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Zwei Tage vor Heiligabend ist einer der größten Läufer Äthiopiens im Krankenhaus von Toronto verstorben. Miruts Yifter gewann bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau zwei Olympische Goldmedaillen. Im Alter von 72 Jahren (vermutlich, denn über sein Geburtsjahr schwebt auch…
Zwei Tage vor Heiligabend ist einer der größten Läufer Äthiopiens im Krankenhaus von Toronto verstorben. Miruts Yifter gewann bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau zwei Olympische Goldmedaillen. Im Alter von 72 Jahren (vermutlich, denn über sein Geburtsjahr schwebt auch ein kleiner Mythos, der als sicher geltende Zeitraum wurde auf die Jahr 1938-1944 begrenzt, man einigte sich auf 1944, Anm.) wurde Yifter vor einigen Wochen mit einer schweren Atemwegserkrankung in ein Krankenhaus in Toronto eingeliefert, der er am 22. Dezember erlag. Der Äthiopier lebte seit 1998 in der kanadischen Hauptstadt Ottawa, wo er als Trainer arbeitete. Kommende Woche soll in Addis Abeba eine riesige Abschiedsfeier geplant sein.
Nationalheld und Idol
„Als ich zu laufen begann, wollte ich wie er sein. Miruts war hauptausschlaggebend für meine Karriere“, reagierte Haile Gebreslassie traurig auf die Nachricht über den Tod seines großen Vorbilds. In der Tat zählt Yifter zurecht zu den großen Langstreckenläufern auf der Bahn, die die Leichtathletik in seiner langen Geschichte gesehen hat. Dass er nicht noch mehr Erfolge gefeiert hat als jene, die ihn ohnehin bereits zur Legende in Äthiopien gemacht haben, waren unglücklichen Begebenheiten und einer seltsamen Geschichte geschuldet.
Bei den Olympischen Spiele 1972 ließen ihn seine Trainer im Aufwärmraum stehen und als sie zu spät ankamen, um ihn bei den Race Marshals anzumelden, war das Rennen bereits gestartet. Das ist die Version des Athleten, die Gründe für dieses Versäumnis bleiben ein nicht restlos aufzuklärendes Mysterium. Unter dem Strich blieb die Tatsache, dass Yifter nicht am Rennen teilnehmen konnte. In Äthiopien grassierte großer Zorn darüber. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde der damals unerfahrene Läufer ins Gefängnis gesteckt. Man sah ihn als Verräter an, anstatt ihn aufgrund der Bronzemedaille im 10.000m-Lauf zu feiern. Doch Yifter ließ sich durch diese traurige Episode nicht beirren und trainierte im Gefängnis fleißig weiter. Als er ein Jahr später bei den All African Games in Lagos die Goldmedaille im 10.000m-Lauf gewann, war er wieder obenauf. Die nächste Bremswirkung seiner Karriere entfaltete die politische Entscheidung Äthiopiens, sich dem afrikanischen Boykott der Olympischen Spiele 1976 von Montreal anzuschließen, um mit diesem Signal Südafrika im Kampf gegen die Apartheid zu unterstützen. Yifter weilte bereits in der kanadischen Metropole, um 24 Stunden vor den Vorläufen über 10.000m frustriert wieder abzureisen. „Der Boykott war für eine gute Sache, das hat den Schmerz der Nicht-Teilnahme gelindert.“
„Yifter the shifter“
Seine großen Tage sollten noch folgen und zwar bei den Olympischen Spielen von Moskau. Obwohl Yifter damals bereits 36 Jahre alt war, schaffte er es endgültig in die Fußstapfen des Finnen Lasse Viren zu treten, den er besonders aufgrund seiner taktischen Überlegenheit in den Läufen stets bewundert hatte. Der Äthiopier gewann 1980 in der sowjetischen Hauptstadt die Goldmedaillen sowohl über 10.000m als auch über 5.000m. Seine Spezialität war der unwiderstehliche Antritt exakt 300 Meter vor dem Ziel – eine Taktik, so bestechend war, dass sie Laufsport veränderte. Ihm selbst brachte dieser Antritt zweifaches Olympia-Gold und den Übernamen „Yifter the shifter“. „Als wir damals die Taktik vorbereiteten, dachten wir: 300 Meter ist perfekt – nicht zu früh und nicht zu spät.“
Der große Triumph Yifters von Moskau stand weltweit als vorbildliches Beispiel, er erhielt aufgrund seiner Vorgeschichte großen Respekt aus allen Teilen des Planeten. In Äthiopien war er dank dieser Erfolge längst in die erste Liga der heimischen Läufer aufgestiegen, die vom unvergesslichen Marathon-Champion Abebe Bikila angeführt wurde und heute von lebenden Legenden Haile Gebreslassie und Kenenisa Bekele nahtlos fortgeführt wird. Sein letztes großes Ziel eines Olympia-Starts in Marathon 1984 in Los Angeles konnte er sich nicht mehr erfüllen.
Stolz auf seine Nachfolger
Auch wenn Yifter Ende des vergangenen Jahrhunderts nach Kanada zog, verlor er seine Heimat und seinen Lieblingssport dort nie aus den Augen. Interessiert verfolgte er die großen Heldentaten seiner Nachfolge, die er seinerseits als aktiver Sportler inspiriert hatte. Einst sagte er mit einem Augenzwinkern: „Eine jede Goldmedaille eines äthiopischen Läufers verlängert mein Leben um ein weiteres Jahr.“ Einer der heutigen Stars hat es ihm ganz besonders angetan, Kenenisa Bekele. „Kenenisa ist ein unglaublich starker Athlet. Er erinnert mich irgendwie an meine Zeit als Läufer. Ich bin sehr stolz auf ihn und das, was er erreicht hat“, sagte Yifter einst in einem Interview.
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