Steinhammer vorsichtig optimistisch nach Barcelona

© VCM / Leo Hagen
Es gehört nicht zum Charakter von Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling), sich weit aus dem Fenster zu lehnen. Daher sind seine Ankündigungen vor Wettkämpfen durchzogen von konservativer Haltung. Das ist unmittelbar vor dem Barcelona Halbmarathon, seinem ersten wichtigen Wettkampf in diesem Jahr und gleichzeitig ein wichtiges Stimmungsparameter auf dem Weg zum Vienna City Marathon, nicht anders. Obwohl die Trainingsleistungen laut seinen Einschätzungen durchaus Gründe liefern würden, offensiv an hohe Ziele heranzuschreiten. Denn die Vorbereitung bei einem zweiwöchigen Trainingslager im Jänner in Portugal, wo er u.a. Trainingsgesellschaft vom Deutschen Simon Stützel und Landsmann Peter Herzog (Union Salzburg LA) genoss, und bei Trainingsläufen in Wien, in diesem Jahr bei gar nicht winterlichen Bedingungen, stimmt den Niederösterreicher sehr zufrieden und daher zuversichtlich. „So gut in Form war ich noch nie, laut meinen Trainingswerten“, sagt der 31-Jährige. Und hebt gleichzeitig warnend den Finger: „Die beste Vorbereitung ist irrelevant, wenn das Wettkampfergebnis nicht stimmt.“
Viel Selbstvertrauen und ein neuer Schuh
Dennoch fliegt Steinhammer mit Optimismus in die katalanische Hauptstadt. „Ich freue mich auf das Rennen und insbesondere darauf, meine Trainingsleistungen dort abzurufen. Ich gehe mit Selbstvertrauen ins Rennen, will mich nicht durch eine steife Zeitorientierung limitieren, sondern einfach gut in den Wettkampf kommen. Eine entsprechende Zeit kommt dann eh automatisch heraus.“ Im Herbst 2019 gelangen Steinhammer sowohl im Halbmarathon (1:04:28 Stunden in der Wachau) als auch im Marathon (2:17:19 Stunden) neue persönliche Bestleistungen. 2020 sollen die nächsten Fortschritte kommen und der eDreams Mitja Marathon in Barcelona ist die erste gute Gelegenheit dafür. Dass ein neuer „Hausrekord“ realisierbar ist, dafür sprechen zwei wesentliche Gründe: a) das gelungene Trainingslager in Portugal. „Dort habe ich sicherlich die besten Trainings in der Vorbereitung gemacht. Wir hatten ein sehr hohes Niveau in der Gruppe und die gegenseitige Motivation bei den Tempoläufen treibt an“, erzählt der EM-Teilnehmer von Berlin 2018. b) der neue Wettkampfschuh, ein Nike Vaporfly. „Zweifelsohne ist der Vaporfly ein sehr, sehr guter Schuh. Ich habe ein sehr gutes, subjektives Laufgefühl und er wirkt schonend auf meinen Körper, insbesondere bei harten Trainingseinheiten“, lobt Steinhammer sein Schuhwerk.
Hoher Anteil an europäischen Läufern
Wie beliebt der Event ist und welche Leistungsstärke in der Dichte dank Teilnahme aus zahlreichen Ländern zusammenkommt, zeigt die Tatsache, dass Christian Steinhammer mit seiner persönlichen Bestleistung von 1:04:28 Stunden unter Einberechnung vier ostafrikanischer Debütanten lediglich auf Rang 39 der Startliste zu finden ist. Angeführt wird das Feld von Abrar Osman aus Eritrea, der als einziger der Teilnehmer schon einmal einen Halbmarathon unter einer Stunde gelaufen ist. Mit Bestleistungen knapp über einer Stunde folgen die Kenianer Victor Chumo, in Österreich bestens bekannt als mehrfacher Peuerbach-Sieger, und Moses Koech sowie Victor Kiplangat aus Uganda. Für zusätzliche Spannung sorgt eine Reihe von europäischen Teilnehmern, von denen Amanal Petros, der beim Valencia Marathon 2019 bärenstark debütierte, die viertbeste Bestleistung hinter dem Briten Ben Connor, dem Iren Emmet McGinty und dem Dänen Abdi Ulan hat. Aus dem deutschen Sprachraum sind mit Philipp Pflieger, Jens Nerkamp, Moritz Beinlich, Dominik Notz, Tobias Blum, Samuel Fitwi und Tom Gröschel aus Deutschland sowie Christian Kreienbühl, Patrik Wägeli, Andreas Kempf und Marcel Berni aus der Schweiz weitere leistungsstarke Läufer am Start, deren Mindestambitionen sein dürfte, in Richtung des Limits für die Halbmarathon-EM in Paris zu laufen, welches bei 1:04:00 (Deutschland) bzw. 1:05:45 Stunden (Schweiz) liegt. Das österreichische Limit liegt bei 1:04:40 Stunden, Steinhammers Leistung in der Wachau 2019 ist bereits gültig.
Germany goes Barcelona
Nominell deutlich stärker an der Spitze ist in Barcelona das Elitefeld der Frauen. Roza Dereje, die im Vorjahr in einer Spitzenzeit von 1:06:01 Stunden gewann, wird herausgefordert von ihrer Landsfrau Zeineba Yimer, die in 1:05:45 Stunden den besten Vorwert mitbringt. Ebenfalls zu den Favoritinnen zu zählen ist Berlin-Marathon-Siegerin Ashete Bekere, die seit dreieinhalb Jahren keinen Halbmarathon mehr gelaufen ist. Für Spitzenplätze kommen gleich zwei deutsche Läuferinnen in Frage: Deutschlands neue Marathon-Hoffnung Melat Kejeta und Alina Reh. Überhaupt stellt keine Nation so viele Teilnehmerinnen im Spitzenfeld wie Deutschland, gleich neun deutsche Läuferinnen mit Bestleistungen unter 1:15 Stunden sind am Start, dazu kommt die junge Debütantin Josina Papenfuß, die sich gemeinsam mit Reh bei einem Trainingslager in Südafrika auf diese neue Aufgabe vorbereitet hat. Anja Scherl und Miriam Dattke bringen das Potenial für Top-Ten-Platzierungen mit. Das DLV-Limit für die EM in Paris liegt übrigens bei 1:14:00 Stunden.
Österreichische Teilnehmerin im Elitefeld gibt es in diesem Jahr keine. Cornelia Stöckl-Moser (SC Leogang), die in den letzten beiden Jahren zwei flotte Halbmarathons in Barcelona gezeigt hat, steht zwar auf der Startliste. Laut eines Instagram-Posts kommt ein Start nach der langen Verletzungspause zu früh, die Marathon-Staatsmeisterin begleitet in Barcelona ihren Mann Andreas Stöckl, der im Männer-Rennen an den Start geht.
eDreams Mitja Marato Barcelona