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Zum ersten Mal lief Worknesh Degefa einen Marathon außerhalb Dubais, wo sie bisher im Höchsttempo von Tempomachern über die brettebenen 42,195 Kilometer gezogen wurde. Beim Boston Marathon, traditionell ein „echtes“ Marathon-Rennen ohne „künstlichen“ Eingriff mittels organisiertem Pacemaking, passte die Äthiopierin…
Zum ersten Mal lief Worknesh Degefa einen Marathon außerhalb Dubais, wo sie bisher im Höchsttempo von Tempomachern über die brettebenen 42,195 Kilometer gezogen wurde. Beim Boston Marathon, traditionell ein „echtes“ Marathon-Rennen ohne „künstlichen“ Eingriff mittels organisiertem Pacemaking, passte die Äthiopierin ihre Strategie einfach und löste die Aufgabe mit eindrucksvoller Bravour. Ohne sich auf irgendwelche Positionskämpfe in den Hügeln vor Boston einlassen zu müssen, stürmte die spätere Siegerin bereits während des ersten Rennviertels davon und erarbeitete sich zwischenzeitlich einen gigantischen Vorsprung. Bei guten Marathon-Bedingungen mit nur leichtem Wind, aber hoher Luftfeuchtigkeit verwaltete sie im Finale ihren Vorsprung souverän. Zwar wurde das Polster immer fester eingedrückt, am Ende hatte Degefa in einer Siegerzeit von 2:23:31 Stunden aber noch 42 Sekunden Vorsprung auf die zweifache Weltmeisterin Edna Kiplagat und jubelte über den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere.
Der Alleingang von Worknesh Degefa erinnerte unweigerlich an jenen von Meb Keflezighi, der 2014 lange Zeit ebenfalls einen riesigen Vorsprung hatte und in der Schlussphase von seinen Rivalen erfolglos gejagt wurde. Die Rennverläufe sind durchaus vergleichbar. Die Äthiopierin wartete lediglich die anfänglich bergabführende Streckenpassage ab, um nach gut sechs Kilometern zu attackieren. Mare Dibaba, die später ausstieg, und die am Ende zwölftplatzierte Sharon Cherop, die 2012 gewann, spielten im verwegenen Plan mit und versuchten mit Degefa mitzuhalten. Doch bald erkannten die beiden, dass diese Tempoverschärfung ihr gesamtes Rennkonzept gefährden könnte. Nach zehn Kilometern lagen die beiden bereits 14 Sekunden hinter Degefa und 16 Sekunden vor der Verfolgergruppe – das Duo ließ sich zurückfallen.
Der Vorsprung kontinuierlich an, Degefa rannte ein für Boston irres Tempo. Da das Frauen-Rennen traditionell früher startet, hatte die Äthiopierin weder Pacemaker noch Athleten aus dem Männer-Rennen als Orientierungshilfe. Nach 1:10:40 Stunden war der erste Halbmarathon absolviert, die Verfolgerinnen folgten mit 2:28 Minuten Rückstand. Aus der großen Gruppe fielen zu diesem Zeitpunkt die beiden US-Amerikanerinnen Sally Kipyego und Sara Hall zurück. Kipyego verließ ihren Comeback-Marathon wenig später, Hall kämpfte sich ins Ziel, belegte in enttäuschenden 2:35:34 Stunden aber nur Rang 15.
Riesiger Vorsprung
An der Spitze hatte Degefa bei Kilometer 30 mit 2:59 Minuten den größten Vorsprung im Verlaufe des Rennens. Als der Abstand nach dem Heartbreak Hill immer noch 2:26 Minuten auf die nun als Solistin agierende Verfolgerin Edna Kiplagat betrug, war das Rennen vorentschieden. Zwar erreichte die Äthiopierin etwas erschöpft die letzten Streckenpassagen und der Vorsprung schmolz aufgrund der beeindruckenden Tempoverschärfung der 39-jährigen Kenianerin auffallend schnell, doch es brannte nichts mehr an. Insbesondere in der Bergab-Passage nach dem Heartbreak-Hill brillierte die Siegerin von 2017. „Ich hatte eigentlich gehofft, der Abstand zu Degefa wäre nicht derartig groß. Ich habe meinen Rennplan umgesetzt und habe realisiert, dass ich sie nicht mehr einfangen kann. Ich bin stolz auf meine Leistung heute“, kommentierte Kiplagat, die das Ziel nach 2:24:13 Stunden erreichte.
Hasay meldet sich zurück
Nach einer von Verletzungen geprägten Wettkampfsaison 2018 und einer nicht sehr vielversprechenden Vorbereitung auf den Boston Marathon knüpfte Jordan Hasay an die Saison 2017 an. Damals war sie Dritte bei ihrem Debüt in Boston und beim Chicago Marathon, auch ihren dritten World Marathon Major beendete sie auf dem dritten Platz. „Eine gute Angewohnheit!“, lächelte die 27-Jährige nach dem Rennen und äußerte die Hoffnung, dass die Serie ihrer dritten Plätze bis zu den Olympischen Spielen 2020 anhalten würde. Beim Boston Marathon 2019 lag Hasay bis zum Heartbreak Hill in der Verfolgergruppe und musste anschließend nur Edna Kiplagat ziehen lassen. Einen kleinen Rückstand gegenüber der Äthiopierin Meskerem Assefa wandelte sie in der Bergabpassage in einen kleinen Vorsprung um, der sich auf den letzten beiden Kilometern noch verdoppelte. Damit blieb der Siegerin des Frankfurt Marathon 2018 der Sprung auf das Podest verwehrt.
Starker fünfter Platz für Linden
Den vielleicht besten Marathon seit ihrem Überraschungssieg 2015 absolvierte Caroline Rotich, die sehr offensiv lief und erst im letzten Fünftel etwas an Dynamik verlor. Am Ende wurde sie Sechste. Mit einem starken Finish brillierte Vorjahressiegerin Desiree Linden, die bei Kilometer 35 noch auf Rang acht lag und im Finale drei Positionen wettmachte. Der Routinier erreichte nach exakt 2:27 Stunden das Ziel und zeigte ein Jahr nach ihrem Sensationstriumph ein starkes Rennen. Neben Hasay und Linden schaffte es mit Lyndsay Flanagan eine dritte Amerikanerin in die Top-Ten. Die Vorjahres-Sensationszweite Sarah Sellers verpasste ihre persönliche Bestleistung um fünf Sekunden und belegte in einer Zeit von 2:36:42 Stunden Rang 19. Diese Leistung demonstriert, welche Ausnahme ihr im vergangenen Jahr gelungen war.
Beste Europäerin war die Irin Fionnuala McCormack auf Position elf. In ihrem ersten Marathon seit den Olympischen Spielen 2016 lief die Jung-Mama gleich ein persönliche Bestleistung von 2:30:38 Stunden und erreichte das Ziel sechs Sekunden hinter der ehemaligen Paris-Marathon-Siegerin Betsy Saina.
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