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Wunderschuhe zwischen Schaden und Nutzen

Mit dem Nike ZoomX Vaporfly 4% hat das US-amerikanische Unternehmen die Laufwelt beeinflusst. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diesen Effekt durch verbesserte Laufökonomie und Energieersparnis. Wortmeldungen von Spitzenläuferinnen und -läufern sind weit euphorischer. Mit dem Nike Air Zoom Alphafly Next%, Werkzeug für…

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Mit dem Nike ZoomX Vaporfly 4% hat das US-amerikanische Unternehmen die Laufwelt beeinflusst. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diesen Effekt durch verbesserte Laufökonomie und Energieersparnis. Wortmeldungen von Spitzenläuferinnen und -läufern sind weit euphorischer. Mit dem Nike Air Zoom Alphafly Next%, Werkzeug für Eliud Kipchoge zum sub-2- Marathon in Wien und tags darauf für Brigid Kosgei zum Marathon-Weltrekord beim Chicago Marathon, hat im Oktober den nächsten großen Schritt gebracht. Und der Nike ZoomX Dragonfly, mit dessen Spezialanfertigung für die Bahn Joshua Cheptegei zwei Weltrekorde von Kenenisa Bekele, auf denen sich bereits jede Menge Staub angesammelt hatte, verblasen hat, ist die neueste der höchst gelungenen Innovationen. Nikes gut geölte PR-Maschine läuft seit Jahren zur Höchstleistung, die unter Vertrag stehenden Topathleten liefern passend dazu Extraklasse ab und das US-Unternehmen sonnt sich mit klarem Vorsprung in der Pole Position auf dem Markt der Topschuhe.
 

© SIP / Johannes Langer
Wissenschaftler sehen schlechte Auswirkungen auf den Sport

Dass seit wenigen Jahren ein noch nie gewesener Fokus auf die Ausrüstung des Läufers gelegt wird, der gleichzeitig den Fokus von der sportlichen Leistung nimmt, ist natürlich schlecht für den Sport und die Sportler, die die Leistung vollbringen. Der bekannte Sportwissenschafter Ross Tucker schrieb unlängst auf dem südafrikanischen Online-Medium „Daily Maverick“ von einer problematischen Begleiterscheinung für die Werte und die Geschichte des Sports: „Die Wertigkeit eines Weltrekordes stellt einen neuen Horizont für menschliche Leistungsfähigkeit dar und wird als Zeichen des Fortschritts gefeiert. Normalerweise wird dieser Fortschritt auf den Mensch, den Läufer zurückgeführt.“ Keiner leugne die technologischen Fortschritte der Vergangenheit als Unterstützung für Fortschritt, aber sie wurden nie so überdimensional betont wie heute. Aktuelles Beispiel: Vor dem London Marathon 2020 war das Thema Schuhmodell im erwarteten und dann nicht eingetroffenen Topduell zwischen Eliud Kipchoge und Kenenisa Bekele ein dominierendes in der Berichterstattung, auch auf RunAustria.at. Daher sprach sich der Südafrikaner in diversen Essays entschieden für eine viel stärkere Regulierung der Schuhmodelle aus, um den Status des Laufsports als „natürliche“ Sportart im Vergleich zu technischen (z.B. Motorsport) sowie die bessere Chancengleichheit unter den Athletinnen und Athleten zu wahren.
 

Die Uhr tickt bis Tokio

Martialisches Kriegsvokabular ist auch auf diesem Gebiet wie so häufig im Sportjournalismus Fehl am Platz, aber halt weit verbreitet. Und der Metapher des intensiven Rüstungswettkampfs zwischen den weltweit führenden Laufschuhproduzenten ist passend, weil er ist voll im Gange – die Pandemie bedingte Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr hat Nikes Kontrahenten mehr Zeit verschafft, sich ohne die geschützten, patentierten Lösungen von Nike sich schnell und massiv verbessern zu können. Das neue Regelwerk zu Laufschuhen von Seiten des Leichtathletik-Weltverbandes hat den Spielraum für die Unternehmen zwar etwas beengt – hauptsächlich was die Karbonplatte in der Zwischensohle und die Maximaldicke der Zwischensohle betrifft, aber Nikes Vorsprung auf dem Bereich der Innovation wenig gebremst. Es gibt etliche Stimmen, die sich ein drastischeres Eingreifen von World Athletics gewünscht hätten, um den hochdynamischen Innovationsprozess in der Produktion zurückzusetzen und auch um diesen großen Fokus auf die Schuhmodelle abzuschwächen. Die riesige Anhäufung von Bestleistungen im Straßen- und Bahnlauf spricht Bände.
Hartes Eingreifen in das Material ist in der Leichtathletik durchaus Gang und Gebe, man erinnere sich an Regeländerungen im Speerwurf. Yannis Pitsiladis, Sportwissenschafter der University of Brighton und Mitglied der medizinischen und wissenschaftlichen Kommission des IOC, sagte nach den Weltrekordläufen von Joshua Cheptegei (10.000m) und Letesenbet Gidey (5.000m) Anfang Oktober in Valencia der britischen Tageszeitung „The Daily Telegraph“, dass World Athletics auch deshalb so milde in die Schuhregularien eingriff, weil man potente und verlässliche Geldgeber und Sponsoringpartner nicht verärgern wollte. Auch andere Stimmen, darunter von rivalisierenden Unternehmen, vermuten eine Bevorteilung Nikes durch World Athletics. Die Gegenposition wird von Läufern, die in Genuss der Topschuhe kommen, und der Wirtschaft vertreten: zeitgemäße Entwicklung eines modernen Sports. Eliud Kipchoge, einer der Hauptprofiteure, geht in den Spagat: „Es sind immer noch meine Beine, die laufen.“ Und: „Innovationen waren immer schon Teil des Sports.“
 

Ist diese Entwicklung natürlich?

Pitsiladis ist ein Kritiker der enormen technologischen Fortschritte im Schuhbereich. Seine Begründung: „Diese Schuhe führen zu einer Verbesserung der Laufökonomie und folglich zu einer höheren sportlichen Leistung, die nicht im Verhältnis dazu steht, wozu ein Sportler in der Lage wäre. Der Grad der Verbesserung ist unter Athleten individuell unterschiedlich, was zu einer weiteren Verzerrung der Resultate führt.“ Laut einer Studie können Läufer individuell unterschiedlich, und zwar markant unterschiedlich, von den Vorzügen dieser Schuhe profiitiern, andere dagegen weniger oder nicht. Als Wissenschafter ist Pitsiladis, der einst das erste konkrete Projekt zu einem sub-2-Marathon auf die Beine stellte, sehr interessiert am gezielten und natürlichen sportlichen Fortschritt im Marathon. Dafür bräuchte man dringend technologische Fairness, meint er. Und unabhängige Expertengruppen, die Schuhe vor ihrem Eintritt in den Spitzensport unter die Lupe nehmen. Nur so könne die Chancengleichheit im Sport aufrecht erhalten werden. Das hat World Athletics in die Wege geleitet und zusätzlich im Sommer eine Liste von erlaubten und nicht erlaubten Schuhen pro Disziplin veröffentlicht. Jon Ridgeon, CEO von World Athletics hält fest, man sei interessiert an Prinzpien des Fairplays und Universalität, die die Gesundheit und Sicherheit der Athleten genauso wie die Herausforderungen der Wirtschaft berücksichtige.
 

Haben Läufer ohne Nike-Topschuhe keine Chance auf Olympisches Edelmetall?

Diese Frage taucht immer wieder auf, zuletzt nach den Halbmarathon-Weltmeisterschaften von Gdynia, und erhält Rückenwind von Athletinnen und Athleten, die nicht bei Nike unter Vertrag stehen und somit ihre Ausstatter unter Druck setzen. Adidas, Asics und Co. mögen in der aktuellen Produktionsphase hohes Risiko gehen, denn es gilt den Rückstand zu den patentierten Innovationen von Nike schnellstmöglich zu verringern. Aus Gründen des Prestiges, aber auch aus wirtschaftlichen. Die Aktien von ASICS und Mizuno sind an der Tokioter Börse in den Tiefflug gegangen, als über 80% der Teilnehmer des berühmten und im japanischen Fernsehen übertragenen Staffellaufs Hakone Ekiden im vergangenen Winter mit Nike-Schuhen an den Start gingen. Gleichzeitig vermeldete ASICS aber im November 2020, in Europa an Bedeutung auf dem Laufschuhmarkt dazu gewonnen zu haben.
Als einer der ersten Kontrahenten hat Adidas mit dem „Adizero Adios Pro“ ein Topprodukt auf den Markt gebracht, das in den Kampf um Weltrekorde gegen Nike-Athleten eingestiegen ist. Brooks folgte mit dem Hyperion Elite, andere werden definitiv in Kürze nachziehen. Tatsächlich zeugen einige Topleistungen vom Effekt der verbesserten Laufökonomie und folglich der Leistungssteigerung. Trotz einiger euphorischer Wortmeldungen kenianischer Athleten zu Beginn hört man aus der Szene, dass die Qualität des Modells nicht mit jenem der Nike-Topschuhe mithalten kann. Aktuell scheint Nike nicht nur eine Nasenlänge voraus, wodurch die Antwort auf die gestellte Frage „Ja!“ bedeuten könnte. Die letzten Ergebnisse bei World Marathon Majors zeigen auch diese Richtung an. Zahlreiche Topläufer schwören auf die Topmodelle von Nike und sähen sich chancenlos, hätten sie einen anderen Schuh am Fuß. Ein gewisser Placeboeeffekt als wirksames Mitgift in schwierigen Augenblicken während eines Marathonlaufs könnte zusätzlich Rückenwind verleihen.
 

Schuhe für Spitzensportler

Nike feierte auch wirtschaftlich enorme Erfolge, die Topmodelle verkaufen sich trotz stattlicher Preise wie warme Semmeln. Obwohl sie eigens für den Spitzensport konzipiert sind und damit anatomische Gefahren für Freizeitläufer drohen. Es braucht eine gewisse läuferische Klasse, um einen Vaporfly oder Alphafly bändigen zu können. Selbst Österreichs Marathon-Rekordhalter Peter Herzog (Union Salzburg LA), ein bekennender Fan des Vaporfly, trägt ihn nur bei ausgewählten Trainingseinheiten, um kein erhöhtes Verletzungsrisiko muskulärer Art zu riskieren. Denn diese Modelle stellen hohe Ansprüche an den Körper, da die Zwischensohle eine aggressive Gestaltungsrolle des Laufschritts einnimmt. Der Effekt der schnelleren Regeneration nach schweren Trainingseinheiten, insbesondere im Rahmen von langen Läufen, ist aber genau der, der unisono von Nike-Athleten in höchsten Tönen gelobt wird.

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