Unterschiedlicher hätten die Stimmung und die Grundaussagen der beiden jüngsten Presseaussendungen des Veranstalters des WACHAUmarathon kaum sein können – und das binnen nicht einmal zwei Wochen. Am 17. Juni verkündete der Wachau Marathon, dass die 23. Auflage der niederösterreichischen Laufveranstaltungen nahezu ohne Einschränkungen über die Bühne gehen könne. Der Stimmungsschwank zur endgültigen Absage am gestrigen Mittwoch war ein massiver – aber leider einer negativer endgültiger. Der 23. Internationale WACHAUmarathon am 18. und 19. September wird nicht stattfinden, genau so wenig wie im letzten Jahr.
„Die Zeit ist noch nicht reif“
„Wir waren euphorisch, als mit den Lockerungen der Bundesregierung Großevents wieder möglich und der WACHAUmarathon im Herbst realistisch zu sein schien. Doch diese Euphorie ist der Ernüchterung gewichen, dass die Zeit doch noch nicht reif ist“, heißt es in der Presseaussendung. Konkreter: „Die Anmeldezahlen sind, nicht nur bei uns, niedrig. Potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer warten, für uns durchaus verständlich und nachvollziehbar, zu, wie sich die Lage entwickelt. Wir sind jedoch genau in dieser Phase gezwungen, wichtige und wirtschaftlich weitreichende Entscheidungen zu treffen. (…) Mit aktuell gerade einmal 500 registrierten Läuferinnen und Läufer sehen wir uns nicht imstande, dieses Risiko auf uns zu nehmen und zweifeln an der Möglichkeit einer sinnvollen wirtschaftlichen Umsetzung des WACHAUmarathon im Herbst dieses Jahres.“
Angst vor wirtschaftlichem Fiasko
Die Zeilen lesen sich überraschend just an jenem Tag, der der letzte in Österreich einer ewig langen Periode der massiven Einschränkungen für den organisierten Sport und damit auch für jene, die an organisiertem Laufsport gerne teilnehmen würden. Eine reservierte Haltung bei der Anmeldung aus dieser Stimmung heraus ist hierzulande daher kein Wunder und ohnehin scheint die Zeit kaum die richtige, aus Kundensicht frühzeitige Anmeldungen zu tätigen. Das mag in benachbarten Ländern anders sein, wo Laufevents bis zu einer bestimmten Größe bereits seit Wochen und Monaten durchgeführt werden. Der frühzeitige Ausweg in Richtung einer Absage streicht dementsprechend für den WACHAUmarathon einige Fragezeichen: das herausfordernde Umfeld durch den benachbarten, viel größeren Vienna City Marathon als enorme Direktkonkurrenz eine Woche davor, die Umsetzung des Rahmenprogramms oder eine diffizile Kalkulation des wirtschaftlichen Erfolgs bzw. die Drohung eines Misserfolgs.
„Als Läufer bricht es mir das Herz, auch in diesem Jahr wieder nicht diese einzigartige Stimmung genießen zu können. Als Unternehmer sagt mir die Vernunft, die Realität im Auge und die Zukunft des WACHAUmarathon im Blick zu behalten“, sagt der ehemalige Top-Marathonläufer und Veranstalter Michael Buchleitner, der darauf zählen kann, dass alle Partner der Veranstaltung die Entscheidung mittragen. Alle Läuferinnen und Läufer, die sich bisher für den WACHAUmarathon 2021 angemeldet haben, bekommen das eingezahlte Startgeld rücküberwiesen. Das gilt auch für all jene, die 2021 die Gutscheinlösung der Absage von 2020 einlösen wollten.
Eine Vollbremsung der Euphorie
Nicht einmal zwei Wochen vor dem Rückschlag klang das Statement so: „Die Freude der Veranstalter ist riesengroß.“ Gemäß der angekündigten, ab 1. Juli gültigen COVID-19-Verordnung sind zahlreiche Einschränkungen für Veranstaltungen weggefallen. Bis auf die in Österreich bestens bekannte 3G-Regel dürften im Herbst kaum grobe Einschränkungen für Laufveranstalter in Kraft sein, schrieb das Team um Michael Buchleitner. Kein anderer aus dem Laufsport hatte in den letzten Wochen einen intensiveren Kontakt zum Sportministerium. Buchleitner wurde am 17. Juni zitiert: „Wir haben vergangene Woche mit voller Kraft mit den finalen Vorbereitungen begonnen und die Anmeldung geöffnet. (…) Wir gehen als Veranstalterteam topmotiviert an die Arbeit.“ Diese volle Kraft und Topmotivation hat nun eine Vollbremsung hingelegt. Oder wie Buchleitner vom Kurier zitiert wird: Die Aufbruchstimmung sei einer Ernüchterung gewichen.
Im Sinne des organisierten Laufsports in Österreich können Läuferinnen und Läufer, die gerne wieder an Events teilnehmen wollen, nur hoffen, dass die Ernüchterung andernorts noch auf sich warten lässt oder besser gar nicht eintritt.
WACHAUmarathon