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WM 2017: 800m-Lauf der Damen, Vorschau: Entscheidende Komponente Testosteron

„Ich habe keine Zeit für Idioten!“ Caster Semenya reagierte gegenüber südafrikanischen Medien gewohnt aggressiv und ausdrucksstark, wenn es um jenes Thema geht, auf das sie liebend gerne verzichten würde. Vorteile im Sport dank eines höheren Testosteron-Levels aufgrund von Hyperandrogenismus. Und…

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„Ich habe keine Zeit für Idioten!“ Caster Semenya reagierte gegenüber südafrikanischen Medien gewohnt aggressiv und ausdrucksstark, wenn es um jenes Thema geht, auf das sie liebend gerne verzichten würde. Vorteile im Sport dank eines höheren Testosteron-Levels aufgrund von Hyperandrogenismus. Und schickte hinterher: „Ich habe keine Zeit für Leute, die sich nicht um mich kümmern.“ In einer beneidenswerten Situation ist die Olympiasiegerin sicherlich nicht. Es ist sogar verständlich, dass sie genervt ist. „Es ist wie, wenn man immer und immer wieder denselben Song hört – langweilig!“ Seit acht Jahren führt die Sportwelt intensive und öffentliche Diskussionen über sie. Begonnen hat alles, als „Nobody“ Semenya in Berlin die Konkurrenz im 800m-Lauf in Grund und Boden lief, und dem Spott, den Vorurteilen und unqualifizierten Einschätzungen der Weltöffentlichkeit ausgesetzt wurde. Der Hauptgrund: Testosteron.
 

Mit Abstand die stärkste 800m-Läuferin der Welt – Caster Semenya. © Getty Images / Patrick Smith
© Getty Images / Patrick Smith
Entscheidender Vorteil

Eine Anfang Juli veröffentlichte Studie auf Basis von realer Daten von Leichtathleten bezifferte den Vorteil von Frauen mit einem biologisch höheren Testosteron-Level auf 1,8–4,5% – konkret den 800m-Lauf betreffend am unteren Level. 1,8%, das entspricht bei einer Laufzeit von zwei Minuten ungefähr 2,1 Sekunden (siehe RunAustria-Bericht). Das klingt im ersten Moment vielleicht nach nicht viel, ist aber eine sehr entscheidende Komponente. Beim WM-Finale von Peking 2015 lagen 1,67 Sekunden zwischen der Weltmeisterin Marina Arzamasova und der achtplatzierten Renelle Lamote. Zwei Jahre später in London ist wie im Vorjahr bei Olympia Testosteron der große Trumpf von Caster Semenya. Nicht nur ihrer…
 
Bewerb: 800m-Lauf der Damen
Startzeit: Sonntag, 13. August um 20:10 Uhr Ortszeit (21:10 Uhr MEZ)
Olympiasiegerin 2016: Caster Semenya (Südafrika)
Titelverteidigerin: Marina Arzamasova (Weißrussland) *
Rekord-Weltmeisterin: Maria de Lurdes Mutola (Mosambik) (drei WM-Titel)
Erfolgreichste Nation: Mosambik (drei WM-Titel)
WM-Rekord: Jarmila Kratochvilova (Tschechoslowakei) in 1:54,68 Minuten (Helsinki 1983)
Weltjahresbestleistung: Caster Semenya (Südafrika) in 1:55,27 Minuten (Monaco)
Favoritin: Caster Semenya (Südafrika)
* im Vorlauf ausgeschieden
 

Testosteron als Schlüssel

Die Studie definiert in greifbaren Zahlen, was logisch ist. Mehr Testosteron im Körper verspricht bessere Leistung. Nicht umsonst sind Männer leistungsstärker als Frauen, das entstammt dem natürlichen Ursprung. Der Unterschied in der Leichtathletik liegt bei ca. 10%. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) will noch in diesem Jahr eine Entscheidung treffen und neue Regeln definieren. Die Ära von Caster Semenya und Co. könnte als bald dem Ende zu gehen – oder eben auch nicht. Je nachdem, wie die neue Regelung aussieht, die die Menschenrechte einhalten und vom Obersten Internationalen Sportgerichtshof (CAS) akzeptiert werden muss. Kein Wunder, dass Semenya so aggressiv agiert. Sie befürchtet, dass ihr die Felle davon schwimmen. Eines ist aber euch klar: Bis zum WM-Finale am Sonntag bleibt alles unverändert, alles andere als ein erneuter Triumph der Südafrikanerin wäre ein sportliches Wunder. Ein durch die Jahre 2013–2015 belegter Fakt lautet allerdings: Ohne das volle Auskosten ihres genetischen Vorteils ist Caster Semenya eine absolute Durchschnittsläuferin!

Ein Urteil stellt einen WM-Zyklus auf den Kopf

Es ist nun über zwei Jahre her, als die indische Sprinterin Dutee Chand, die ebenfalls in London dabei war, mit ihrer Anklage vor dem CAS in Lausanne die alte IAAF-Regelung kippte. Bis dahin musste auch Caster Semenya sich einer Hormontherapie unterziehen, um startberechtigt zu sein. Das Brisante im 800m-Lauf ist: Es betraf nicht nur Caster Semenya, sondern auch Francine Niyonsaba und die damals amtierende Junioren-Weltmeisterin Margaret Wambui (vermutlich). Der laufende WM-Zyklus zeigt drastisch auf, wie die 800m-Welt auf den Kopf gestellt wurde.
Während Marina Arzamasova sich in Peking zur Überraschungs-Weltmeisterin krönte und eine kanadische Newcomerin namens Melissa Bishop einen kanadischen Landesrekord nach dem anderen aufstellte, vor Aufregung tagelang nicht schlafen konnte, und noch vor der haushohen Favoritin Eunice Sum, die damals praktisch kein Rennen verlor, Silber gewann, scheiterte Caster Semenya als Halbfinalletzte. Margaret Wambui flog im Vorlauf raus und Francine Niyonsaba war erst gar nicht dabei. Seit Saisonbeginn 2016 gab es nur ein einziges Rennen, bei dem eine andere Läuferin eine aus diesem Trio sportlich besiegen konnte. Ausgerechnet bei der WM-Generalprobe in Monaco, als Wambui, die nach Problemen mit dem Visum eine schwierige Anreise hatte, nur Neunte wurde und die US-Amerikanerin Ajee Wilson die einst utopische Hoffnung nährte, Semenya und Co. auch trotz des Testosteron-Nachteils besiegen zu können. Wilson war es auch, die das Duo Niyonsaba–Wambui in Abwesenheit Semenyas bei der Hallen-WM in Portland im März 2016 sprengte.

Wilson als Medaillenkandidatin

Die sportlichen Voraussetzungen für das 800m-Finale sind also klar. Caster Semenya, die seit 28 (!) 800m-Rennen unbesiegt ist, ist die haushohe Favoritin. Allerdings ist Ajee Wilson so stark, dass sie wahrscheinlich gegen die anderen beiden Läuferinnen mit Testosteron-Vorteil um die restlichen Medaillen kämpfen kann. Alle anderen sind dank natürlicher Voraussetzungen chancenlos, egal wie sehr sie sich ins Zeug legen. Diese Ausgangsposition führte bei den Olympischen Spielen zu einem wahren Tränenmeer bei Melissa Bishop und Lynsey Sharp, die auch in London mit stumpfen Waffen kämpfen. Und hier liegt das Problem: Die Frauen, die einen frauen-üblichen Testosteronspiegel besitzen, sind de facto chancenlos (außer man heißt Ajee Wilson und befindet sich in Überform) – eine Botschaft, die den Sport bedroht. Sie alle können es kaum erwarten, bis die neue IAAF-Regelung in Kraft tritt und müssen sich bis dahin in unendlicher Geduld üben.

Für die Integrität des Frauensports

Die IAAF unter der Leitung ihres Präsidenten Sebastian Coe ist bestrebt, eine neue Definition der Testosteron-Regulierung einzuführen. Ein Team an Experten arbeitet seit über einem Jahr an einem überzeugenden Lösungsvorschlag, ohne bisher veröffentliche Resultate. Das zeigt, wie verzwickt wohl die rechtliche Situation ist, wenn man alle ethischen Regeln einhalten, Diskriminierung vermeiden und Toleranz wahren will. Der Weltverband will die Integrität des Frauensports verteidigen und verhindern, dass weltweit nur mehr Frauen im Sport gefördert werden, die genetisch bedingte, männliche Züge aufweisen – eine bizarre Art der Talentsuche, der der Sport aktuell näher ist als er sich wünscht. Außerdem gilt es, faire Voraussetzungen für Sport zu wahren. Denn Fairness ist einer der Grundpfeiler des Sports, auch wenn dieser durch andere Missstände ebenso einsturzgefährdet ist. Die Situation ist kurios: Garantiert eine neue Regelung die fairen Voraussetzungen für die Durchschnittsfrau, gefährdet sie den fairen Zugang zu Sport für Frauen mit erhöhtem Testosteron-Level. Die neue Regelung wird also weiterführende Lösungen anbieten müssen, um vom CAS akzeptiert zu werden.

Braucht der Sport eigene Regeln abseits gesellschaftlicher Trends?

Die meisten Experten begrüßen den Ansatz der IAAF, doch die Diskussion polarisiert. Und es gibt nicht wenige, die dafür plädieren, alles so zu lassen, wie es ist. Also, wie es die Natur vorgesehen hat und etwa Caster Semenya als eine in einer lesbischen Beziehung lebende Spitzensportlerin akzeptieren, die der weltweiten Konkurrenz keine Chance auf Siege lässt. Dass das künstliche Zufügen von unnatürlichen Substanzen (Doping) reguliert wird, befürworten sie, klar. Doch in die Natur des menschlichen Körpers eingreifen?
Das Problem ist, dass der Sport hier Linien ziehen möchte, auf die die moderne Gesellschaft in einer Zeit der fortgeschrittenen Gender-Debatte in allen anderen Bereichen bewusst verzichtet. Muss sich der Sport an die Bestrebungen der modernen Gesellschaft im eigenen Teilbereich halten oder müssen Frauen mit erhöhtem Testosteron-Level akzeptieren, dass im Sport eigene Gesetze herrschen? Eine Hormontherapie als Lösung, wie einst, scheint unrealistisch. Eine Studie von Katrina Karkazis, Forscherin an der Stanford University, betont die langfristigen, gesundheitlichen Risiko einer künstlichen Senkung des Testosteron-Levels.

„Wir haben die Unterscheidung zwischen Mann und Frau akzeptiert“

Der weltweit anerkannte, südafrikanische Sportwissenschaftler Ross Tucker erklärt, warum unsere Gesellschaft und damit der Sport diese Regelung dringend braucht: „Das Argument, es handle sich hier um einen normalen genetischen Vorteil, zählt nicht. Eine Frau mit Y-Chromosom und einem höheren Testosteron-Level zu sein ist nicht dasselbe wie ein jamaikanischer Sprinter mit schnell zuckenden Muskelfasern zu sein oder ein 2,08 Meter großer Basketballspieler. Warum? Weil wir akzeptiert haben, dass Frauen und Männer verschieden sind. Daher haben wir auch für den Sport unterschiedliche Rahmenbedingungen geschaffen. Wir haben keine Kategorien für Körpergröße im Basketball, Muskelfasern im Sprint oder Bein- und Armlängen im Schwimmen definiert. Der Frauensport hat seine eigene Leistungsklasse, um die Integrität des Sports und weiblichen Leistungen gegen den stärksten Einfluss für sportliche Leistung zu schützen – das männliche Chromosom.“

Testosteron entscheidet WM-Rennen

Über dem WM-Finale über 800m der Damen im voll besetzten Londoner Olympiastadion schwebt also das große Thema Testosteron. Es wird das Rennen 100%ig mitentscheiden. In welchem Ausmaß, bleibt abzuwarten. Während einige Experten davon ausgehen, dass Semenya aufgrund der drohenden, näher kommenden, neuen Regelung erstmals ihre Top-Leistung abliefert und den ältesten bestehenden Weltrekord der Leichtathletik der mit vielen männlichen Eigenschaften versehenen Jarmila Kratochvilova auslöschen könnte, glauben andere, dass die Südafrikanerin auch in London zurückhält und auf „Sparflamme“ Gold gewinnt. Ganz nach dem Motto: bloß keine zusätzlichen Argumente für eine neue Regelung liefern.
 
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Der Zeitplan der WM 2017
IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London

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