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Immer mehr Läuferinnen und Läufer ernähren sich glutenfrei. Einer Umfrage aus den USA zufolge mit knapp 1.500 befragten Sportlern verzichten 41% der Probanden auf glutenhaltige Nahrungsmittel. Auch wenn die Zahl der Probanden nicht repräsentativ für eine Hochrechnung ist, ist die…
Immer mehr Läuferinnen und Läufer ernähren sich glutenfrei. Einer Umfrage aus den USA zufolge mit knapp 1.500 befragten Sportlern verzichten 41% der Probanden auf glutenhaltige Nahrungsmittel. Auch wenn die Zahl der Probanden nicht repräsentativ für eine Hochrechnung ist, ist die Divergenz zur Realität enorm. Die Zahl ist rund 41mal höher als der durchschnittliche Anteil von an Zöliakie leidenden Menschen in der US-amerikanischen Gesellschaft (auch in Deutschland leiden knapp 1% der Gesellschaft an Zöliakie, Anm.). Eine Unverträglichkeit oder Sensibilität weisen zwischen 5 und 10% der US-Bevölkerung auf. Die hohe Schwankungsbreite dieser Schätzung liegt daran, dass leichte Unverträglichkeiten oft gar nicht diagnostiziert werden.
Hoher Anteil an umprofessioneller Selbst-Diagnose
Bei Gluten handelt es sich um ein in vielen Getreiden vorkommendes Klebereiweiß. Besteht eine Unverträglichkeit, wird der Magen-Darm-Trakt gesundheitsgefährdend attackiert. Bei Zöliakie handelt es sich übrigens um eine Erkrankung, die Symptome einer Allergie in Kombination mit einer Auto-Immunkerkrankung ausweist. Für Patienten ist eine glutenfreie Ernährung unabdingbar.
Allerdings setzten nur 13% der Probanden aus der zitierten Studie aus medizinischer Notwendigkeit auf glutenfreie Ernährung. Bedenklich ist: 57% der Probanden, die sich glutenfrei ernähren, haben sich laut Auswertung der Fragebögen eine Gluten-Unverträglichkeit selbst diagnostiziert!
Gefährlicher und unkritisch nachgeahmter Trend
Beim Großteil der Probanden – und das ist laut Experten durchaus repräsentativ für die Gesellschaft – basiert der Schritt zu glutenfreier Ernährung also nicht auf medizinischer Notwendigkeit. Sie verzichten freiwillig auf glutenhaltige Lebensmittel und sitzen unkritisch auf einen Diät-Trend auf, der aus den USA kommt und von Prominenten innerhalb und außerhalb des Sports mit ihrer Vorbildwirkung propagiert wird. Sie schwören auf eine Ernährung, die tendenziell eher auf Proteine sowie Obst und Gemüse aufgebaut ist und wenig Kohlenhydrate beinhaltet, was zu besserem Wohlbefinden und leichterem Halten des Körpergewichts führen soll. Dabei wird übersehen, dass glutenfreie Produkte oft deutlich weniger Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe als ihre Pendants enthalten. Und generell gesundheitliche Risiken mit sich bringt!
Schädlich für Darmflora und Herzgesundheit
Ernährungsberater und -experten warnen generell davor, auf eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln einfach zu verzichten, wenn keine Unverträglichkeit vorliegt. Je ausgewogener die Ernährung, desto größer die Vielfalt in der Darmflora – ein wichtiger Indikator für die menschliche Gesundheit. Eine spanische Studie aus dem Jahr 2010 kam zur Erkenntnis, dass glutenfreie Ernährung bei gesunden Menschen bereits nach einem Monat die Darmflora und das Immunsystem negativ beeinflussen kann. Eine umfangreiche US-amerikanische Studie mit Datensätzen von 110.000 Amerikanern, die im vergangenen Jahr im „British Medical Journal“ publiziert wurde, kommt sogar zur Erkenntnis, dass eine glutenfreie Ernährung für die Herzgesundheit des Menschen nicht dienlich ist. Beispielsweise helfen Vollkorn-Produkte, das Risiko an Herzerkrankungen zu senken. Die American Heart Association weist auf ein höheres Diabetes-Typ-2-Risiko hin.
Kein Unterschied bei sportlicher Leistung
Ein etwaiger sportlicher Leistungs-Vorteil glutenfreier Ernährung im Vergleich zur konventionellen, der in der Laufwelt oft argumentiert wird, ist wissenschaftlich übrigens nicht erwiesen. Eine Vergleichsstudie aus Australien, veröffentlicht im Fachjournal „Medicine & Science in Sports & Exercise“ im Jahr 2015, ermittelte keine Unterschiede in der Leistungsfähigkeit.
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