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Seitdem Getu Feleke vor dreieinhalb Jahren beim Vienna City Marathon eine Streckenrekordzeit von 2:05:41 Stunden auf den Asphalt der Bundeshauptstadt gezaubert hat, sind einige Hektoliter Wasser den Main flussabwärts Richtung Rhein geflossen. Nicht nur aus Sicht des Wien Marathon ist…
Seitdem Getu Feleke vor dreieinhalb Jahren beim Vienna City Marathon eine Streckenrekordzeit von 2:05:41 Stunden auf den Asphalt der Bundeshauptstadt gezaubert hat, sind einige Hektoliter Wasser den Main flussabwärts Richtung Rhein geflossen. Nicht nur aus Sicht des Wien Marathon ist dieser Sieg ein nach wie vor bedeutendes Ereignis, sondern auch für den 30-jährigen Äthiopier, der seinen schnellsten Marathon 2012 in Rotterdam lief. Denn seit seinem Wien-Sieg gelang nicht mehr viel, seit eineinhalb Jahren ist Getu Feleke sogar ohne Marathon-Resultat. Ein zweiter Platz beim Fukuoka Marathon 2015 war das letzte Zeichen, das er setzte. Danach misslang der Boston Marathon 2016. Insofern ist der Mainova Frankfurt Marathon für Getu Feleke eine Art Neuanfang, ein Comeback, das im Optimalfall einen zweiten Frühling beginnen soll.
Duell mit Korir
Trotz seiner Bestleistung von 2:04:50 Stunden, womit er fast eine Minute schneller lief als Vorjahressieger Mark Korir, dessen schnellster Marathon ihn zum Sieg beim Paris Marathon 2015 geführt hat, ist der Äthiopier der Herausforderer. Platzhirsch in Frankfurt ist der Kenianer, der im Frühjahr in Seoul knapp an seine Bestleistung herangelaufen ist. Für den Frankfurt Marathon nimmt sich der 29-Jährige kein geringeres Ziel als die Titelverteidigung vor.
Alles andere als ein Duell um den Sieg zwischen diesen beiden Läufern wäre eine Überraschung. Dahinter hat der Veranstalter allerdings ein schlagkräftiges Feld im Leistungsbereich zwischen 2:07 und 2:11 Stunden aufgestellt. Diese Gruppe wird angeführt vom Kenianer Martin Kosgey, Sieger des Salzburg Marathon 2012 und Zweiter beim Frankfurt Marathon 2016 in persönlicher Bestleistung von 2:07:22 Stunden, sowie den Äthiopierin Shura Tola, Sieger des Rom Marathon 2017, und Kelkile Getahegn.
Frisch gebackener Vater kehrt zurück an die Stätte seines Rekordlaufs
Eine stark besetzte Verfolgergruppe liegt im Interesse des Veranstalters, um Lokalmatador Arne Gabius zu einem großartigen Comeback zu verhelfen. Vor zwei Jahren war der Deutsche beim Frankfurt Marathon einen deutschen Rekord von 2:08:33 Stunden. Nach diesem Triumph ging allerdings fast alles schief, das meiste verletzungsbedingt. Die Misere begann mit der Aufgabe bei den Europameisterschaften 2016 im Halbmarathon, wurde mit der Olympia-Absage fortgesetzt und erhielt mit dem Ausstieg beim Hannover Marathon 2017 ihr vorläufiges Ende. Hoffnung auf einen starken Auftritt in Frankfurt mach ein schneller Halbmarathon in Kopenhagen, wo er eine Zeit von 1:02:31 Stunden erzielte. Auch ein 10km-Lauf im Rahmen des Bottwartal Marathon gelang mit einem Streckenrekord von 29:27 Minuten. „Tatsache ist, dass ich viel trainiert habe und in einer besseren Verfassung bin als vor zwei Jahren“, so der werdende Vater vor wenigen Wochen. Angesichts der starken Konkurrenz ist der erste europäische Sieg in Frankfurt seit dem Esten Pavel Loskutov im Jahr 2001 allerdings in weiter Ferne.
Allerdings würde selbst ein Triumph beim Frankfurt Marathon nur das zweitwichtigste Ereignis dieser Woche für Gabius bedeuten. Am Donnerstag vor dem Frankfurt Marathon kam sein erstes Kind auf die Welt.
Dass Gabius klarer Favorit auf den deutschen Meistertitel ist, ist selbstredend. Dass Gabius am Sonntag als erster Europäer das Ziel in der Festhalle erreicht, ist nicht ganz so hochprozentig wahrscheinlich. Denn mit Henryk Szost, Jared Shegumo und Artur Kozlowski sind drei schnelle Polen am Start, dazu kommt der Belgier Abdelhadi El Hachimi. Der 35-jährige Szost hat eine persönliche Bestleistung, die um fast eine Minute besser ist als jene des Deutschen. Allerdings liegt sein polnischer Landesrekord bereits fünfeinhalb Jahre zurück, gelaufen im japanischen Otsu. Seit drei Jahren konnte er die 2:10 Stunden nicht mehr unterbieten, war jedoch stets nahe dran. Shegumo, amtierender Vize-Europameister und gebürtiger Äthiopier, hat die 2:10 Stunden bis dato noch nicht geknackt, scheiterte jedoch bereits mehrmals knapp an dieser Marke.
Kemboi fasst EM-Limit ins Auge
Traditionell ist der Frankfurt Marathon eine beliebte Destination österreichischer Marathonläuferinnen und Marathonläufer, häufig mit dem Ziel, sich auf der schnellen Strecke in der deutschen Finanzmetropole für internationale Auftritte im ÖLV-Dress zu empfehlen. Diesen Wunsch hegt heuer Edwin Kemboi in sich, der die Qualifikation für die Europameisterschaften 2018 in Berlin anstrebt. Der gebürtige Kenianer lief zuletzt eine Zeit von 2:18:22 Stunden beim Dubai Marathon und verfehlte damit das (damals noch nicht festgestandene) ÖLV-Limit um knapp eineinhalb Minuten. Bisher haben mit Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) und Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) zwei heimische Läufer das Limit in der Tasche.
Debüt für Steinhammer
Im Hinterkopf hat auch Christian Steinhammer (USKO Melk) das EM-Limit. Der Niederösterreicher feiert in Frankfurt sein Marathon-Debüt und versprüht vor der Premiere Optimismus. „Das Training ist sehr gut gelaufen. Ich hatte keinen Tag Ausfall in der Vorbereitung. Mein Trainer Hubert Millonig und ich sind positiv gestimmt für das Rennen“, wird der 29-Jährige in einem Bericht auf der Website des Vienna City Marathon zitiert. Die beiden Generalproben verliefen für Steinhammer gut: 29:54 Minuten in Prag (10km) und 1:05:31 Stunden in der Wachau (Halbmarathon). Steinhammer kam in den letzten Jahren als Trainingspartner, Freund und Pacemaker für Valentin Pfeil beim Vienna City Marathon eine bedeutende Rolle zu. Dieses Mal nutzt der Oberösterreicher die Gelegenheit eines Rollentauschs und tritt in Frankfurt als Tempomacher für seinen Trainingskollegen auf.
Rund 15.000 Marathonläuferinnen und Marathonläufer aus 108 Nationen schnüren am Sonntag in Frankfurt die Laufschuhe.
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