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Manchmal ist Timing alles, manchmal ist Timing ungünstig. Donavan Brazier erlebte im WM-Finale von Doha über 800m beides. Er erwischte den perfekten Lauf, machte alles richtig und stürmte zu einer persönlichen Bestleistung von 1:42,34 Minuten. Dass er mit diesem Gala-Auftritt…
Manchmal ist Timing alles, manchmal ist Timing ungünstig. Donavan Brazier erlebte im WM-Finale von Doha über 800m beides. Er erwischte den perfekten Lauf, machte alles richtig und stürmte zu einer persönlichen Bestleistung von 1:42,34 Minuten. Dass er mit diesem Gala-Auftritt eine deutliche Goldmedaille einfuhr, die erste für die USA bei Weltmeisterschaften überhaupt und erste seit 47 Jahren auf globaler Bühne, liegt auf der Hand. Doch das 22-jährige Supertalent aus den USA, der schon seit Jahren an der Weltklasse anklopft und in diesem Jahr mit zwei Siegen in der Diamond League, darunter das lukrative Finale, endgültig den Durchbruch schaffte, löschte damit auch den 32 Jahre alten WM-Rekord des kenianischen Doppel-Weltmeisters Billy Konchellah aus und verbesserte diesen um sagenhafte acht Zehntelsekunden. Selbst die beiden Weltrekordläufer Wilson Kipketer und David Rudisha sind bei ihren Weltmeistertiteln nie schneller gelaufen. Die andere Seite der Medaille war der Zufall, dass Brazier diese Sensationsleistung ausgerechnet an jenem Tag vollbrachte, als sein Chefcoach Alberto Salazar (Brazier trainiert wie Klosterhalfen hauptsächlich unter Pete Julien im Nike Oregon Project, Anm.) von der USADA für vier Jahre wegen Verfehlungen bei der Einhaltung des Anti-Doping-Codes für vier Jahre suspendiert wurde (siehe RunAustria-Bericht). Auch wenn kein direkter Zusammenhang bestehen mag, bleibt ein fader Beigeschmack, ein leichter Schatten, der sich durch die Chronologie der Ereignisse über die Leistung Braziers legte. Dass sein Erfolg damit nur schwer ungetrübt dargestellt werden kann, dafür kann er sich bei seinem Coach bedanken. Statistischer Fakt ist unabhängig dessen: Donavan Brazier ist nun gemeinsam mit dem Kenianer Wilfred Bungei die Nummer neun der ewigen Bestenliste des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) und hat – wie schon angedeutet – den US-amerikanischen Landes- und nordamerikanischen Kontinentalrekord von Johnny Gray, der stolze 34 Jahre lang Bestand hatte, verbessert. „Dieser Sieg bedeutet alles für mich. Ich habe die ganze Saison gesagt, meine beiden Ziele für 2019 sind der WM-Titel und dieser Rekord. Dass ich das wirklich mit 22 geschafft habe, ist wundervoll. Es war ein großartiges Rennen!“, jubelte der neue Weltmeister.
Als stärkster Läufer im Feld profitierte Brazier vom vorhersehbaren Raketenstart von Wesely Vazquez, der wie praktisch immer Vollgas von vorne lief. Nach 48,99 Sekunden war die erste Runde vorbei, die beiden Führenden hatten bereits eine Lücke zu Amel Tuka geschaffen. Die Tatsache, dass der Bosnier zu diesem Zeitpunkt bereits auf Rang drei lag, zeigte, dass er mit der Goldmedaille spekulierte. Doch Brazier ließ dem endschnellen Kontrahtenten keine Chance, weil er auf der Gegengerade attackierte, deutlich in Führung ging und mit zehn Metern Vorsprung die Zielgerade erreichte. Auch im Endspurt ließ der US-Amerikaner nicht locker und legte eine ganze Leistungsklasse zwischen sich und dem Rest des Feldes.
Zweite WM-Medaille für Tuka
Jubeln durfte in Doha auch der in dieser Saison wieder erstarkte Tuka, der seine Formkurve der letzten Monate krönte. In einer Saisonbestleistung von 1:43,47 Minuten, mit der er die Führung in der europäischen Jahresbestenliste vor dem Polen Marcin Lewandowski, der in Doha nur über die 1.500m am Start ist, übernahm, gewann er WM-Silber. Vier Jahre, nachdem er in Peking über Bronze gejubelt hatte. „Das ist ein sehr emotionaler Moment aufgrund einiger gesundheitlicher Probleme in den letzten Jahren. Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, um diese Medaille mit meiner Familie und meinem Heimatland zu teilen“, kommentierte Tuka. Der 28-Jährige setzte die Serie fort, dass seit 2015 immer Europäer auf dem WM-Podest über die zweifache Stadionrunde standen. Auch wenn es in Doha nur einer war. Denn Bronze ging an den einzigen Kenianer, der es überhaupt ins WM-Finale geschafft hat: Ferguson Rotich. Beileibe keine Überraschung in einer Zeit von 1:43,82 Minuten, dennoch war es der größte Karriere-Erfolg für den 29-Jährigen, der nach einer Verletzung verspätet in die Saison gestartet war. „Es war immer mein Ziel, bei einer WM eine Medaille zu gewinnen“, sagte der Kenianer. „Jetzt ist es an der Zeit, diesen Moment ausgiebig zu genießen.“
Hoppel überraschender Vierter
Als vorne die Post abging, versuchten Marco Arop und Clayton Murphy der Aufholjagd Amel Tukas zu folgen. Beide brachen auf der Zielgerade ein und wurden auf die letzten beiden Positionen zurückgeworfen. Die zweite Überraschung neben der Qualität des WM-Titels durch den Favoriten war der vierte Platz durch den US-amerikanischen Außenseiters Bryce Hoppel. Der 22-Jährige freute sich über eine persönliche Bestleistung von 1:44,25 Minuten. Das 25. 800m-Rennen des Jahres und der 40. Wettkampf insgesamt was sein Bester. Hinter dem bemühten Vazquez, der als erster puertoricanischer WM-Finalist im 800m-Lauf überhaupt eine Zeit von 1:44,48 Minuten erreichte, kam Adrian Ben als zweitbester Europäer auf den sechsten Platz – ein mehr als respektables Ergebnis für einen Läufer, der in der IAAF-Weltrangliste vor dem Rennen auf Position 52 zu finden war. Besser war übrigens noch nie ein Spanier bei Weltmeisterschaften. Tomas de Teresa belegte 1991 in Tokio den achten Platz.
Interessanter Fakt: Im WM-Finale von Doha stand kein einziger Läufer, der das WM-Finale von London 2017 bestritten hat.
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