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Innovative Top-Schuhe: Chancengleichheit oder ungleiche Voraussetzungen?

Wenig überraschend spitzt sich Wettstreit der Hersteller technologisch innovativer Laufschuhe unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Tokio, dem vierjährlichen Hauptschaufenster für Sportmarken, zu. Als bis dato jüngste Präsentation sorgte vor wenigen Wochen jene der neuen Eliteschuhe von ASICS, dem Metaspeed…

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Wenig überraschend spitzt sich Wettstreit der Hersteller technologisch innovativer Laufschuhe unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Tokio, dem vierjährlichen Hauptschaufenster für Sportmarken, zu. Als bis dato jüngste Präsentation sorgte vor wenigen Wochen jene der neuen Eliteschuhe von ASICS, dem Metaspeed Sky (bereits erhältlich) und Metaspeed Edge (Launch Anfang Juni) für Furore. Die Modelle sind für unterschiedliche Läufertypen (je nach individueller Vorliebe im Laufstil: Schrittlänge oder -frequenz) und verlängern laut firmeneigenen Forschungen, sehr vereinfacht heruntergebrochen, die Schrittlänge ohne die Schrittfrequenz zu senken. Was zu höherem Lauftempo führen soll. Das japanische Unternehmen, führende Sportmarke im heimischem Markt, hofft nun auf enorm prestigeträchtige Erfolge bei den Spielen in der Heimat, zumal ASICS als Gold Partner der Olympischen Spiele von Tokio auftreten.
 

Richard Ringer im neuen Elitemodell von ASICS. © ASICS
 

Eindrucksvolle Vorboten

Es ist das neueste Kapitel im Wettstreit der führenden Laufschuhproduzenten der Welt und eines, das in großen Lettern verfasst werden könnte. Denn die spitzensportliche Premiere war ein Paukenschlag: Die international eher wenig bekannte Elizabeth Potter lief über fünf Kilometer schneller als die Weltrekordzeit (siehe RunAustria-Bericht). Auch die Testimonials im deutschsprachigen Raum konnten, vielleicht auch dank „heißen Eisen“an den Füßen, überzeugen: Richard Ringer schaffte vor neun Tagen in Siena die Olympia-Qualifikation mit einer klaren Bestleistung und insbesondere einer eindrucksvollen zweiten Marathon-Hälfte (siehe RunAustria-Bericht). Katharina Steinruck stürmte am Sonntag zum Sieg beim NN Mission Marathon in Enschede, klare Bestleistung inklusive. Ebenfalls steigerte sich Laura Hottenrott deutlich (siehe RunAustria-Bericht).
 

Nike hat den Stein ins Rollen gebracht

Gestartet wurde die „Crunchtime“ in der technologischen Entwicklung, als es Nike im Jahr 2016 gelang, einen ultraleichten und gut gedämpften Eliteschuh mit dem Titel „Vaporlfy 4%“ auf den Markt zu bringen. Das Geheimnis: Erstmals gelang es, das bekannt leichte und robuste Material Carbonfaster in einer dünnen Platte effektiv und bruchfest in ein weiches Dämpfungsmaterial einzubetten, um effektiv die Vorteile der Kombination auf die Straße zu bringen. Biomechaniker erkannten die versprochene Energieersparnis darin, dass die Federwirkung der Carbonfasterplattte aus der Ferse heraus die Kniebeugung reduziert und die Beinpartie steifer hält, wodurch Muskulatur und Gelenke bei jedem Schritt geschont werden. Laufeffizienz und Regenerationsfähigkeit nach harten Einheiten wurden enorm verbessert. Davon schwärmen Topläuferinnen und Topläufer seither landauf, landab.
 

Flut an Rekordleistungen

Die Athletinnen und Athleten mit Ausstattung des US-Unternehmens begannen kontinuierlich, die Spitze des Straßenlaufs zu dominieren und starteten eine Rekordflut, die nicht weniger mächtig wurde, seitdem die unter Druck geratene Konkurrenz ebenfalls leistungsstarke Innovationen auf den Markt brachte. Binnen zwei Jahre wurden alle offiziellen Straßenlauf-Weltrekorde gebrochen außer jene im 10km-Straßenlauf der Frauen und Marathon der Männer, im Langstreckenlauf auf der Bahn fielen 2020 Langzeit-Weltrekorde, die Hallensaison war die mit Abstand schnellste in der Breite aller Zeiten.
Die beiden Sieger des ultraschnellen Valencia Marathon 2020 und der neue Weltrekordhalter im Halbmarathon, Kibiwott Kandie (ebenfalls Valencia 2020) trugen den neuen Topschuh von adidas, womit Nikes Dominanzserie eine erste empfindliche Kerbe erfuhr. Die US-amerikanische Laufplattform Let’s Run titelte sogar, dass der adizero Adios Pro, der neue Eliteschuh des deutschen Unternehmens, der große Sieger des Valencia-Wochenende war. Ebenfalls in adidas lief Amanal Petros zum deutschen Marathonrekord, anschließend schätzte er den Vorteil des neuen Schuhs in einem Interview mit dem DLV auf drei bis vier Sekunden pro Kilometer in einem Marathon. Seine Landsfrau Melat Kejeta schaffte mit selber Ausstattung einen deutschen Halbmarathon-Rekord und eine WM-Silbermedaille. Weitere Hersteller zogen mit Präsentationen nach, sportliche Leistungen mögen folgen. Die Ambition der Energieersparnis eint alle.
 

Aktuell sind die Schuhe im Laufsport nicht abseits des Fokus, sondern in seinem Zentrum. © SIP / Johannes Langer
 

Run auf die Olympia-Startplätze

Der Leichtathletik-Weltverband hat in einer Art Kompromiss ein neues Schuhreglement auf den Weg gebracht. Immerhin sind Prototypen und Entwicklungsschuhe verboten, Schuhe werden bei Wettkämpfen kontrolliert und dürfen nicht nur für einen exklusiven Athletenkreis zugänglich sein. World Athletics hat die Entwicklung teilweise vorhergesehen und die Limits für die Olympischen Spiele von Tokio im Marathon enorm erschwert. Dennoch haben, Stand jetzt, bereits mehr als die vorgesehenen 160 Marathon-Olympioniken (80 pro Geschlecht) in bereinigten Listen die Qualifikationskriterien geschafft. Insgesamt wären es weltweit laut Race Results Weekly über 800, hauptsächlich aus Ostafrika. Nicht nur in der Spitze, sondern in der Breite ist die Leistungssteigerung der letzten Jahren enorm und wurde durch die Pandemie fast beschleunigt: 42 Läufer blieben beim Lake Biwa Mainichi Marathon Ende Februar 2021 unter 2:10 Stunden. Die jüngsten erstaunlichen Leistungen betreffen aber den Halbmarathon: Kibiwott Kandie (Valencia, Dezember 2020) und Ruth Chepngetich (Istanbul, April 2021) verbesserten die Weltrekorde im Halbmarathon jeweils um rund eine halbe Minute – ein gewaltiger Sprung. Andrea Schiavon, Kommentator in der italienischen Sportzeitung „Tuttosport“, titelte nach dem Istanbul Halbmarathon: „Nun haben wir Laufsport ohne Grenzen“. WA-Präsident Sebastian Coe gab sich in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ vom 3. Jänner 2021 entspannt und sprach von normalen Zyklen. Laufsport verändert sich ständig, keine Frage, aber die Dynamik und Geschwindigkeit stechen dieses Mal ins Auge. Die Dimension der technologischen Innovation ist freilich längst auf dem Weg, auch die Bahndistanzen im Stadion zu revolutionieren. Erste Verbesserungen von lang stehenden Weltrekorden hat es 2020 bereits gegeben.
 

Entwicklung erfordert einen Balanceakt

Viele befürchten mittlerweile, dass die Materialschlacht an den Füßen der Läuferinnen und Läufer den Sport verfälscht, und sprechen sich für den Start eines neuen Zeitalters aus, um die aktuellen Leistungen von Vergleichen mit historischen zu lösen. Andere sehen in dieser Entwicklung den Lauf der Zeit. Und die brachte mindestens bis Pandemiestart und sektoral wahrscheinlich in nahtlosem Übergang auch danach ein sich immer schneller drehendes Rad der Entwicklung. Fortschritt und Innovation auf allen Ebenen ist ein menschliches Urbedürfnis, eines, das antreibt und daher zum Leben dazu gehört. Auch Sebastian Coe will den Innovationsprozess in der Technologie, der im Zuge von hohen finanziellen Investitionen und entsprechenden Umsätzen stattfindet, nicht abwürgen, sondern regulieren. „Historisch war die Herausforderung in unserem Sport immer jene, die Balance zwischen technischer Innovation, der Entwicklung und den Regeln in einem Kompromiss zu finden“, verteidigte er mit dieser Aussage auch das neue Reglement seines Verbandes. „Ich finde, wir haben diesen Kompromiss geschafft. Die Entwicklung der Laufschuhe gehört zu unserem Sport dazu. Und die neuen Weltrekorde sind aus meiner Sicht innerhalb der Natur der evolutionären Veränderungen.“ (vgl. Athletics Weekly online, 8.12.20)
 

Was hätten Haile Gebrselassie und Paula Radcliffe realisiert?

Das Verständnis eines fairen Wettkampfs mit Chancengleichheit aller Beteiligten ist aber mit den Grundsätzen des Sports vereint. Auch wenn diese Chancengleichheit im Laufsport in der Praxis generell unrealistisch ist, so hätten viele gehofft, dass diese hauptsächlich im körperlichen und biologischen Bereich verhaart und nicht auf die Ausstattung überschwappt. Zumal diese nicht nur die Vergleichbarkeit in der Gegenwart, sondern mit der vergangenen Leistung erschwert. Ein Befürworter einer neuen Zeitrechnung, also separater Weltrekord- und Bestenlisten mit den neuen Eliteschuhen, ist der ehemalige britische 5.000m-EM-Medaillengewinner Tim Hutchings. Sein Argument in einem von der britischen Nachrichtenagentur verbreiteten Meldung der britischen Tageszeitung „The Times“: Leistungen aus früheren Jahren könnten nur auf diese Weise den Respekt erhalten, den sie verdienen. Ansonsten würden sich, so lautet immer wieder ein Argument, ständig automatisch die Fragen stellen: Was hätten Haile Gebrselassie, Paula Radcliffe, Grete Waitz, Emil Zatopek oder Parvo Nurmi mit derartigen Möglichkeiten unter ihren Fußen für Leistungen produziert?
 

Der Läufer muss im Vordergrund bleiben

Eliud Kipchoge versucht seit Jahren in öffentlichen Stellungnahmen den Spagat. Er ist naturgemäß ein Fan der technologischen Innovation, die ihm zu Ruhm und Ehre verholfen hat (u.a. mit dem ersten sub-2-Marathon in Wien im Oktober 2019), gleichzeitig bemüht er sich redlich, stets zu betonen, dass er, sein Körper und sein Kopf, seine Disziplin und seine harte Arbeit, der Hauptgrund für das schnelle Laufen waren und nicht der technologische Support. In dieselbe Kerbe schlug auch Kejeta in einem von Jörg Wenig verfassten und auf der Website des DLV veröffentlichten Artikel. Es bleibe dabei, dass der Schuh mit dem Athleten oder der Athletin zusammenarbeiten müsse. An diesem Punkt setzt der bekannte Sportwissenschafter Yannis Pitsiladis an, da gewisse Sportlerinnen und Sportler von der neuen Technologie stärker profitieren können als andere. „Es ist dringend geboten, die Fairness in der Technologie zu untersuchen“, wurde er im britischen Fachmagazin „Athletics Weekly“ zitiert. Um verzerrte Ergebnisse zu verhindern.
 

Eliud Kipchoge lief im Nike Alphafly den ersten Marathonlauf der Geschichte unter zwei Stunden. Im Oktober 2019 im Wiener Prater. © SIP / Johannes Langer
 

Chancenungleichheit im Profit

Die Ausführungen Pitsiladis’ werden von einer Studie von Forschern der Cornell University in New York gestützt. Die Wissenschafter erkannten aus Beobachtungen eine Verbesserung mit den Nike Vaporfly in einem Bereich von 2,1 bis 4,1 Minuten bei Männern und 1,2 bis 4 Minuten bei Frauen. In der Annahme, das Schuhmodell habe multiplikative Effekte, definierten die Forscher einen Verbesserungsrahmen zwischen 1,5 und 2,9% der Leistungsfähigkeiten bei Männern sowie zwischen 0,8 und 2,4% bei Frauen. Es ist ein enormer Unterschied, ob Laufstil und weitere individuelle Voraussetzungen die minimale oder die maximale dieser statistisch errechneten Zeitspanne ausschöpfen lassen oder nicht. Minuten im Marathon – eine Welt im Kampf um Medaillen. Aber, der Unterschied mag – ohne den Vergleich zu anderen Topschuhen, die ja ebenfalls leistungsunterstützend sind – noch drastischer sein: Denn nicht alle, sondern je nach Geschlecht zwischen 71 und 75% der Läuferinnen und Läufer, die auf den Nike Vaporfly wechselten, liefen im neuen Modell schneller als beim Vergleichsmarathon davor (beobachtet wurden in dieser Studie Leistungen von Männern sub-2:24 und Frauen sub-2:45 Stunden, Anm.).
 

Wer das beste Material hat, gewinnt?

Vor den Olympischen Spielen 2020 wird nun in der Diskussion die Annahme suggeriert, es drohe das Szenario, dass im Olympiastadion von Tokio und auf den Straßen Sapporos nicht die Besten Edelmetall um den Hals gehängt bekommen, sondern die mit dem besten Material. Da Ausrüstungsverträge weder flexibel noch universell nach allen Möglichkeiten aussuch- und austauschbar sind, entscheiden Standing oder auch Glück darüber, wer in welchen Schuhen läuft. Oder aus negativer Perspektive: laufen muss.
 

Der Wunsch nach Chancengleichheit

Ein Schreckenszenario, denn der Laufsport entstammt einem anderen natürlichen Verständnis. Die Chancengleichheit, ein fairer Wettbewerb sind wünschenswert. Laufen ist die natürlichste Sportart, sie folgt der urmenschlichen Bewegungsform kombiniert mit dem humanen Bedürfnis, schneller, besser, weiter zu laufen. Sportarten, bei denen die Technologie eine vordergründige Rolle spielt, bieten keinerlei Chancengleichheit, auch wenn die prinzipielle Herausforderung dieselbe ist wie beim Laufen. Nämlich so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Das Formel-1-Team Williams kann noch so den talentiertesten Fahrer engagierten, Weltmeister wird ein anderer Pilot in einem anderen Boliden. Das Bobteam aus China kann noch einen noch so talentierten Piloten an den Start der Olympischen Spiele 2022 bringen, die deutsche Bobtechnologie wird den deutschen Piloten auch dann schneller fahren lassen.
 

Das ungleiche Nike-Duell von 2016 als Schreckensgespenst

So weit wird es im Laufsport nie kommen, weil der menschliche Körper einen zu hohen Anteil an der Gesamtleistung als seine Aufgabe bewältigen muss. Dass aber auch Laufsport unfair sein mag, ohne die Rivalität der Schuhhersteller überhaupt in die Diskussion einfügen zu müssen, davon zeugt eine Episode von den Olympischen Spielen 2016. Bronzemedaillengewinner Galen Rupp trug den damals neuen Nike Vaporfly 4%, der davor schon bei den US-Trials für große Schlagzeilen gesorgt hatte, der viertplatzierte Ghirmay Ghebrselassie, ebenfalls von Nike ausgerüstet, nicht. Rupp war das heimische Zugpferd des US-Unternehmens, der Eritreer damals amtierender Weltmeister. Der statistische Unterschied in diesem ungleichen Duell: 59 Sekunden.

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