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DSD-Athletinnen – der Beginn eines neuen Zeitalters

Genau eine Woche nach dem Urteilsspruch des Obersten Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) in Lausanne (siehe RunAustria-Bericht), der die Diskriminierung von DSD-Athletinnen (Athletes with Differences of Sex Development) im Kontext des Frauen-Sports als „notwendig, angemessen und verhältnismäßig“ deklariert, um „die Integrität der…

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Genau eine Woche nach dem Urteilsspruch des Obersten Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) in Lausanne (siehe RunAustria-Bericht), der die Diskriminierung von DSD-Athletinnen (Athletes with Differences of Sex Development) im Kontext des Frauen-Sports als „notwendig, angemessen und verhältnismäßig“ deklariert, um „die Integrität der Leichtathletik für Frauen“ in den genannten Disziplinen (400m bis eine Meile) zu wahren, wird die bereits im Herbst 2018 in Kraft getretene, neue Regelung des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) ab heute wirksam – auch im 1.500m-Lauf/Meilenrennen, trotz einer Anmerkung im CAS-Urteil). Die Folge sind eine sechsmonatige Teilnahmeverbot von Athletinnen mit erhöhtem Testosteron-Wert im Blut an Frauen-Wettkämpfen, auch wenn die Ursache genetisch bedingt und damit natürlich ist. Wenn nach dieser Zeitspanne nachgewiesen werden kann, dass der Testosteron-Wert konstant unterhalb von 5nmol/Liter Blut liegt, ist eine Teilnahme an Frauen-Wettkämpfen wieder möglich.
In einem „konservativen Ansatz“ (IAAF) hat der Leichtathletik-Weltverband die neue Regel nur in den genannten Lauf-Disziplinen umgesetzt, nicht jedoch auf weitere leichtathletische Disziplinen, in denen laut der IAAF-Studie teilweise noch klarere Vorteile in der Leistungsfähigkeit durch erhöhtes Testosteron-Werte erzielt werden können. Bisher in Diskussion stand nur der Mittelstreckenlauf und insbesondere der 800m-Lauf, dessen Olympisches Finale von Rio als Parade-Beispiel für fehlende Gerechtigkeit in der weiblichen Leistungsklasse angeführt wird. Die Weltspitze im 800m-Lauf wird sich demnach nicht nur in den kommenden Monaten stark verändern, sondern sehr wahrscheinlich auch langfristig. Experten sind sich einig, dass Caster Semenya ihre Dominanz mit dem künstlich regulierten Testosteron-Wert nicht fortführen wird. Belege aus der eigenen Karriere sind im Zeitraum zwischen 2013 und 2015 überzeugend. Studienergebnisse sprechen ebenfalls Bände. Die IAAF kündigte an, weitere Untersuchungen zu starten und die Regelung bei weiteren Beweisen gegebenenfalls auch auf weitere Disziplinen auszuweiten.
 

Francine Niyonsaba gratuliert Caster Semenya zum Titelgewinn. © Afrikameisterschaften 2018 / AFP / Getty Images
 

Einseitige Berichterstattung

Auffallend war in den letzten Tagen, dass die Berichterstattung in Österreich häufig am Kernthema vorbei ging. Offenbar auch international: In einem Leitartikel kritisierte Robert Johnson, Gründer der US-amerikanischen Läufer-Plattform „Let’s Run.com“ prominente amerikanische und britische Qualitätsmedien scharf, dass sie eine wichtige Information aus der Berichterstattung ausgeschlossen haben. Dafür betonte er sie umso mehr: Caster Semenya hat ein X-Chromosom und ein Y-Chrosom – ein Fakt, der als Nummer-eins-Kriterium in der IAAF-Regelung angeführt ist. In anderen Worten: Die Diskussion wird über dem Kopf einer Frau mit genetischen Kern-Eigenschaften eines biologisch definierten Mannes als Seriensiegerin von Frauen-Wettkämpfen geführt. Das bedeutet nicht, dass Caster Semenya ein Mann ist, sondern intersexuell – eine Leistungsklasse, die es im Sport in seiner traditionellen Einordnung zwischen männlicher und weiblicher Leistungsklasse nicht gibt. Neu ist: Intersexuelle Athletinnen sind in den definierten Disziplinen zukünftig ohne medizinischer Hormonregulierung nicht mehr in der weiblichen Leistungsklasse teilnahmeberechtigt, theoretisch aber in der männlichen. Theoretisch, weil die praktische Umsetzung sehr unwahrscheinlich ist.
 

Ein Urteil für die Gleichstellung der Frau

Die IAAF wagte diesen politisch und gesellschaftlich durchaus riskanten Vorstoß, um die Integrität des Frauensports zu wahren und projizierte damit eine wichtige gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte in den Sport: die Chancengleichheit der Frau auf Basis eines Grundsatzes des Sports: Fairness. Damit akzeptiert der Sport eine Diskriminierung einer verhältnismäßig kleinen Gruppe (laut Schätzungen der Vereinten Nationen haben ca. 1% der Frauen weltweit einen Testosteron-Wert oberhalb der für Frauen biologisch definierte Grenze) und verhindert eine Diskriminierung von 99% der Frauen (in der Leichtathletik ist dieses Verhältnis möglicherweise anders verteilt als 1:99, Anm.). Die Sportrichter in Lausanne bezeichneten dieses Vorgehen, für viele überraschend, als „verhältnismäßig“. Die neue Regel betrifft alle Athletinnen, die männliche Chromosomen, männliche Geschlechtsorgane oder erhöhte Testosteron-Werte aufweisen und auf internationalem Niveau ihren Sport ausüben möchten.
Eine grundlegende Auseinandersetzung mit diesem Thema ist absolut zeitgemäß und war überfällig. Dass eine Lösung nicht nur Gewinner hervorbringt, war angesichts der Bedeutung, der Komplexität und der Polarität klar. Dass der Frauensport letztendlich der große Sieger der Entwicklung ist, darf nicht unter den Tisch gekehrt werden. Dass das gesellschaftlich bedeutend ist, liegt auch an der historischen Tatsache, dass der Sport in seinen universellen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und in seiner Vorbildwirkung als professioneller Ebene eine nicht unwichtige Rolle im fortschrittlichen Kampf für die gesellschaftliche Gleichstellung der Frau gespielt hat und immer noch spielt.
 

Semenya weigert sich

Große Verliererin der letzten Monate ist Caster Semenya und ihr persönlicher Ärger über die Entwicklung ist insofern verständlich, weil sie die Fortführung ihrer Karriere gefährdet. Bei der letzten Gelegenheit, vergangenen Freitag in Doha (siehe RunAustria-Bericht), zerlegte sie ihre Konkurrenz im 800m-Lauf in einer irren Dominanz und legte damit statistische Fakten für die Grundsatz-Debatte auf den Tisch. Anschließend gab sie in Interviews ohne jegliche Gesichtsregung bekannt, sich weder hormoneller medizinischer Behandlungen zu unterziehen noch in den Langstreckenlauf zu wechseln, wo die neue Regel nicht gilt. Sie will weiter für ihr Recht kämpfen. Auf juristischer Ebene ist eine Berufung vor einem Schweizer Bundesgericht möglich. Im Sport will Semenya weiter wirken („Ich fühle mich jung und voller Energie, ich habe noch zehn Jahre in der Leichtathletik.“) Statements wie jenes von IOC-Präsident Thomas Bach, der das CAS-Urteil nicht kommentierte (außer, dass er anmerkte, das IOC werde es respektieren), aber Caster Semenya ausdrücklich sein Mitleid ausdrückte, könnten Hoffnung geben.
Widerstand gegen das CAS-Urteil kommt natürgemäß insbesondere aus der Ecke der Betroffenen. Eine erstaunlich aktive Rolle spielt der Südafrikanische Leichtathletik-Verband (ASA), der Semenya lautstark und tatkräftig unterstützt und damit auch einen Disput gegen den Leichtathletik-Weltverband führt. Sportministerin Tokozile Xasa kündigte ebenso an, gegen die IAAF-Regeln ankämpfen zu wollen. Es ist der Stellung Semenyas als Superstar der Leichtathletik im vergangenen Jahrzehnt geschuldet, dass andere betroffene Athletinnen im 800m-Lauf wie Francine Niyonsaba, Olympia- und WM-Medaillengewinnerin, in der Aufmerksamkeit kaum zu Wort kommen.
 

McColgan und O’Sullivan mit CAS-Urteil zufrieden

Aus der Leichtathletik selbst kommen naturgemäß positive Reaktionen auf das CAS-Urteil. Zum Beispiel von Marathon-Weltrekordhalterin Paula Radcliffe, die sich bereits im Vorfeld massiv für größere Fairness im Frauensport ausgesprochen hat. Oder von den ehemaligen Weltklasseläuferinnen Liz McColgan (Schottland) und Sonia O’Sullivan (Irland). McColgan, ehemalige 10.000m-Weltmeisterin, sprach von einer „einer richtigen Entscheidung als Schutzmaßnahme für den Frauensport der Zukunft“ (Insidethegames.biz). O’Sullivan schrieb in der „Irish Times“ von einer „Regel, die mehr Fairness garantiert“ und lobte die Leichtathletik als eine „der wenigen Sportarten, in der „weibliche Athletinnen im Sinne der Gleichheit den selben Respekt erfahren wie männliche“.
 

IAAF kontert WMA

Gegenwind bekam die IAAF nach dem CAS-Urteil von der World Medical Association (WMA), die Ärzte dazu aufrief, keine medizinische Hormontherapie an Athletinnen durchzuführen. In einem Statement sagt WMA-Präsident Dr. Leonid Eidelman: „Wir haben starke Vorbehalte bezüglich der ethischen Gültigkeit dieser Regelung. Sie basiert auf schwachen Beweisen aus einer einzigen Studie, die aktuell von der Wissenschaft auf breiter Ebene diskutiert wird. Außerdem steht die Regelung im Widerspruch zu einer Reihe wichtiger ethischer Erklärungen der WMA. Als WMA fordern wir die sofortige Rücknahme der beschlossenen Regel!“ Gezeichnet von den drei Wissenschaftlern Angelica Linden Hirschberg, Richard Auchus und Stéphane Bermon reagierte die IAAF in einem offenen Brief und widersprach dieser Forderung. Die vorgeschlagene Hormontherapie sei international anerkannter Standard in der medizinischen Betreuung von 46XY DSD-Athleten mit einer weiblichen Geschlechtsidentität und sei nicht verpflichtend für Athletinnen, sondern an Kriterien anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse geknüpft, die nicht auf einer, sondern auf 15 Studien basieren.

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