Wavelight-Technologie: ein Signal von Modernität

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Lichter huschen über die Anlage
Die Wavelight-Technologie verleiht dem Laufsport durch die grellen Farbpunkte in flinker Bewegung nicht nur einen trendigen Touch, auch der Gedanke, Technologie als Unterstützung der Athleten im Rahmen des Erlaubten einzusetzen, ist up-to-date. Mitten im digitalen Zeitalter. Ähnlich wie bei den Wunderschuhen aus dem Hause Nike soll sie die Leistung der Athleten nicht schmälern, sondern einen wichtigen Baustein zur Gesamtleistung liefern. Es geht um Modernität. „Dass Trainer den Athleten die Rundenzeiten zubrüllen müssen, ist eine Steinzeit-Methode. Diese Zeiten sind vorbei. Die Wavelights machen die Rennen auch für die Zuschauer attraktiver – im Stadion und vor dem Fernseher“, betont der prominente Manager Jos Hermens, dessen Agentur NN Running Team die Wavelight-Technologie äußerst erfolgreich eingesetzt hat. Vor dem grünen Licht zu bleiben, bedeutet Weltrekord. So einfach ist es, vom Start bis ins Ziel. „Junge potenzielle Leichtathletikfans wenden sich ab, wenn die Leichtathletik keine digitale Technologie und visuelle Attraktionen einbaut.“
Das trifft auch den Geschmack von World Athletics Präsident Sebastian Coe, der sehr bemüht ist, die Leichtathletik zu modernisieren, ein attraktiveres Paket zu schnüren und weltweit junge Menschen besser anzusprechen. Der Brite wandte sich mit folgenden Worten in einem Schreiben an das holländische Unternehmen SPORT Technology, das sie Technologie für Laufbahnen erfunden und an einigen Trainings- und Wettkampfbahnen in Holland eingebaut hat: „Die Welt der Leichtathletik braucht Veränderungen. Wir brauchen mutige Ansätze. Wir haben keine Angst vor neuen Wegen und Innovationen.“ Eine Innovation im klassischen Sinne ist die Wavelight-Technologie nicht. Sie ist in Wahrheit eine alte Idee, die schon lange bekannt ist. Innovativ ist, dass World Athletics die konservative Haltung der Diack-Ära abgelegt hat und ihren Einsatz seit dieser Saison erlaubt.
Fairer Leistungsvergleich als nostalgische Sehnsucht
In einigen Medienberichten nach dem Weltrekordtag von Valencia wurde über die Wavelight-Technologie kontrovers diskutiert. Der Knackpunkt: Technologische Innovation gefährdet faire Vergleiche mit Leistungen aus der Vergangenheit, was viele in einer Sportart, in der Weltrekorde gejagt werden, als problematisch ansehen. Mit ähnlicher Motivation wird bei den neuesten Topschuhen von „mechanischem Doping“ gesprochen. Dass die Wavelight-Technologie im Pacing einen Vorteil bringt, steht außer Frage. Dass die Generation Kenenisa Bekele und Haile Gebrselassie, geschweige denn jene von Lasse Viren, Emil Zatopek oder Paavo Nurmi, diese Möglichkeiten nicht hatten, liegt in der Natur der Dinge. Weswegen diese Argumente schon Gewicht haben.
Einschneidende technologische Neuerungen haben auch so manch andere Sportarten umgekrempelt, aber sie weiterentwickelt: Von der kompletten Stiländerung im Wintersport (V-Stil beim Skispringen oder Carving beim Ski Alpin), über die polarisierenden Ganzkörperanzüge im Schwimmen bis hin zum „Hawk Eye“ im Tennis. Oder, um ein nicht-technologisches Beispiel zu nennen, welches Vergleiche mit der Vergangenheit verunmöglicht: die massive Änderung des Punktesystems in der Formel 1. Joshua Cheptegei berief sich nach Valencia ebenfalls auf die Moderne: „Wir sind im Jahr 2020, nicht mehr in den 80ern. Neue Entwicklungen, neue Technologien, Innovationen – das gehört zum Sport dazu.“ Hermens versucht den Fokus wegzulenken: Unfair oder nicht, die Antwort sei simpel: Die Distanz ändert sich nicht und laufen müssen die Athleten nach wie vor selbst. Die Voraussetzung dafür sei hartes Training, mit oder ohne Wavelights.
Neue Qualität im Training
Der Mehrwert kostet, bis zu 50.000 Euro alleine der Einbau in einem Stadion. Dass die finanzielle Frage sich rasch lösen kann, zumindest auf Wettkampfbühne, zeigt das Beispiel des „Hawk Eye“ im Tennis. Doch die Trainer der Topstars denken längst weiter und stellen sich Wavelight-Technologie auf ihren Trainingsanlagen vor, um daraus Benefits für die Trainingsarbeit mit den Athleten zu schlagen. Der ständige Blick auf die Stoppuhr fiele bei Trainingseinheiten weg, wodurch Coaches 100% ihrer Aufmerksamkeit dem oder den Schützling(en) und deren Laufstil widmen könnten. Außerdem böten sie vielfältige neue und effektive Möglichkeiten für die Gestaltung von Tempotrainings in Trainingsgruppen.