Vorschau 3.000m-Hindernislauf der Männer: Mekhissi vor EM-Rekord

Überlegen in Führung am letzten Wassergraben, der dreifache Europameister Mahiedine Mekhissi-Benabbad. © European Athletics via Getty Images / Dean Mouhtaropoulos
Janis Lüsis, Speerwerfer aus der Sowjetunion, Colin Jackson, legendärer Hindernis-Sprinter aus Großbritannien und Steve Backley, Speerwerfer aus Großbritannien. Diese drei Leichtathleten haben eines gemeinsam: vier EM-Titel in einer Disziplin. Mahiedine Mekhissi-Benabbad könnte das Trio in Berlin 2018 erweitern, wenn er seiner Favoritenrolle im 3.000m-Hindernislauf gerecht wird. Hätte sich Mekhissi bei den Europameisterschaften in Zürich 2014 nicht völlig überheblich vor dem Ziel das Laufdress vom Leib gerissen und damit gegen das Regelwerk verstoßen, was zu einer Disqualifikation führte, hätte der französische „Bad Boy“ bereits die Chance auf den alleinigen Rekord. Da Mekhissi in Zürich 2014 eine Goldmedaille im 1.500m-Lauf gewann, wäre ein neuerlicher EM-Triumph Gold Nummer fünf, womit der Franzose zum deutschen Harald Schmid (400m + Staffel), sowie den Briten Roger Black (400m + Staffel) und Mo Farah (5.000m +10.000m) aufschließen würde.
Bewerb: 3.000m-Hindernislauf der Herren
Startzeit: Donnerstag, 9. August um 21:20 Uhr
Titelverteidiger: Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich)
Rekord-Europameister: Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) drei EM-Titel
Erfolgreichste Nation: Frankreich (sechs EM-Titel)
EM-Rekord: Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) 8:07,78 Minuten (Barcelona 2010)
Europäische Jahresbestleistung: Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) 8:16,97 Minuten (Rom, 31. Mai)
Österreichischer Teilnehmer: Luca Sinn (UAB Athletics) – im Vorlauf ausgeschieden
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mahiedine Mekhissi-Benabbad am Donnerstagabend in Berlin zum fünften Mal bei Europameisterschaften als Sieger durchs Ziel läuft. Der 33-Jährige dominiert in allen Statistiken, ist Europarekordhalter, seit einem Jahrzehnt der dominierende Hindernisläufer in Europa, gewann 2010 in Barcelona, 2012 in Helsinki und 2016 in Amsterdam überlegen EM-Gold und führt auch die europäische Jahresliste an. Mekhissi gewann dreimal in Folge bei Olympischen Spielen eine Medaille – das hat selbst in ihrer Paradedisziplin in der Leichtathletik kein einziger der kenianischen Läufer geschafft. Kurzum: Die Favoritenrolle für Mekhissi im Finale über 3.000m mit Hindernissen ist so deutlich wie sonst bei den Laufbewerben in Berlin wohl nur jene im 5.000m-Lauf der Frauen mit Sifan Hassan. Den 14 Konkurrenten im Feld blüht der Begleitschutz für die Mekhissi-Show, denn ruft der Franzose seine erwartbare Leistung ab, haben sie einfach nicht die Klasse, um vor ihm die Ziellinie zu erreichen.
Frankreich und Spanien mit Trio im Finale
15 Läufer haben in zwei interessanten Vorläufen die Qualifikation für das Finale geschafft. Zu den weiteren Medaillenkandidaten zählen sich der Franzose Yoann Kowal, dessen Landsmann Djilali Bedrani und der Spanier Fernando Carro. Kowal profitierte von Mekhissis Dummheit in Zürich und holte vor zwei Jahren in Amsterdam Bronze. Der 26-jährige Spanier hat als einziger neben Mekhissi die 8:20-Minuten-Marke in dieser Saison bereits unterboten. Außerdem ist Spanien neben Frankreich die erfolgreichste Hindernislauf-Nation der letzten Jahre. Seit inklusive der Europameisterschaften 2002 in München, als Antonio Jimenez für den einzigen spanischen EM-Titel sorgte, gab es immer eine spanische Medaille – nur vor zwei Jahren in Amsterdam nicht, als Sebastian Martos Vierter wurde. Spanien ist wie Frankreich mit drei Läufern im Finale vertreten. Martos ist auch heuer wieder dabei, ebenso wie der Pole Krystian Zalewski, der vor vier Jahren Silber gewann.
Das Feld wird komplettiert von den Italienern Ahmed Abdelwahed und Yohanes Chiappinelli, der für die schnellste Vorlaufzeit sorgte und aktueller U23-Europameister ist, vom Briten Zak Seddon, Junioren-Europameister 2013, vom Norweger Tom Erlin Karbö, vom Esten Kaur Kivistik, vom Dänen Ole Hesselbjerg, vom Schweden Napoleon Solomon und vom Finnen Topi Raitanen, der im Vorlauf eine persönliche Bestleistung von 8:28,48 Minuten markiert hat.
Luca Sinn im Vorlauf out
Die Vorläufe im 3.000m-Hindernislauf der Männer gingen mit österreichischer Beteiligung über die Bühne. Luca Sinn hatte vom Europäischen Leichtathletik-Verband (European Athletics) eine Einladung erhalten, da aufgrund einiger Verletzungen quer über den Kontinent noch Startplätze frei waren. Der junge Wiener reiste kurzfristig an und zeigte eine ordentliche Leistung. Seine persönliche Bestleistung von 8:44,80 Minuten reichte aber nicht für eine Finalteilnahme, für die in einem extrem engen Feld eine Zeit von 8:30,44 Minuten notwendig war. Zwischen Platz eins und 15 in den Vorläufen lagen daher exakt 2,03 Sekunden. Übrigens geht das Finale auch ohne deutsche Beteiligung über die Bühne, nachdem ein Sturz im Vorlauf Martin Graus Träume platzen ließ und Johannes Motschmann gänzlich chancenlos war.
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