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Hallen-WM 2018: Äthiopien dominiert die Laufbewerbe
Der Medaillenspiegel der 17. Hallen-Weltmeisterschaften 2018 in Birmingham spricht eine deutliche Sprache: Die USA war wie schon vor zwei Jahren in Portland die dominierende Nation. Auch zwei Medaillen in den 800m-Entscheidungen sind Bestandteil einer grandiosen Gesamtbilanz. Auf Platz zwei und…
Der Medaillenspiegel der 17. Hallen-Weltmeisterschaften 2018 in Birmingham spricht eine deutliche Sprache: Die USA war wie schon vor zwei Jahren in Portland die dominierende Nation. Auch zwei Medaillen in den 800m-Entscheidungen sind Bestandteil einer grandiosen Gesamtbilanz. Auf Platz zwei und drei folgen mit Äthiopien die dominante Nation in den Laufbewerben und mit Polen das erfolgreichste europäische Leichtathletik-Land. Auch wenn Gastgeber Großbritannien insgesamt zwei Medaillen mehr gewann als Polen. Auch für Österreich waren die Wettkämpfe in der Birmingham Arena ein voller Erfolg. Die erst fünfte Medaille in der Geschichte von Hallen-Weltmeisterschaften (Silber durch Fünfkämpferin Ivona Dadic (Union St. Pölten)) platzierte Österreich auf Rang 18 im Medaillenspiegel. Inklusive Dominik Distelbergers (UVB Purgstall) achtem Platz im Siebenkampf der Herren gab es Rang 26 im Placing Table. Beides passt inetwa in den Trend, den der ÖLV bei den letzten großen Meisterschaften, u.a. den Weltmeisterschaften in London, vorgab.
Äthiopien dominant – Kenia mit fast leeren Taschen
In den sechs Laufentscheidungen gab es gleich vier äthiopische Siege und eine Silbermedaille. Die Dominanz begann bei Genzebe Dibaba, die sowohl den 3.000m-Lauf als auch den 1.500m-Lauf mit fulminanten Laufleistungen in den zweiten Rennhälften förmlich dominierte. Äthiopien kann sich aber auch auf seinen Nachwuchs verlassen: Der 20-jährige Yomif Kejelcha ist bereits zum zweiten Mal Hallen-Weltmeister (3.000m), 1.500m-Goldmedaillengewinner Samuel Tefera ist gar erst 18 Jahre alt.
Konträr sieht die Bilanz des Erzrivalen Kenias aus, das traditionell bei Hallen-Weltmeisterschaften nicht in Bestbesetzung antrat. Ganz schlecht besetzt war das kenianische Team für Birmingham auch nicht, wenngleich die Visa-Probleme von 800m-Topfavorit Emmanuel Korir nicht gerade hilfreich waren. So war am Ende die Bronzemedaille im 3.000m-Lauf durch Bethwel Birgen das einzige Edelmetall für die stolzen Kenianer. Eine Medaille, mit der man nicht unbedingt rechnen konnte. Ein Trend ist aber nicht abzulesen, schließlich war die Ausbeute vor zwei Jahren ebenfalls mager, die Olypischen Spiele 2016 wurden aber zum vollen Erfolg. Der geteilte 24. Platz im Medaillenspiegel und Rang 13 im Placing Table ist dennoch eine bittere Pille…
Kszczot siegt erstmals auf auf globalen Niveau
Beachtliche acht Medaillen in sechs Bewerben verzeichnete der europäische Laufsport im in der Vergangenheit oft ungleichen Kampf mit der afrikanischen Konkurrenz und erzielte. Eine beachtliche Bilanz, wenn man bedenkt, dass es vor zwei Jahren nur zwei europäische Lauf-Medaillen gab (Sifan Hassan, Gold im 1.500m-Lauf und Jakub Holusa, Silber im 1.500m-Lauf). Die wichtigste war jene von Adam Kszczot, der nach einer Reihe von Goldmedaillen auf europäischem Parkett und einer Serie von Silbermedaillen auf globalem seinen größten Triumph feierte und den 800m-Lauf gewann. Landsmann Marcin Lewandoski manifestierte die polnische Vormachtstellung im europäischen Mittelstreckenlauf mit seinem größten internationalen Erfolg – Silber.
Vom den Emotionen her waren die beiden Medaillen von Laura Muir (Silber über 1.500m und Bronze über 3.000m) sowie die Bronzemedaille von Shelayna Oskan-Clarke (800m) von den Gastgebern sehr wertvoll. Sifan Hassan holte wie Muir zwei Medaillen, nur konträr, womit in drei Entscheidungen sogar doppelte europäische Medaillengewinne verzeichnet wurden. Denn im 800m-Lauf sicherte sich der junge Spanier Saul Odonez die Bronzemedaille.
Polarisierende Persönlichkeit
Ein präsentes Thema war in Birmingham natürlich das Thema Doping. Zumal IAAF-Präsident Sebastian Coe im Vorfeld ehrlich gestand, keine dopingfreien Weltmeisterschaften garantieren zu können. Die überragenden Leistungen von Genzebe Dibaba nach zwei schwächeren Jahren waren vielen Beobachtern ein Dorn im Auge, da Ermittlungsergebnisse von der Dopingrazzia im Trainingslager ihres Coaches Jama Aden aus dem Sommer 2016 immer noch ausständig sind und wahrscheinlich nie an die Öffentlichkeit kommen werden. Die Äthiopierin dominierte nach Belieben und ist wieder in der Weltklasse angekommen – bzw. sie definiert Weltklasse wie schon 2015. Und das polarisiert. Dass das Thema auch in der Startaufstellung brisant ist, zeigt ein ungewöhnlich deutliches Interview von Laura Muir in der britischen Tageszeitung „The Telegraph“. Die Schottin spricht seit der Doping-Razzia vor eineinhalb Jahren kategorisch kein Wort mit Dibaba und schlug auch Gratulationen in Birmingham bestimmt aus.
Interessante, statistische Fakten*
800m-Champ Adam Kszczot ist der erste 800m-Läufer, der einen kompletten Medaillensatz von Hallen-Weltmeisterschaften sein Eigen nennen darf. Der 28-Jährige steigerte sich von Bronze 2010 im Vier-Jahres-Rhythmus zu Gold. Sein Landsmann Marcin Lewandowski gewann die erste polnische Medaille bei Hallen-Weltmeisterschaften im 1.500m-Lauf – im langsamsten Finale aller Zeiten (Siegerzeit 3:58,19 Minuten). Abdelaati Iguiders vierte Hallen-WM-Medaille im 1.500m-Lauf bedeuten einen neuen Rekord für diese Disziplin. Auch im 3.000m-Lauf, wo Yomif Kejelcha der fünfte Mehrfach-Hallen-Champ ist, gab es in 8:14,41 Minuten die langsamste Siegerzeit der Geschichte. Der äthiopische Doppelsieg ist der erste seit dem irischen Doppelsieg durch Frank O’Mara und Paul Donovan vor 31 Jahren.
Francine Niyonsaba ist nach Christine Wachtel und Maria Mutola erst die dritte Läuferin, die mehr als ein 800m-Rennen bei Hallen-Weltmeisterschaften gewann. Das Double von Genzebe Dibaba (1.500m/3.000m) ist bisher einzig der Rumänien Gabriela Szabo 1999 in Maebashi gelungen. Durch den dritten Erfolg in Serie über 3.000m egalisierte sie einen weiteren Rekord von Szabo. Zum bereits fünften Mal gingen beide Goldmedaillen über 3.000m nach Äthiopien. Keiner anderen Nation gelang dies jemals.
* Quelle: trackandfieldnews.com
Mitarbeit: RunAustria-Redakteur und Leichtathletik-Experte René van Zee, der die 17. IAAF Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham vor Ort miterlebt hat.
1. USA 208 Punkte
2. Großbritannien 67 Punkte
3. Äthiopien 57 Punkte
4. Polen 50 Punkte
5. Deutschland 39 Punkte
6. China 33 Punkte
7. Frankreich 30 Punkte
8. Jamaika 27 Punkte
9. Niederlande 27 Punkte
10. Tschechische Republik 25 Punkte
…
13. Kenia 19 Punkte
25. Schweiz 9 Punkte
26. Österreich 8 Punkte
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