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Die französische Anti-Doping-Agentur (AFLD) hat eine vierjährige Wettkampfsperre gegen die Vize-Europameisterin im Marathonlauf, Clémence Calvin und eine vierjährige Trainertätigkeitssperre gegen ihren Coach und Ehemann Samir Dahmani ausgesprochen. Laut Urteil der AFLD sei Calvin am 27. März in Marrakech vor französischen…
Die französische Anti-Doping-Agentur (AFLD) hat eine vierjährige Wettkampfsperre gegen die Vize-Europameisterin im Marathonlauf, Clémence Calvin und eine vierjährige Trainertätigkeitssperre gegen ihren Coach und Ehemann Samir Dahmani ausgesprochen. Laut Urteil der AFLD sei Calvin am 27. März in Marrakech vor französischen Doping-Kontrolleuren geflüchtet, Dahmani hätte diese Verweigerung einer Dopingkontrolle durch sein Einschreiten begünstigt. Die beiden wollen gegen die Strafen in Berufung gehen und bezichtigen die Anti-Doping-Ermittler der Gewalt.
Calvin kämpft gegen Sperre an
Calvin kündigte bereits an, auf höchster staatlicher Instanz gegen dieses Urteil zu berufen. „Ich habe Vertrauen in die unabhängige Justiz, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird“, sagt sie gegenüber französischen Medien und die Wortwahl scheint nicht zufällig gewählt. Außerdem bezeichnet die 29-Jährige die AFLD als „nicht objektiv“ und die Anhörung am 20. November als „Maskerade“.
Gegensätzliche Aussagen
Die Schwierigkeit in der Entscheidungsfindung für die Justiz dürfte demnach sein, dass es a) keine positive Dopingprobe von Calvin gibt und daher b) erörtert werden muss, welche der beiden Versionen der Wahrheit entspricht. Die Version der AFLD: Französische Kontrolleure seien nach Marrakech aufgebrochen, um Clémence Calvin mit einem so genannten Out-of-Competition-Test zu überraschen. Die Athletin hielt sich im Zuge der Vorbereitungen auf den Paris Marathon in Marokko auf, wo französische Leichtathleten häufig ihre Trainingslager absolvieren. Als die Kontrolleure sie auf der Straße in Begleitung ihres Kindes baten, sie zu einer Sporthalle zu begleiten, wo sich Dahmani aufhielt, der auf das Kind aufpassen sollte, habe Calvin genau in dieser Halle die Flucht ergriffen und Dahmani durch sein Eingreifen eine Verfolgung verhindert. Calvin ging unmittelbar nach ihrer Suspendierung Anfang April an die Öffentlichkeit und sprach von einem tätlichen Angriff der Kontrolleure auf ihre Familie und von Bedrohung. Die Kontrolleure hätten sich als Polizisten ausgegeben und kein Wort über eine Dopingkontrolle verloren. Im Gemenge sei das zweijährige Kind gestürzt, weil einer der Kontrolleure sie unsanft am Arm gepackt habe. Stimmt die Version der AFLD, ist eine vierjährige Sperre für eine verweigerte Abgabe einer Dopingprobe, rechtlich gleichbedeutend mit einem Dopingfall, die logische Konsequenz.
Umstrittener Start beim Paris Marathon
Unter Konsultation ihres Anwalts klagte Clémence Calvin unmittelbar vor dem Paris Marathon beim französischen Verwaltungsgericht die Aufhebung der Suspendierung ein und hatte damit Erfolg. Der Paris Marathon konnte den Start Calvins rechtlich nicht verhindern und zeigte auch kein öffentliches Interesse daran. Die Vize-Europameisterin lief in einer Zeit von 2:23:41 Stunden einen neuen französischen Landesrekord und wurde einen Monat später erneut von der AFLD vorläufig suspendiert. Davor hatte die AFLD bereits eine Klage wegen Verleumdung und Denunziation gegen die Athletin eingebracht, um sich gegen deren Vorwürfe zu wehren.
Höhepunkt EM 2018
Das erste Karriere-Highlight gelang Clémence Calvin bei den Europameisterschaften in Zürich 2014, als sie die Silbermedaille im 10.000m-Lauf gewann. Ihre drittplatzierte Landsfrau Laila Traby wurde nur wenige Monate später des EPO-Dopings überführt und für drei Jahre gesperrt. Nach ihrer Rückkehr von der Babypause zu Beginn des Jahres 2018 machte Calvin einen deutlichen Leistungssprung und bereitete sich mit Landesrekorden im 10km-Straßenlauf (Langueux) und im Halbmarathon (Olmütz) auf ihr Marathon-Debüt vor, das sie im Rahmen der Europameisterschaften in Berlin versilberte.
Französische Leichtathletik im schlechten Licht
Die Sperre Calvins, die durch die Berufungsmöglichkeit noch nicht endgültig rechtskräftig ist, und der parallel laufende Vorwurf des Dopings gegen Hindernisläuferin Ophélie Claude-Boxberger werfen ein schlechtes Licht auf die französische Leichtathletik. Gemeinsam mit dem ebenfalls des Dopings beschuldigten, 10.000m-Europameister von Berlin 2018, Morhad Amdouni stehen alleine im Jahr 2019 drei prominente Mitglieder der französischen Leichtathletik-Nationalmannschaft unter dringendem Dopingverdacht.
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