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Trotz positiven Dopingtests: Keine Sperre für Ajee Wilson
Wie die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur (USADA) am gestrigen Montag öffentlich bekannt gab, wurde US-800m-Star Ajee Wilson bereits am 11. Februar 2017 positiv auf die verbotene Substanz Zeranol getestet. Damals bestritt die 23-jährige im Rahmen der Millrose Games in New York einen…
Wie die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur (USADA) am gestrigen Montag öffentlich bekannt gab, wurde US-800m-Star Ajee Wilson bereits am 11. Februar 2017 positiv auf die verbotene Substanz Zeranol getestet. Damals bestritt die 23-jährige im Rahmen der Millrose Games in New York einen 800m-Lauf und erzielte in einer Zeit von 1:58,27 Minuten die schnellste 800m-Zeit der gesamten Hallensaison. Anschließend gab sie eine Urinprobe ab, in der die laut Bestimmungen der Welt Anti Doping Agentur (WADA) verbotene Substanz nachgewiesen wurde.
Zu geringe Menge
Im Zeitraum der Ermittlungen der USADA spielten die relativ geringe Konzentration der verbotenen Substanz in Wilsons Urin und eine negative Dopingprobe, die exakt eine Woche zuvor abgenommen wurde, eine zentrale Rolle. Die Athletin legte den Ermittlern eine detaillierte Aufstellung ihres Ernährungsplans vor. Mehrere unabhängige Experten bestätigten den Ermittlern, dass diese geringe Menge Zeranol aus einem von Wilson im Vorfeld des Wettkampfs verzehrten Rindfleisches stammte. Aufgrund der marginalen Präsenz der Substanz schlossen sie eine andere Quelle als kontaminiertes Fleisch aus. Die mit estrogenen und anabolen Eigenschaften versehene Substanz Zeranol wird in der Tiermasthaltung eingesetzt. Während in Europa die Verwendung von Zeranol in der Tierhaltung seit über 30 Jahren verboten ist, ist auf dem US-Markt mit Zeranol kontaminiertes Fleisch Gang und Gäbe.
US-Rekord gestrichen
Daher, so die Argumentation in einem Bericht auf der Website der USADA, kommt Ajee Wilson ohne Sperre davon. Allerdings wird das bei den Millrose Games erzielte Resultat gestrichen, womit die Hallen-Vize-Weltmeisterin von 2016 auch ihren US-amerikanischen Hallenrekord verliert. Ajee Wilson hat seit jenem Rennen in New York keinen Wettkampf mehr bestritten. Interessant ist sicherlich der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Geschichte – in wenigen Tagen beginnen in Sacramento die verpflichtenden US-Vorausscheidungen für das WM-Team für London.
100%ig glaubwürdig?
Während die US-Medienlandschaft sich auf den USADA-Bericht konzentrierte, sehen ausländische Medienberichte durchaus einen faden Beigeschmack an dieser Geschichte. Die schwedische Tageszeitung „Expressen“ wies auf mehrere ähnliche Fälle mit verunreinigtem Fleisch hin, die in Dopingsperren endeten – wie der Fall des spanischen Radstars Alberto Contador vor einigen Jahren. Christopher Kelsall stellt in einem Beitrag auf der nordamerikanischen Webplattform „Athletics Illustrated“ die Frage auf, ob bei einem ähnlichen Dopingfall in Russland, der Türkei oder anderen Ländern ein (de facto) Freispruch ähnlich entspannt zur Kenntnis genommen würde wie jener von Ajee Wilson. Und beantwortete sie gleich selbst mit „nein“, um auf die gängige Praxis der Mikrodosierungen hinzuweisen. Mit Mikrodosierungen, vor allem, wenn sie während der Nachtstunden verabreicht werden, in denen aus gesetzlichen Gründen keine Dopingkontrollen stattfinden dürfen, können Sportler erwiesenermaßen positive Dopingtests aufgrund der minimalen Verabreichung von verbotenen Substanzen relativ gefahrlos umgehen.
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