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Es war der 2. November 2014, der letzte Kilometer des New York City Marathon war erreicht. Wilson Kipsang attackierte, doch er konnte seinen äthiopischen Rivalen Lelisa Desisa nicht wirklich abschütteln. Aber der Kenianer behielt souverän die Oberhand und besiegte den…
Es war der 2. November 2014, der letzte Kilometer des New York City Marathon war erreicht. Wilson Kipsang attackierte, doch er konnte seinen äthiopischen Rivalen Lelisa Desisa nicht wirklich abschütteln. Aber der Kenianer behielt souverän die Oberhand und besiegte den Konkurrenten. Erwartungsgemäß. Zwar hatte sein Landsmann Dennis Kimetto ihm erst gut einen Monat davor den Weltrekord entrissen, dennoch umgab Kipsang die Aura, der beste Marathonläufer der damaligen Zeit zu sein.
Abruptes Ende der Erfolgsserie
Das ist die Beschreibung seines letzten Sieges. Bis dorthin konnte man die Nicht-Triumphe Kipsangs auf einer Hand abzählen, denn es überwogen die Siege. Von seinen bis dahin elf Marathons auf internationalem Parkett hatte er nur drei nicht gewonnen: Das Debüt in Paris (Dritter), den Olympischen Marathon von London, wo ein taktischer Fehler ihn Gold kostete und Bronze brachte und beim London Marathon 2013, wo ein irres auf Weltrekord ausgelegtes Tempo die versammelte Elite im Finale entkräftet lahm legte. Machte Kipsang keine taktischen Fehler, gewann er. So wie in Frankfurt, wo er Streckenrekord lief, oder Berlin, wo er Weltrekord lief. Seit New York ging ihm das Siegen allerdings nicht mehr leicht von der Hand. Der Niederlage gegen Eliud Kipchoge in London 2015 erhobenen Hauptes folgte das WM-Debakel von Peking, war er chancenloser Vierter in New York, distanzierter Fünfter in London 2016 und als er endlich zur Topform zurückfand, kochte ihn in Berlin Kenenisa Bekele beim grandiosen Duell im Kampf gegen den Weltrekord ab. Irgendwie vermittelte die Wahl Kipsangs für den Frühjahrsmarathon 2017 den Eindruck, er wollte der großen Konkurrenz aus dem Weg gehen, um endlich wieder einmal zu siegen.
Kipsang nimmt sogar das Wort „Weltrekord“ in den Mund
In der Tat findet der 34-Jährige beim Tokio Marathon ideale Voraussetzungen dafür. Er ist der erklärte Favorit und die optimierte Streckenführung sollte eine Verbesserung des Streckenrekords von 2:05:42 Stunden, aufgestellt von Dickson Chumba im Jahr 2014, im Bereich des Realisierbaren ansiedeln. Doch Kipsang wäre nicht Kipsang, würde er nicht mehr wollen. „Immer wenn ich am Start stehe, versuche ich Rekorde zu brechen. Ich will unbedingt wieder der schnellste Marathonläufer werden, das heißt, ich werde auch in Tokio den Weltrekord angreifen. Die Strecke ist schnell“, ist der Kenianer überzeugt. Gelingt der Sieg, könnte Kipsang auf Platz zwei der Gesamtwertung der World Marathon Majors hinter den für ihn uneinholbaren Eliud Kipchoge rücken. Für Kipsang wird das Jahr 2017 ohnehin ein ereignisreiches. Denn neben sportlichen Erfolgen und eine Qualifikation für das WM-Team strebt er auch einen Sitz im kenianischen Parlament erreichen.
Chumba als größter Herausforderer Kipsangs
Sportlich gesehen kommt die schärfste Konkurrenz beim Tokio Marathon aus Kenia. Streckenrekordhalter Dickson Chumba strebt seinen zweiten Sieg im fernöstlichen Tokio an. Dazu kommen mit Bernard Koech, Evans Chebet, der im letzten Jahr den dritten Platz beim Berlin Marathon belegt hat, Rotterdam-Sieger Marius Kipserem und der zweifache Amsterdam Marathon-Sieger Bernard Kipyego weitere starke Läufer aus Kenia dazu. „Ich möchte das nachholen, was ich im letzten Jahr verpasst habe – hier zu gewinnen. Es wird nicht einfach, mal sehen, was möglich ist“, wird der Vorjahreszweite Kipyego von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zitiert.
Die stärksten Äthiopier am Start sind Tsegay Kebede, dessen stärkste Leistungen bereits einige Jahre zurückliegen, der aber nach wie vor die schnellste je auf japanischem Boden gelaufene Marathonzeit hält (2:05:18 Stunden, 2009 in Fukuoka), und Tadese Tola, WM-Medaillengewinner 2013, der bereits in Dubai und Tokio auf dem Podest stand. Das Elitefeld der Herren wird abgerundet von Shumi Dechasa aus dem Bahrain, 2014 Sieger des Hamburg Marathon, und Stephen Mokoka aus Südafrika, der bereits dreimal den Shanghai Marathon gewinnen konnte.
Herren-Feld stärker als Damen-Feld
Damit gelang es dem Veranstalter, das Elitefeld der Herren eine deutliche breitere Qualität zu verleihen als jenem der Damen. Auch im Quervergleich mit folgenden Marathon-Highlights im Frühjahr 2017 ist die Besetzung sehenswert: Zwei der Top-Ten des vergangenen Jahres sind dabei, insgesamt haben zehn Teilnehmer eine bessere Bestleistung unter 2:07 Stunden. Beim London Marathon sind es lediglich acht. Nicht weniger als 19 (!) Tokio-Starter sind bereits unter 2:10 Stunden gelaufen, unter diesem Gesichtspunkt wird kein anderer Frühjahrsmarathon den Tokio Marathon übertreffen.
Hoffnung auf WM-Ticket
Für einen qualitativen Aufschwung sorgt auch die Anwesenheit einiger der besten japanischen Läufer, die um ein WM-Ticket beim dritten von vier ausgeschriebenen Qualifikationsrennen kämpfen. Die aussichtsreichsten Kandidaten sind Masato Imai, der vor zwei Jahren in Tokio eine Zeit von 2:07:39 Stunden erzielte – und damit die beste eines Japaners im letzten Jahrzehnt, Hiroaki Sano, Koji Gokaya und Takuya Fukatsu. Sie alle können, wenn sie ein ideales Rennen abliefern, eine Zeit von unter 2:10 Stunden anbieten. Auch Altmeister Arata Fujiwara, 2012 beim Tokio Marathon in einer Zeit von 2:07:48 Stunden Zweiter, ist am Start. Der 35-Jährige Olympia-Teilnehmer von London wagt einen letzten Vorstoß, noch einmal an einem internationalen Großereignis teilzunehmen. Wie die Plattform Japan Running News berichtet, hat sich Fujiwara zwei Monate lang in der kenianischen Höhenluft gewissenhaft vorbereitet und dabei unter anderem mit Leuten trainiert, die beim Tokio Marathon als Gegner an der Startlinie stehen.
Ein interessanter Marathon-Debütant ist der US-Amerikaner Andrew Bumbalough, der über eine Halbmarathon-Bestleistung von 1:02:04 Stunden verfügt. Der Tokio Marathon 2017 ist für ihn auch eine Art Comeback, denn aufgrund von zahlreichen Verletzungen erlebte er zwei Jahre zum Vergessen.
Die RunAustria-Vorschau auf das Damen-Rennen: Tokio Marathon: neue Strecke, gestiegene Erwartungen Tokio Marathon
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