Überraschungen beim Halbmarathon in Houston

© Houston Marathon / Facebook
Das erste wichtige Halbmarathonrennen der neuen Saison hat in der texanischen Metropole Houston für einige nicht vorhersehbare Ergebnisse gesorgt. Bei den Damen musste sich Titelverteidigerin Mary Wacera, die im vergangenen Jahr in einer glänzenden Zeit von 1:06:29 Stunden triumphiert hatte, bereits frühzeitig vom Gedanken einer möglichen Titelverteidigung verabschieden. Denn ihre Landsfrau Veronicah Wanjiru, die im vergangenen Herbst mit dem Sieg in Kopenhagen erstmals auch im Halbmarathon aufzeigen konnte, wählte eine offensive Taktik und konnte sich bereits während der ersten Rennhälfte leicht von ihren Konkurrentinnen absetzen. Einzig die Äthiopierin Dera Yami hielt den kurzzeitigen Anschluss an die Führende, die Zwischenzeit bei 10 Kilometer wurde in flotten 31:42 Minuten passiert.
Bestleistung für Wnajiru und Yami
Bei Kilometer 15 war der Abstand zwischen den beiden Führenden allerdings bereits auf zwölf Sekunden gewachsen und vergrößerte sich in den folgenden Minuten. Im Finale hatte die 27-jährige Kenianerin, vor Ewigkeiten einmal Junioren-Weltmeisterin im 3.000m-Lauf, keine Sorgen mehr und lief das Rennen in einer starken Siegerzeit von 1:07:58 Stunden zu Ende. Ihr Jubel ergründete sich nicht nur im Triumph, sondern auch in einer neuen persönlichen Bestleistung. Stark zeigte sich auch Yami, die in einer Zeit von 1:08:06 Stunden ein gewaltiges Halbmarathon-Debüt lieferte und mit Platz zwei belohnt wurde.
Spannender Kampf um Platz drei
So entwickelte sich das Rennen auf eine Art und Weise, dass Wacera nicht nur nicht gewann, sondern auch um einen Podestplatz zittern musste. Einen Kilometer vor dem Ziel wurde die Favoritin von der hervorragend aufgelegten US-Amerikanerin Jordan Hasay überholt. Zwar wendete die zweifache WM-Medaillengewinnerin in dieser Disziplin das Blatt im Schlussspurt noch einmal und sicherte sich Platz drei, den größten Applaus im Damen-Rennen erhielt jedoch Hasay. Die Lokalmatador beendete ein bärenstarkes Debüt in einer Zeit von 1:08:40 Stunden und erzielte damit die schnellste Zeit einer US-amerikanischen Läuferin in Houston, seit 2002 der Halbmarathon ins Eventprogramm aufgenommen wurde. Einzig Kara Goucher schaffte vor acht Jahren in Lissabon in der Geschichte der US-amerikanischen Leichtathletik ein schnelleres Halbmarathon-Debüt. Mit dieser Leistung blieb Hasay auch vor einem ganz großen Namen in diesem Rennen, denn Mamitu Daska, zweifache Siegerin des Frankfurt Marathon, musste sich mit Rang fünf zufrieden geben.
US-Amerikaner Korir mit überraschendem Triumph
Noch besser lief es trotz der kurzfristigen Absage durch Galen Rupp für die US-Amerikaner bei den Herren: Denn das Finale spitzte sich auf einen spannenden Vierkampf zu. Kurz davor waren Samsom Gebreyohannes aus Eritrea und der Äthiopier Yigrem Demelash, im vergangenen Jahr äthiopischer Meister und Olympia-Vierter im 10.000m-Lauf, aus der Spitzengruppe zurückgefallen. 200 Meter vor dem Ziel wurde der entscheidende Schlussspurt gezündet, Feyisa Lilesa sprintete los. Der Äthiopier lag bis kurz vor dem Zielband vorne, als Leonard Korir sich gerade noch vorbeischob und in einer Zeit von 1:01:14 Stunden für den zehnten US-amerikanischen Erfolg beim 16. Houston Halbmarathon feierte. Nur eine Woche davor hatte der in Kenia geborene Korir beim Crosslauf in Edinburgh auf einer ähnlichen Art und Weise den Schlussspurt gegen Callum Hawkins gewonnen (siehe RunAustria-Bericht).
Äthiopische Verfolger
Lilesa, der seit seiner politischen Geste beim Olympischen Marathon in Rio, den er auf dem silbernen Rang beendete, in den USA lebt, wurde Zweiter. Der 26-Jährige hatte den Halbmarathon in der NASA-Metropole bereits zweimal gewinnen können und dabei den noch gültigen Streckenrekord von 59:22 Minuten aufgestellt. Beim Zieleinlauf wiederholte er seine Geste von Rio mit den an den Handgelenken gekreuzten Armen, die Richtung Himmel gestreckt waren. Auch auf den weiteren Plätzen landeten mit Hiskel Tewelde, Fikadu Tsadik und Yigrem Demelash äthiopische Läufer.
Marathon-Siege für Ondoro und Assefa
Im Marathon der Herren fiel die Entscheidung bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit nach rund 35 Kilometern. Der Kenianer Dominic Ondoro, im Herbst Sieger beim Twin Cities Marathon in Minnesota, setzte sich von seinen äthiopischen Verfolgern ab und gewann in einer Zeit von 2:12:05 Stunden vor Yitayal Atanfu und Abayneh Ayele. Damit siegte erstmals seit 2008 wieder ein Kenianer beim Houston Marathon, dazwischen hat es ausschließlich äthiopische Gewinner gegeben. Dafür hielt die äthiopische Siegesserie bei den Damen: Meskerem Assefa, die in Houston bereits zweimal auf dem Stockerl stand und 2013 Zweite des Vienna City Marathon wurde, verlängerte die Siegesserie der Äthiopierinnen auf elf Triumphe. In einer Zeit von 2:30:18 Stunden konnte sie etwas überraschend Titelverteidigerin Biruktayit Degefa hinter sich lassen. Die Vorjahressiegerin hatte bereits ab Kilometer 25 immer wieder Schwierigkeiten, das Tempo ihrer Landsfrau zu halten. Wenig später wuchs die Lücke vorentscheidend an.
Mehr Marathon-Finisherinnen
Erstaunlich am diesjährigen Houston Marathon war die Verteilung der Finisherzahlen. Die Ziellinie des Halbmarathon überquerten 8.431 Läuferinnen und damit deutlich mehr als Läufer (6.490). Dafür hatten die Männer beim Marathon die Nase vorne (6.044 zu 3.996).
Ergebnisse Houston Halbmarathon
Herren
1. Leonard Korir (USA) 1:01:14 Stunden
2. Feyisa Lilesa (ETH) 1:01:14 Stunden
3. Hiskel Tewelde (ETH) 1:01:17 Stunden
4. Fikadu Tsadik (ETH) 1:01:17 Stunden
5. Yegrem Demelash (ETH) 1:01:59 Stunden
6. Samsom Gebreyohannes (ERI) 1:02:12 Stunden
7. Silas Kipruto (KEN) 1:02:30 Stunden
8. Weldon Kirui (KEN) 1:03:01 Stunden
9. Bayron Piedra (ECU) 1:03:06 Stunden
10. Daniel Salol (KEN) 1:03:12 Stunden
Damen
1. Veronicah Wanjiru (KEN) 1:07:58 Stunden
2. Dera Yami (ETH) 1:08:06 Stunden
3. Mary Wacera (KEN) 1:08:38 Stunden
4. Jordan Hasay (USA) 1:08:40 Stunden
5. Mamitu Daska (ETH) 1:09:01 Stunden
6. Muliye Haylemariyam (ETH) 1:09:46 Stunden
7. Alpiphine Tuliamuk (USA) 1:09:58 Stunden
8. Gladys Yator (KEN) 1:10:01 Stunden
9. Elvin Kibet (KEN) 1:11:37 Stunden
10. Diane Nukuri (BDI) 1:11:42 Stunden
Ergebnisse Houston Marathon
Herren
1. Dominic Ondoro (KEN) 2:12:05 Stunden
2. Yitayal Atnafu (ETH) 2:12:33 Stunden
3. Abayneh Woldegiorgis (ETH) 2:12:44 Stunden
4. Andualem Shiferaw (ETH) 2:12:54 Stunden
5. Abrha Asefa (ETH) 2:16:16 Stunden
6. Elkanah Kibet (USA) 2:17:25 Stunden
7. Tim Young (USA) 2:17:29 Stunden
8. Colin Leak (USA) 2:18:16 Stunden
9. Robert Cheseret (USA) 2:18:59 Stunden
10. Aron Rono (USA) 2:21:03 Stunden
Damen
1. Meskerem Assefa (ETH) 2:30:18 Stunden
2. Biruktayit Degefa (ETH) 2:30:44 Stunden
3. Becky Wade (USA) 2:35:57 Stunden
4. Serkalem Abrha (ETH) 2:36:47 Stunden
5,. Sarah Crouch (USA) 2:38:37 Stunden
6. Mary Davies (NZL) 2:42:57 Stunden
7. Megan Foster (USA) 2:47:35 Stunden
8. Rocio Cantara (PER) 2:49:51 Stunden
9. Hiruni Wijayaratne (SRI) 2:50:12 Stunden
10. Kath Hardcastle (USA) 2:50:40 Stunden
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