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Amsterdam Marathon: Im Negativ-Split zum Streckenrekord
Es waren nicht die großen Namen, die sich bei einem unheimlich breiten Amsterdam Marathon 2017 im Scheinwerferlicht des Ruhms sonnten, sondern ein Duo, das pünktlich um 9:30 Uhr in der Außenseiterrolle ins Rennen gegangen war. Die Kenianer Lawrence Cherono und…
Es waren nicht die großen Namen, die sich bei einem unheimlich breiten Amsterdam Marathon 2017 im Scheinwerferlicht des Ruhms sonnten, sondern ein Duo, das pünktlich um 9:30 Uhr in der Außenseiterrolle ins Rennen gegangen war. Die Kenianer Lawrence Cherono und Norbert Kigen vollendeten ein Rennen, bei dem die zweite Hälfte schneller war als die erste, in einer neuen Streckenrekordzeit. Am Ende setzte sich der 29-jährige Cherono in einem spannenden Duell auf der Schlussrunde im alt ehrwürdigen Olympiastadion von Amsterdam, Austragungsort der Europameisterschaften 2016, gegen Kigen durch und gewann in einer persönlichen Bestleistung von 2:05:09 Stunden – zwölf Sekunden unterhalb des Streckenrekord von Vorjahressieger Daniel Wanjiru. Auch Kigen blieb elf Sekunden unter dem bisherigen Streckenrekord, laut Brutto-Zeit acht.
Flottes Tempo für großes Feld
Basierend auf den hervorragenden Erfahrungen aus dem letzten Jahr setzte der Amsterdam Marathon auch heuer wieder nicht nur auf ein breites, leistungsfähiges Spitzenfeld, sondern wählte ein Tempo, das für möglichst viele Läufer angenehm war, so lange wie möglich in der von Pacemakern hervorragend betreuten Spitzengruppe zu bleiben. Mit 5km-Abschnitten von um die 15 Minuten erreichte eine 20-köpfige (!) Spitzengruppe die Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer Zeit von 1:02:50 Stunden. Als mit Sammy Kitwara, im Vorjahr Zweiter beim Amsterdam Marathon und zuletzt auch beim Berlin Marathon als Pacemaker im Einsatz, bei Kilometer 28 der letzte Tempomacher ausstieg, war das Rennen um den Sieg völlig offen. Eine kurze Phase der Unsicherheit sorgte für die langsamste Phase des Rennens.
Cherono übernimmt die Initiative
Es entwickelte sich ein klassisches Ausscheidungsrennen, denn pünktlich beim Passieren der 30km-Marke wurde das Finale mit einer Tempoverschärfung des späteren Siegers Lawrence Cherono eingeläutet. Einer der ersten, der das Tempo nicht halten konnte, war der dreifache Amsterdam-Sieger Wilson Chebet, der nicht ins Ziel kam. Cherono diktierte nun mit dem höchsten Tempo des gesamten Marathons und Weltklasse-5km-Abschnittszeiten von 14:30 Minuten und 14:23 Minuten das Rennen und selektierte die Spitzengruppe gnadenlos aus. Plötzlich war der Streckenrekord wieder im realisierbaren Spektrum und mit Norbert Kigen und dem sensationell starken Abraham Kiptum hatte Cherono noch zwei Begleiter. Dass Kiptum am Ende nicht ganz mithalten konnte, war kein Wunder. Dass der Platz drei rettete, womit er seine persönliche Bestleistung um rund neun (!) Minuten verbesserte, dagegen schon.
Spannendes Finale
Cherono blieb auf dem Gaspedal und ging sein Tempo unbeeindruckt weiter, doch als er den Vondelpark verließ, hing immer noch Norbert Kigen an seinen Fersen. Die Situation hatte sich nicht geändert, als die Spitze ins Olympiastadion einlief. Unzählige Male hatten Athleten im Windschatten von mutigen Läufern massiv profitiert und ihren Konkurrenten auf die nicht elegante Weise den Erfolg noch weggenommen. Einen Moment lang sah es auch dieses Mal so aus, doch Cherono parierte die einzig ernsthafte Attacke Kigens auf der langen Geraden Richtung Stadion. Dort war noch eine halbe Runde oder 200 Meter zu absolvieren. Cherono vollendete sein Werk mit einem tapferen Frontrun und spurtete Richtung Zielband. Die Zeitnehmung stoppte unter einer inszenierten, aber nicht gelungenen Rauchentwicklung bei einer Zeit von 2:05:09 Stunden. „Ich bin überglücklich mit diesem Resultat. Ich habe stets versucht zu puschen, weil ich eine schnelle Zeit laufen wollte. Ich lief in einer sehr starken Gruppe“, analysierte der 28-Jährige, der im Frühjahr Zweiter beim Rotterdam Marathon war. Seine Marathon-Hälften: 1:02:51 und 1:02:18 Stunden! Auch Kigen lief einen negativen Split (1:02:50 und 1:02:20 Stunden für seine Netto-Zeit von 2:05:10 Stunden) und freute sich wie Cherono über eine neue persönliche Bestleistung. Übrigens: Auch im Vorjahr siegte Wanjiru mit einem Negativ-Split, das Erfolgsgeheimnis beim Amsterdam Marathon.
14 Läufer unter 2:10 Stunden
Persönliche Bestleistungen gab es angesichts des ausgeglichenen Feldes in der Spitze massenweise. Ganze 14 Läufer nutzten die guten Marathon-Bedingungen bei allerdings recht hohen Temperaturen im strahlenden Sonnenschein von Amsterdam zu einer Zeit von unter 2:10 Stunden – Saisonrekord. Im Vorjahr hatten es 13 Läufer geschafft, diese Marke zu unterbieten. Unter den 14 Athleten befand sich auch der Schnellste laut Zeitenliste, Tesfaye Abera. Der Äthiopier, 2016 Sieger in Dubai und Hamburg, hatte kurz vor der Zwischenzeit bei Kilometer 35 den Kontakt nach vorne verloren und musste sich mit Rang acht zufrieden geben. Aus äthiopischer Sicht besser lief es nur für Mule Wasihun, der seinen „Hausrekord“ um fünf Sekunden verbesserte und Vierter wurde.
Oranje-Sternstunde
Der zweite große Sieger neben Lawrence Cherono war der Holländer Abdi Nageeye. Nicht, weil er sich erwartungsgemäß den holländischen Meistertitel holte. Sondern weil er die zehn Jahre alte Bestmarke von Kamiel Maase auslöschte und in einer Zeit von 2:08:16 Stunden einen neuen holländischen Landesrekord markierte. Um fünf Sekunden lief der 28-Jährige schneller als Maase vor zehn Jahren ebenfalls in Amsterdam.
Der Olympia-Teilnehmer kam in den Genuss einer eigenen gepacten Gruppe, die seine Zielsetzung unterstützte. Auch der neuseeländische Debütant Zane Robertson, der am Ende nicht im Ziel ankam, schloss sich dieser Gruppe an, die im konstanten Tempo den Halbmarathon nach 1:04:01 Stunden erreichte. Nageeye konnte das Tempo auch auf der zweiten Hälfte konstant hochhalten und litt erst auf den letzten Metern etwas – das große Ziel des holländischen Rekordes konnte er allerdings realisieren.
Linseder läuft an „Hausrekord“ heran
Im erweiterten Spitzenfeld des Amsterdam Marathon landete auch ein Österreicher. Der Halleiner Stefan Linseder (Kolland Topsport Gaal) kam inmitten des Verfolgerfeld des Damen-Rennens in einer Zeit von 2:28:24 Stunden ins Ziel und verpasste seine beim Salzburg Marathon 2016 aufgestellte persönliche Bestleistung nur knapp.
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