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Meb Keflezighis American Dream

„My Story is the American Dream“ – mit dieser Schlagzeile fasst Sports Illustrated die facettenreiche und lange Karriere des in den USA unheimlich beliebten Marathonläufers Meb Keflezighi treffend zusammen. Zur Legende stieg der heute 42-Jährige auf, als er der US-amerikanischen…

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„My Story is the American Dream“ – mit dieser Schlagzeile fasst Sports Illustrated die facettenreiche und lange Karriere des in den USA unheimlich beliebten Marathonläufers Meb Keflezighi treffend zusammen. Zur Legende stieg der heute 42-Jährige auf, als er der US-amerikanischen Laufszene in ihrer schwierigsten Zeit ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Der Terroranschlag auf den Boston Marathon, Stolz der Lauftradition in den USA, traf den amerikanischen Laufsport mitten ins Herz. Drei Menschen kamen damals ums Leben, hunderte wurden verletzt, dutzende bleiben ein Leben lang körperlich beeinträchtigt. Keflezighis Triumph ein Jahr später lenkte die Emotionen von Trauer und Bedrücktheit Richtung Jubel und Stolz. Spätestens seit damals ist Meb Keflezighi in den USA ein Held. Ein Läufer, der die Leidenschaft zu seiner Sportart verkörpert und Millionen Lauffans inspiriert hat. Ganz wichtig: Er hat sich alles selbst erarbeitet. „Ich kann eine gute Geschichte erzählen. Meine Geschichte ist der amerikanische Traum“, sagte er am Tag vor seinem letzten Marathonlauf als Leistungssportler voller Stolz. Die Kombination aus Siegen beim Boston Marathon und beim New York City Marathon mit einer Olympischen Medaille hat Alleinstellungsmerkmal in der Geschichte des US-Laufsports.
 

© NYRR
© NYRR
 

Harte erste Lebensjahre

Für uns Europäer mag die plakative und kitschige Story vom Tellerwäscher zum Millionär an inszenierte Drehbücher aus Hollywood erinnern und nicht zwingend an die Realität. Doch in den USA ist sie ein Leitbild, das Hoffnung in die Gesellschaft fließen lässt. Jeder kann es schaffen! Meb Keflezighi schaffte es. Geboren am 5. Mai 1975 als Mebrahtom Keflezighi – niemand nennt ihn mehr mit vollem Vornamen – in der eritreischen Hauptstadt Asmara verließ er mit seiner Familie die Heimat 1981. Die äthiopischen Streitkräfte schlugen im drei Jahrzehnte andauernden Unabhängigkeitskampf Eritreas jede Sympathie-Bekundung für die Unabhängigkeitsbewegung brutal nieder und verbreitete im Bürgerkrieg Angst und Schrecken. Nachdem die 13-köpfige Familie, Meb ist eines von zehn Kindern (!), jahrelang in ärmlichen Verhältnissen im Sudan gelebt hatte, flüchtete sie nach Italien und wanderte kurz darauf in die USA aus. In San Diego in Kalifornien fand die eritreische Immigranten-Familie eine neue Heimat.
Vater Keflezighi ging mehreren Jobs nach und arbeitete hart, um seinen Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Bildung wurde bei den Keflezighis groß geschrieben, Meb studierte an der Memorial Academy in San Diego. Acht seiner Geschwister schlossen ebenso einen Studium ab und sind in diversen Bereichen beruflich sehr erfolgreich. 1997 erhielt Meb die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, seine Karriere als Läufer hatte begonnen. Er profitierte von seiner Begabung, davon, dass er in der Höhenlage Eritreas auf 2.300m über dem Meerespiegel aufgewachsen ist und entwickelte sich zum besten Marathonläufer der USA in seiner Ära. Just in einer Epoche, in der die Marathon-Szene in den USA international unbedeutend war. Es herrschte Not am Mann. Die Einbürgerung des ehemaligen Marathon-Weltrekordhalters Khalid Khannouchi hatte kurzfristig den desolaten Zustand der US-Marathonspitze kaschiert. Zwar war Keflezighi wie Khannouchi oder der später sehr erfolgreiche Läufer Bernard Lagat kein in den USA geborener Sportler, aber im Gegensatz zu seinen Kollegen wurde er vom amerikanischen System ausgebildet – eine nicht unwichtige Note in der öffentlichen Betrachtung.
 

Geniale Erfolge

Keflezighi gab der US-Marathon-Szene ein neues Gesicht und feierte bei den Olympischen Spielen von Athen knapp zwei Jahre nach seinem Marathon-Debüt in New York („Nie mehr wieder Marathon!“, krächzte Keflezighi unmittelbar nach seinem Debüt, von Schmerzen geplagt, Anm.) der Durchbruch. Die Silbermedaille war die erste US-Medaille bei Olympischen Spielen seit Frank Shorter 1976. Fünf Jahre später beendete er eine 27 Jahre andauernde Durststrecke beim New York City Marathon. Als erster US-Läufer seit Alberto Salazar 1982 triumphierte er im Central Park.
Seine sportliche und emotionale Heldentat gelang jedoch 2014 beim Boston Marathon. Zwei Wochen vor seinem 39. Geburtstag setzte sich Meb Keflezighi kurz nach dem Start von der Gruppe der Favoriten ab und wurde nicht mehr eingeholt. In einer Zeit von 2:08:37 Stunden gewann er als erster Amerikaner seit 31 Jahren den ältesten jährlich stattfindenden Marathonlauf der Welt. „Ich kann Ihnen jeden Schritt dieses Rennens erzählen, heute noch. Aber das wird zwei Stunden und acht Minuten dauern“, grinste Keflezighi bei einer Pressekonferenz vor dem New York City Marathon. Viel bedeutender als die sportliche Leistung waren die emotionalen Auswirkungen. Ein Jahr nach dem furchtbaren Bombenanschlag im Zielraum des Boston Marathon, den Meb selbst als Zuschauer vor Ort erlebte, wurden die trüben Nachwehen von Stolz, Patriotismus und Lebensfreude überlagert. Keflezighi nahm in dieser Entwicklung eine nicht unwichtige Rolle ein. Denn zu Konstitution der US-amerikanischen Gesellschaft gehört auch, dass die Nation besonders in Zeiten von traurigen Ereignissen zusammensteht. Als trotz seiner Herkunft patriotischer Amerikaner und Sportler, der am Tag X eine fantastische Leistung abrief (seine schnellste Marathonzeit, Anm.), hatte er genau in dieser Phase die Herzen der Amerikaner berührt.
 

Nicht aufgeben!

Allerspätestens seit dem Triumph in Boston ist Meb Keflezighi ein amerikanischer Held. Ein gefragter Mann, ein Vorbild, das Millionen US-Amerikaner inspirierte. Nicht nur die Lauffans. Seine Geschichte, sein Durchsetzungsvermögen, seine harte Arbeit für den Erfolg, die Interpretation seiner Rolle, wie er die USA repräsentierte, gefiel dem patriotischen Nationalgefühl der Amerikaner. Sein Motto: Nie aufgeben! Unter diesem Eindruck ging auch sein 26. und letzter Marathon vergangenen Sonntag zu Ende, als er geplagt von Magenproblemen mit letzter Kraft die Ziellinie überquerte. In solchen Augenblicken ist dem Publikum die Platzierung und Leistung egal – der erfolgreiche Kampf und Einsatzwille ist entscheidend.
 

Schwarze Stunde

Doch Meb Keflezighis Leben kennt nicht nur die Schokoladenseiten. Die schwierige Jugendzeit, seine Herkunft aus einer bekriegten Region haben ihn geprägt. Der schlimmste Moment seiner sportlichen Karriere passierte beim New York City Marathon 2007, zeitgleich US-amerikanische Olympia-Ausscheidung. Sein Freund und Trainingspartner Ryan Shay brach während des Rennens mit Herzproblemen zusammen und verstarb. „Mein Herz war gebrochen, emotional, physisch, mental. Ich habe ehrlich daran gedacht, alles hinzuschmeißen. So down war ich, das war eine schmerzvolle Zeit“, erzählt er eine Dekade später.
 

„Bessere Person als Läufer“

Eine der wichtigsten Personen im Leben des Meb Keflezighi ist Bob Larsen. Dem Coach lief er während seiner Highschool-Zeit in San Diego über dem Weg und Larsen erkannte fachgerecht sofort das sportliche Potenzial, das in Kelfezighi steckte. Seither bildeten sie ein unzertrennliches und höchst erfolgreiches Athleten-Trainer-Gespann, über ein Viertel Jahrhundert lang. „Meb war von Anfang an sehr aufmerksam und hat sich jedem Detail, das wir besprochen haben, intensiv gewidmet. Diese Fähigkeit hat ihn geprägt. Das hat ihm erlaubt, so viel zu erreichen“, lobt der Coach. „Ich kann nach wie vor nicht ohne Tränen diesen Boston Marathon anschauen. Das war unfassbar emotional.“
Beliebt ist Meb Keflezighi in der amerikanischen Laufszene auch aufgrund seines sympathischen, herzlichen und offenen Auftretens. In Boston lief er einmal spontan Hand in Hand mit einer Läuferin über die Ziellinie, herzliche Umarmungen gehören zu seinem Alltag. Seine Frau Yordanos etwa sagt über Meb, er sei eine bessere Person als Läufer: „Er ist nicht überheblich, sehr gesellig und man kann gut mit ihm reden. Er ist sehr aufrichtig. Alles, was er sagt und tut, kommt von Herzen. Und es ist leicht für Fans, das zu erkennen.“ Außerdem lobt sie seine Einstellung gegenüber dem Sport: „Es ist weniger das Talent an sich, das ihn ausmacht, sondern seine Intelligenz, sein Talent umzusetzen. Das erfordert zahlreiche Opfer, Meb ist ein Workaholic.“
 

200.000 Kilometer im Laufschritt

Dass Meb Keflezighi, der bei den Olympischen Spielen von Rio ein letztes Mal für die USA an den Start ging, ausgerechnet den New York City Marathon als Abschiedsrennen wählte, ist dank seiner Verbundenheit mit dem Event logisch. Trotz seiner schmerzvollen Debüt-Erfahrung und trotz des glorreichen Siegs in Boston blieb der New York City Marathon stets sein Lieblingsrennen. Vor seinem elften Rennen am „Big Apple“ empfingen die New York Road Runners ihren Star mit einem emotionalen Video seiner Karriere-Highlights, die ihm Tränen in die Augen drängte. 428.833 Läufer sind von 2002 bis 2016 in New York hinter Meb Keflezighi ins Ziel gelaufen, nur 71 davor. Das errechnete der US-amerikanische TV-Sender ESPN, der mit weiteren Zahlen aufwartete. Geschätzt 285 Laufschuhe hat er während seiner Karriere verbraten, alleine während seiner 26 Marathons rund 65.000 Kalorien verbrannt und inklusive Training seit 1993 fast 200.000 Kilometer im Laufschritt absolviert. Das sind beinahe fünf Erdumrundungen. Nach den letzten, harten Marathon-Kilometern seines Lebens fiel er völlig erschöpft zu Boden – symbolisch gezeichnet von seiner langen Karriere. „Vielleicht bestreite ich einen Marathon zu viel. Aber das ist der Weg, den ich bevorzuge. Ich will als Beispiel der Hoffnung für unser Land in Erinnerung bleiben – für Läufer und für Nicht-Läufer“, sagte Keflezighi bereits vor dem New York City Marathon und es passte auch für das unmittelbare Danach. „Hast du Hoffnung, hast du alles!“, lautet die abschließende Botschaft.
 

Ewiger Laufenthusiast

Meb Keflezighi wird eine Laufschuhe nicht an den Nagel hängen. Sein Karriereende betrifft einzig den Status als professioneller Läufer. Als Freizeitläufer wird er weiterhin fleißig seine Laufschuhe schnüren und bleibt damit seiner Sportart als Inspirationsquelle erhalten. „Sport ist eine tolle Sache. Es hilft uns, Ziele zu formulieren. Es hilft uns, unsere Zeit einzuteilen. Es lernt uns Disziplin. Es steigert unser Selbstvertrauen“, sagt er. Als Vize-Präsident der Rock’n’Roll-Laufserie bleibt er dem Laufsport auch in einer organisatorischen Tätigkeit erhalten. „Gott hat einen Plan für mich“, lässt sich der gläubige 42-Jährige in die Zukunft treiben.

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