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„Es war ein langer Leidensweg heute“

Peter Herzog erfüllte sich beim Olympischen Marathon in Sapporo seinen Karrieretraum. Der 42,195 Kilometer lange Weg durch die nordjapanische Metropole war bei schwierigen Bedingungen ein harter Fight und wurde zum schwierigsten Marathon seiner Karriere.
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Als Peter Herzog (Union Salzburg LA) zur Schnapszahl-Uhrzeit von 2:22 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Ziellinie des Olympischen Marathonlaufs im Odori Park in Sapporo überquerte, vermischte sich der absolute Erschöpfungsgrad mit intensiven Emotionen der Freude, Erleichterung und des Stolzes, den Lohn für die jahrelange, harte Arbeit im Profisportler-Dasein, die vielen Aufenthalte in Trainingslagern weit weg von seiner jungen Familie, die tägliche Disziplin, dem sportlichen Ziel alles unterzuordnen, zu ernten. Während seine erste große Periode als Marathonläufer nach 2:22:15 Stunden, literweise abgesondertem Schweiß, gnadenlos herbeigeführter, künstlicher Kühlung des Körpers von außen und dem Gefühl der Müdigkeit in diesem Moment zu Ende ging, konnte sein Landsmann und Mitstreiter Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) diese emotionalen Augenblicke leider nicht genießen. Beschwerden an der hinteren Oberschenkelmuskulatur, die den Routinier schon seit längerer Zeit beeinträchtigen, wurden im Rennverlauf akut, woraufhin sich der EM-Achte von Berlin 2018 entschied, das Rennen zu beenden. Die einzig richtige, weil vernünftige Entscheidung, wie sowohl sein Trainer Harald Fritz als auch ÖLV-Teamarzt und Therapeut Richard Högler nachher betonten. Denn die Gesundheit gehe vor.

Die RunAustria-Lesetipp: Der RunAustria-Bericht den Olympischen Marathon der Männer in Sapporo.

Kipchoge mit Galavorstellung zu Olympischem Gold

Am Abend japanischer Zeit unterbrach Peter Herzog das stimmungsvolle Beisammensein des kleinen österreichischen Teams in Sapporo gerne, um in einem ausführlichen Telefongespräch mit RunAustria diesen für ihn unvergesslichen Tag Revue passieren zu lassen.

RunAustria: Peter, herzliche Gratulation zur Erfüllung deines großen Karriereziels. Du bist Olympionike. Kannst du bitte den heutigen Tag kurz Revue passieren lassen?

Peter Herzog: „Es war heute ein harter, langer Weg bis ins Ziel. Zum Glück kamen wir in den Genuss, von einem unglaublichen Publikum unterstützt zu werden. Wir waren sicherlich die best besuchte Sportveranstaltung der ganzen Olympischen Spiele. Die Japanerinnen und Japaner entlang der Strecke haben für eine irrsinnig gute Stimmung gesorgt und Bilder und Emotionen erzeugt, die man auch im Marathon lange nicht mehr erleben durfte. Es waren so viele da und sie haben alle durchgehend geklatscht, das war echt eine tolle Motivation für uns Marathonläufer.

Dennoch war es für mich ein langer Leidensweg heute. Die Frauen gestern haben es sicher noch einen Tick schwieriger gehabt. Das Wetter heute war echt trügerisch, das sehen etliche andere Läufer, mit denen ich gesprochen habe, ähnlich. Die leichte Wolkendecke und die leichte Brise Wind haben es angenehmer anfühlen lassen, so dass 90% der Athleten über ihre Verhältnisse losgelaufen sind. Zu dieser Gruppe zähle ich mich auch. Es ist sehr früh sehr schwer geworden. Ich habe schon bei Kilometer zehn gemerkt, dass ich das Tempo herausnehmen muss, wenn ich die Ziellinie sehen wollte. So sollte es normalerweise bei Kilometer 30 oder 35 sein. Es war eine sehr lange Reise mit einem sehr emotionalen Zieleinlauf. Die letzten beiden Jahre waren für mich so genial mit all diesen tollen Erfolgen und das Olympische Rennen ein würdiger Abschluss dieser Zeit.

Man hat heute genau beobachten können, wie sehr die schwierigen Bedingungen das Läuferfeld gefordert haben. Man konnte es praktisch in jedem Gesicht ablesen, außer bei Kipchoge, der gelaufen ist, als hätte es 12°C gehabt. Man hat gesehen, wie viele auch erfahrene Läufer abnormal früh Probleme bekommen haben und aussteigen mussten. Kannst du versuchen zu beschreiben, wie diese Bedingungen auf deinen Körper gewirkt haben?

„Ich habe einfach gemerkt, dass der Körper frühzeitig extrem viel Energie braucht, um das Tempo zu laufen. Natürlich haben sich die ersten beiden Kilometer locker angefühlt, aber bald darauf habe ich gespürt, dass der Laufschritt nicht mehr so leicht geht, wie es sein muss, um den Marathon schnell zu laufen. Wenn du einen guten Marathon laufen willst, brauchst du bei Kilometer 25 noch richtig gute Beine, um hinten raus aktiv laufen zu können. Mir hat zum Beispiel auch Richard Ringer erzählt, dass es sich bei Kilometer 15 so angefühlt hat, wie er es von Kilometer 35 gewohnt ist.

Insgesamt ist es nicht leicht zu beschreiben, die Muskulatur ist beansprucht und man fühlt so ein müdes, träges Gefühl im Körper. Man achtet darauf, jede Labestation zu erwischen, sich permanent zu kühlen. Überall, ich hatte zum Schluss sogar einen Eiswürfel im Mund. Es war ein Balanceakt, nicht zu überhitzen und trotzdem so schnell wie vernünftig zu laufen. Wie du richtig angesprochen hast, bei Kipchoge hat alles so leicht und so spielerisch ausgesehen. Aber genauso muss Marathon ausschauen! Wir haben gesehen, warum er die Nummer eins im Marathon ist, was der an Erfahrung und an Stärke mitbringt. Ich war lange Zeit gar nicht weit hinter ihm, aber für diese Bedingungen über meinen Verhältnissen und er ist vorne fast in seinem Spaziertempo herumgelaufen.“

Welche mentalen Strategien setzt du ein, wenn du bemerkst, es wird schon bei Kilometer zehn hart? Dann stehen ja noch 32 auf dem Programm… Im Endeffekt ist es dann ein individuelles Rennen im Rennen, ein Rennen für und gegen dich und deinen Körper.
„Ich musste mich selbst darauf konzentrieren, mit dieser Situation zurechtzukommen. Das erlebt man ja normalerweise nicht. Und man weiß, es wird immer langsamer und langsamer, aber der Weg ist noch so weit. Obwohl man gleich viel Energie braucht, wie in anderen Rennen, wo ich schneller laufen konnte.

Ich habe versucht, mich Stück für Stück durch dieses Rennen zu hanteln, von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle. Gott sei Dank war die Organisation wirklich Olympia würdig, mit einem derartig fantastischen Publikum am Straßenrand. Das war enorm aufbauend nach dieser herausfordernden Vorbereitung hier in Sapporo, ich möchte von trostlosen Tagen sprechen. Wir waren nur im Hotel, die Trainingsstätte war das Eislaufstadion von 1972, mehr oder weniger verfallen. Nichts hat auf die Olympischen Spiele hingedeutet. Wir haben alle gewusst, dass wir bei den Olympischen Spielen sind, aber gemerkt oder gesehen haben wir es eine Woche lang nicht. Das war für mich ernüchternd, aber das heute war einfach großartig. Und diese positiven Gedanken habe ich versucht, immer wieder hervorzurufen. Ich konnte das Rennen trotzdem irgendwie genießen, obwohl es so hart war und ich nicht so schnell laufen konnte, wie ich das normalerweise im Marathon mache.

Es war einfach eine Riesenehre in diesem Rennen sein zu dürfen! Diese Chance, nach einer schwierigen Qualifikation, haben nur ganz wenige Athletinnen und Athleten in der Marathonwelt, das darf man nicht vergessen. Außerdem habe ich daran gedacht, dass meine ganze Familie zu Hause vor dem Fernseher sitzt. Daher hätte ich nicht nicht ins Ziel kommen können. Aber das ist für mich sowieso extrem wichtig, einen Marathon zu beenden. Besonders hier. Der Kampf war es Wert, mit den ganzen Emotionen im Ziel!“

Es ist die journalistisch vielleicht blödeste Frage, aber die Antwort für unsere Leserinnen und Leser dennoch interessant und wichtig: Es ist völlig klar, dass dieses Rennen der Höhepunkt deines Sportlerlebens war. Kannst du die Bedeutung des heutigen Tages für dich versuchen, in Worte zu fassen?

„Die Eindrücke werden in den nächsten Tagen sicherlich noch wachsen und zu einem Gesamtbild reifen. Das wird auch die Wertschätzung sicherlich weiter erhöhen. Man kann sich hier nicht einfach anmelden und ein Startgeld überweisen oder wird eingeladen. Ich weiß von etlichen Topläufern, die extrem hart gearbeitet haben, an dieser ,blöden’ Norm gescheitert sind und heute nicht dabei sein konnten. Ich weiß das sehr zu schätzen, dass ich es in den Olympischen Marathon geschafft habe.

Natürlich werden irgendwann immer wieder die analytischen Gedanken auftauchen: Was hätte ich heute besser machen können? Ich bin sicherlich für diese Verhältnisse zu schnell angegangen. Mit einem ganz schlauen Rennen wäre es sicher möglich gewesen, ein paar Minuten schneller zu laufen und eine für mich richtige Top-Platzierung zu erreichen.

Diese Olympischen Spiele haben eine riesige Bedeutung für mich, nicht nur Marathon an sich, sondern der gesamte Weg hierher nicht nur meinerseits, sondern für alle, die sich für mich ins Zeug gelegt haben, allen voran mein Trainer Hannes Langer. Dazu die Probleme im Frühjahr, man muss einfach so viel mehr Energie investieren, um wieder in Schwung zu kommen. Umso mehr ist es für mich ein toller Abschluss dieser Periode in meiner Karriere. Jetzt gönn ich mir eine kleine Pause und dann kann eine letzte, tolle Periode für mich losgehen.“

Ich denke, heute ist auch der Tag, an dem betont werden muss, dass deine Entscheidung, in den Laufsport zu wechseln, eine goldrichtige war. Hast du schon Pläne, wie du diesen Weg fortsetzen wirst oder war dieser 8. August 2021 so präsent in deinem Denken, dass das noch vor dir liegt?

„Natürlich haben wir schon etwas vorgeplant. Aber momentan möchte ich nicht so weit denken. Ich weiß nicht, wie oft ich heute während des Wettkampfs den Gedanken hatte, „das ist definitiv mein letzter Marathon“. Es war so ein Leidensweg, ein Wahnsinn! Es ist nicht gerade eine Freude, wenn man als 2:10-Stunden-Läufer mit einem 3:20er Schnitt ,herumgurkt’ und das unter vollstem Leiden. Das war ein mentaler Krieg in mir. Aber nach ein paar Tagen wird die Sache natürlich ganz anders ausschauen und dann steht erstmal eine gute Regeneration im Vordergrund und dann werden wir neue Ziele definieren.“

Viele Österreicher können nicht von sich behaupten, einen Olympischen Marathon gefinisht zu haben. Daher ist dein skizzierter Leidensweg eine besondere Errungenschaft nicht nur für dich persönlich, sondern auch für den Laufsport in Österreich. Herzliche Gratulation, die besten Grüße aus Österreich nach Japan und herzlichen Dank für das Gespräch!

Olympische Spiele von Tokio 2020

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