1977 war ich zum ersten Mal zu Gast beim Memorial van Damme in Brüssel, seither war ich bestimmt 30-mal live dabei. Früher war das Meeting im Koning Boudewijn Stadion eine tolle Bühne für junge, holländische Athleten, sich international zu präsentieren. Das Meeting war ein Treffpunkt zahlreicher Mitteldistanz-Trainer aus den Niederlanden.
Wie sehr sich die Zeiten doch geändert haben: keine jungen holländischen Leichtathleten zierten das Programm des Diamond-League-Meetings, das einen Tag nach jenem in Zürich gemeinsam das Finale der IAAF Diamond League darstellte. Da es in Holland kein Diamond-League-Meeting gibt, ist das Memorial van Damme im benachbarten Belgien eine Art „Heim-Meeting“ der holländischen Leichtathletinnen und Leichtathleten. Als einzige auf den Laufdistanzen gab sich Sifan Hassan die Ehre. Eine mehrstündige Autofahrt von Zürich, wo die den 5.000m-Lauf bestritten hat, nach Brüssel, wo sie über 1.500m startete, war nicht die ideale Vorbereitung. Ob es eine Top-Entscheidung war, die beiden Final-Meetings erstmals binnen 24 Stunden anzusetzen, wage ich zu bezweifeln. Mit dem Diamond-League-Final-Doppel, dem ISTAF in Berlin, dem traditionsreichen Meeting in Zagreb und dem IAAF Continental Cup in Ostrava kumulieren zahlreiche Highlights zum Saisonende binnen zehn Tagen. Stress für die Athleten vor der langen Regenerationsphase.
Ivo van Damme war der erfolgreichste belgische Mittelstreckenläufer aller Zeiten. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal holte er zwei Silbermedaillen und musste sich nur den beiden Lauflegenden Alberto Juantorrena (800m) und John Walker (1.500m) geschlagen geben. Sein belgischer 800m-Rekord von 1:43,86 Minuten ist auch über vier Jahrzehnte später unerreicht. Auf der Rückfahrt von einem Trainingslager im Süden Frankreichs verunglückte der damals 22-Jährige bei einem Autounfall tödlich. Es war im späten Dezember 1976. Auf Initiative belgischer Journalisten wurde im Jahr darauf zu seinen Ehren ein Leichtathletik-Meeting organisiert, das heute zur Top-Elite von Leichtathletik-Sportfesten zählt.
Auch heuer unterhielten reihenweise fantastische Leistungen und spannende Wettkämpfe das Publikum. Fabelhafter Höhepunkt war der 5.000m-Lauf der Männer, wo der erst 18 Jahre alte Sieger Selemon Barega in 12:43,02 Minuten die schnellste 5.000m-Zeit seit 13 Jahren auf die Bahn zauberte. Nur drei Läufer waren jemals schneller. Barega ist kein Unbekannter, sein Talent hat er in den letzten Jahren mehrfach unter Beweis gestellt. 2016 erstaunte er mich bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz, als er in einer beeindruckenden Art und Weise als 16-Jähriger die Goldmedaille in der Altersklasse U20 gewann. Es folgten Jugend-WM-Gold 2017 über 3.000m in Nairobi und der erste Erfolg in der Allgemeinen Klasse – der Triumph bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham im März 2018. Diese Sternstunde habe ich ebenso live erlebt, wie die größte Niederlage seiner noch frischen Laufbahn. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Tampere wurde er über 5.000m als Titelverteidiger und klarer Favorit nur Vierter. Von Barega werden wir in Zukunft sicherlich noch öfters hören.
RunAustria-Bericht über das IAAF Diamond-League-Meeting in Brüssel: Sensationszeiten über 5.000m
Memorial van Damme