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Äthiopische Marathon-Trials – Bekele protestiert mit Abwesenheit
13 Jahre nach seiner Gala bei den Olympischen Spielen in Peking, als er die Goldmedaillen im 10.000m-Lauf und im 5.000m-Lauf bejubelte (eine hatte er bereits in Athen 2004 über 10.000m gewonnen), hätte sich Kenenisa Bekele in seinem x-ten Frühling in…
13 Jahre nach seiner Gala bei den Olympischen Spielen in Peking, als er die Goldmedaillen im 10.000m-Lauf und im 5.000m-Lauf bejubelte (eine hatte er bereits in Athen 2004 über 10.000m gewonnen), hätte sich Kenenisa Bekele in seinem x-ten Frühling in Sapporo auf den Marathon-Olymp gesetzt. Für viele Laufliebhaber und insbesondere für seine Fans eine sportromantische Story, die sich allerdings wohl nicht realisieren lässt. Denn Bekele verzichtet auf einen Start bei den äthiopischen Vorausscheidungen am kommenden Samstag und hat damit, wenn der Äthiopische Leichtathletik-Verband (EAF) bei seiner Ankündigung bleibt, a priori keine Chance auf eine Nominierung für den Höhepunkt des Marathonjahres. Und damit bliebe Emil Zatopek definitiv der letzte, der sowohl im 10.000m-Lauf als auch im Marathon Olympisches Gold gewinnen konnte – in Helsinki 1952.
Trials über 35 Kilometer in 2.300m Meereshöhe
Der Weg des Verbandes hin zu einem Trialrennen war stereotyp chaotisch wie eh und je. Vielleicht mag es durch die enormen sprachlichen Hürden und den erschwerten Zugang westlicher Medien zu Informationen in und aus dem äthiopischen Laufsport dramatischer wirken, als es in Wirklichkeit ist. Aber die Entscheidung, Trials zu veranstalten, wirkte wie ein Schnellschuss. Ansonsten wäre Tirunesh Dibaba möglicherweise nicht so lange für den NN Mission Marathon vorgesehen gewesen. Zuerst sollte das Rennen in Europa stattfinden – Genf war in der Favoritenrolle, dann aufgrund der Sorge um Schwierigkeiten mit COVID-19 sicherheitshalber doch in Äthiopien, aber über eine kürzere Distanz, um eine gute Marathon-Vorbereitung für Sapporo zu ermöglichen. Herausgekommen ist ein 35km-Lauf in der Kleinstadt Sebeta vor den Toren der Hauptstadt Addis Abeba. Der Mechanismus amerikanisch-simpel: Die ersten drei Läuferinnen und Läufer, die die Ziellinie überqueren, bekommen direkt das Ticket für den Flug nach Japan.
Kapitel zwei der Fehde rund um Olympische Spiele
Bekele und sein nationaler Verband verbindet eine sehr belastete Beziehung. Dass der Superstar nicht für den Olympischen Marathon in Rio 2016 nominiert wurde, lag ihm schwer im Magen. Der Stachel sitzt wohl auch heute noch tief. Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass Bekele gegen die kurzfristige Richtungsänderung des Verbands protestiert. Ursprünglich sollte auf Basis der Leistungen im Qualifikationszeitraum nominiert werden. Bekele lief beim Berlin Marathon 2019 beinahe einen Weltrekord und hatte 67 Sekunden Vorsprung auf den zweitschnellsten Äthiopier im Qualifikationszeitraum: Birhanu Legese, Zweiter in Berlin 2019.
Vorsorglicher Protestbrief
In sozialen Netzwerken kursiert ein Schreiben Bekeles, das die Idee florieren lässt, sein Startverzicht ist der Protest an sich. Denn der 38 Jahre alte Ausnahmeläufer erwähnt, in guter körperlicher Verfassung zu sein. Obwohl sein Training aufgrund des Todes seines Vaters unterbrochen werden musste. Bekele hält aber den Abstand zwischen Trials in einer Meereshöhe von 2.300 Metern und Olympischem Marathon für viel zu kurz. Seine Absage ist dennoch kein Schock, entsprechende Gerüchte kursieren bereits seit einiger Zeit.
In Berufung auf den äthiopischen Journalisten Teferi Debebe schätzt die US-amerikanische Laufplattform „Let’s Run.com“ (28. April 2021) Bekeles Stimme in einem sich anbahnenden Machtkampf als sehr gewichtige. Und im Unterschied zu 2016, als die Selektion aufgrund der sportlichen Vorleistungen zumindest nachvollziehbar war, spricht in diesem Fall Bekeles Vorleistung von 2:01:41 Stunden für ihn. Auch wenn es sein bis heute letzter Marathonlauf war. Vielleicht ist das letzte Wort also noch nicht gesprochen. Fakt ist: Aufgrund seines Alters steht eine Olympia-Teilnahme 2024 bei Bekele nicht mehr zur Disposition.
Äthiopische Trials – und viele der Besten sind nicht da
Über dem äthiopischen Vorausscheidungsrennen der Männer hängt nicht nur wegen Bekele ein Schatten. Denn mit Birhanu Legese und Mule Wasihun sind die Nummer drei und Nummer zehn der ewigen Weltbestenliste ebenfalls nicht am Start, wie „Let’s Run“ unter Berufung auf „vertrauenswürdige Quellen“ berichtet. Trotz aller Absagen ist das kleine Feld natürlich dennoch mit Welklasse durchzogen: Weltmeister Lelisa Desisa, sein Stellvertreter Mosinet Geremew, London-Marathon-Sieger Shura Kitata oder der ehemalige VCM-Sieger Sisay Lemma.
Das gilt natürlich auch für das Rennen der Frauen, aus deren Teilnehmerliste die Namen Roza Dereje, Degitu Azimeraw, Birhane Dibaba, Ashete Bekere oder Birhane Dibaba herausstechen. Vermisst werden darin die beiden schnellsten Äthiopierinnen aller Zeiten: Worknesh Degefa und Tirunesh Dibaba.
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