie wird im Falle eines Erfolgs für Jakob Ingebrigtsen nur ein heißer Tropfen auf dem Stein sein, wie norwegischen Medien zu entnehmen ist. Dort kursieren Berichte über einen Megavertrag für die Ingebrigtsen-Familie, der Jakob und seine Brüder im Unterschriftsfall bis 2032 an das US-Unternehmen Nike binden würde. Die Zeitung Dagens Näringsliv kam zur Einschätzung, der 20-Jährige hätte in der bisherigen Saison alleine rund 1,5 Millionen Euro verdient.

Bei den Frauen gibt es eine Neuauflage der Konstellation beim Diamond-League-Meeting am Freitag in Brüssel (siehe RunAustria-Bericht). Die Hauptprotagonistinnen damals: Francine Niyonsaba, aktuell die Distanz dominierend, Ejgayehu Taye, Hellen Obiri und Margaret Kipkemboi. In Abwesenheit von Eilish McColgan ist die nachgerückte Norwegerin Karoline Bjerkeli Grövdal die einzige Europäerin im zehnköpfigen Starterfeld.

3.000m-Hindernisläufe mit allen Olympia-Medaillengewinnern

Die weiteren 25 Entscheidungen finden am Donnerstagabend in einem extrem dichten Wettkampfprogramm im Zürcher Letzigrund Stadion statt. In der Schweiz sind ausverkaufte Stadien bei Sportveranstaltungen erlaubt, wie das Diamond-League-Meeting in Lausanne bereits demonstrierte. Die Stimmung wird also traditionell hervorragend sein.

Als erste gehen die Hindernisläuferinnen ins Rennen. In Abwesenheit der formschwachen Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech und Ex-Weltmeisterin Emma Coburn, ebenfalls zuletzt nicht in Topform, ist die versammelte Weltklasse geschlossen am Start. Auch, weil Olympiasiegerin Peruth Chemutai durch diese Absagen ins Finalfeld gerückt ist. Um den Sieg bewerben sich die in Eugene unverschämt starke Kenianerin Norah Jeruto, deren Landsfrau Hyvin Kiyeng und die in bestechender Verfassung laufende Courtney Frerichs aus den USA. Im Rennen um einen Spitzenplatz ist auch die einzige Europäerin im Feld, Europameisterin Gesa Krause.

Das Feld im 3.000m-Hindernislauf der Männer wird angeführt von Olympiasieger Soufiane El Bakkali, der mit den weiteren Medaillengewinnern von Tokio Lamecha Girma und Benjamin Kigen starke Kontrahenten findet. Mit Ahmed Abdelwahed aus Italien hat sich nur ein europäischer Läufer für das Finale qualifiziert.

Duelle der Giganten

Im 1.500m-Lauf der Frauen kommt es zum Duell der Gigantinnen Faith Kipyegon und Sifan Hassan, die dritte Olympia-Medaillengewinnerin Laura Muir verzichtet leider. Die Kenianerin ist zurzeit die einzige Läuferin der Welt, die die Holländerin zügeln kann. Daher hat die zweifache Olympiasiegerin auf den Langstrecken Rechnungen mit der 1.500m-Olympiasiegerin offen und hofft auf einen Konter: so wie bei der WM 2019 in Doha. Zuletzt in guter Form präsentierte sich die Australierin Linden Hall, die Drittstärkste im Feld.

Ein Duell der Giganten steht auch bei den Männern an: Jakob Ingebrigtsen ist nach dem Olympiasieg und den Folgeleistungen im Duell mit Timothy Cheruiyot zu favorisieren. Der Norweger ist allerdings gezeichnet von der langen Wettkampfsaison, weshalb er letzte Woche kurzfristig eine Wettkampfpause einlegte. Mit Mohamed Katir, Abel Kipsang, Ronald Kwemoi, und Stewart McSweyn sind weitere sub-3:30-Minuten-Könner am Werk.

800m-Lauf der Männer mit allen acht Qualifizierten

Die letzten beiden Laufentscheidungen des Abends sind die beiden 800m-Läufe. Bei den Frauen ist Olympiasiegerin und Saisondominatorin Athing Mu nicht noch einmal nach Europa gereist. Natoya Goule sowie die beiden Britinnen Keely Hodgkinson und Jemma Reekie sind nach exakt diesem Einlauf in Brüssel wieder im engsten Kandidatinnenkreis auf den Sieg. Lore Hoffmann hat eine Wildcard und bestreitet vor heimischem Publikum diesen hochkarätigen Wettkampf.

Bei den Männern ist die gegenwärtige Weltklasse in Geschlossenheit am Start. Es ist das authentischste Finale aller Laufentscheidungen, denn es ist die einzige Laufdistanz, auf der alle qualifizierten Läufer ihr Startrecht einlösen: Ferguson Rotich (KEN), Marco Arop (CAN), Wycliffe Kinyamal (KEN), Emmanuel Korir (KEN), Elliot Giles (GBR), Isaiah Harris (USA), Amel Tuka (BIH) und Clayton Murphy (USA) haben sich in genau dieser Reihenfolge in der Summe von sieben Wettkämpfen für das Finale in der Schweiz qualifiziert. Tempomacher Patryk Sieradzki wurde künstlich ins Feld hinzugefügt.

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